# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Lieder für den Untergang | |
> Zwei sommerliche Festivals stehen im Zeichen von Expreiment und Protest. | |
> Und auch The Staples Jr. Singers sind vom Kampf für Bürgerrechte | |
> inspieriert. | |
Bild: Julia Mihály kommt ins Radialsystem | |
Zum elften Mal lädt von Donnerstag bis Samstag das experimentelle | |
[1][Heroines of Sound-Festival] zum Erforschen der Verbindungslinien | |
weiblichen Musikschaffens ein, in historischer Hinsicht ebenso wie im | |
Interkulturellen. | |
Im Fokus der dreitägigen Veranstaltung im Radialsystem steht diesmal zum | |
einen die menschliche Stimme, zum anderen Perkussion im Allgemeinen und das | |
Schlagzeug im Besonderen. Insbesondere bei letzterem sind Frauen ja eher | |
unterrepräsentiert – weswegen sicher auch ein Besuch bei den Panels und | |
Workshops lohnt, die vor den jeweiligen Konzertabenden stattfinden. | |
Auch wenn die Grundierung durchaus avantgardistisch anmutet, ist das | |
klangliche Spektrum breit: abstrakte Klangforschung, wie sie das irische | |
Quiet Music Ensemble betreibt, kann man ebenso erleben wie den schön | |
verspult groovenden Art-Pop von Golden Diskó Ship oder Katalin Ladik, eine | |
echte Pionierin der Klangkunst. Nicht zuletzt geht es bei dem Festival auch | |
darum, wie Protest klingt. | |
Die Frage inspirierte Julia Mihálys Stück „18WEST – Songs für den | |
Untergang“ (2019). Die Frankfurter Komponistin und Performerin, die bei der | |
diesjährigen Ausgabe auch Gastkuratorin ist, ließ sich dazu von den | |
Auseinandersetzungen um die Startbahn West vor mehr als vier Jahrzehnten | |
anregen. | |
Die Uraufführung des Stücks liegt zwar erst fünf Jahre zurück, doch Mihály | |
wollte ein Update, das sie nun mit der aus Peru stammenden, in Berlin | |
lebenden Perkussionistin Laura Robles und Teresa Riemann umsetzt. In der | |
neuen Fassung soll es mehr Bezüge zu aktuellen Protesten geben (11.-13.7, | |
Konzerte ab 20 Uhr, vorher Rahmenprogramm, Tagestickets 22, erm. 15 Euro, | |
Workshops 6 Euro, weitere Tickets und das Programm [2][finden sich hier]) | |
Noch ein Festival, ein sommerkompatibles dazu – da es zumindest teilweise | |
auch in den lauschigen Gärten der Gaswerksieldung stattfindet: Mit einem | |
vielseitigen Line-Up lockt die zweite Ausgabe der Gaswerk Music Days in | |
Rummelsburg. Experimentelle Elektronik trifft auf avvancierten Pop, Jazz | |
auf Noise. Kurzum: Es gibt Musik, bei der das Liveerlebnis einen echten | |
Mehrwert darstellt. | |
Bei den über 30 Act sind unter anderem dabei: die Londoner Dub-Band African | |
Head Charge, in den 1980er Jahren legendär geworden durch Adrian Sherwoods | |
On-U-Sound-Label, die psychedelische Jazz-Fusion-Band The Heliocentrics und | |
der perkussionsaffine Techno-Magiker James Holden (12.7, ab 18 Uhr, | |
13+14.7., 16 Uhr, [3][Tagestickets im VVK ca 45 Euro, 3-Tagesticket ca 100 | |
Euro]) | |
Am Montag wartet dann die Gelegenheit, die legendäre Gospel-Band The | |
Staples Jr. Singers zu erleben. Die unter anderem von dem Kampf für | |
Bürgerrechte inspirierte Band aus dem ländlichen Mississippi, damals | |
bestehend aus den Geschwistern Edward, Annie, and R.C. Brown, brachten 1975 | |
mit „When Do We Get Paid“ zwar nur eine einzige Platte raus. | |
Doch 2022 trug das Wiederveröffentlichung des Albums die Combo – | |
mittlerweile weitergeführt von einer neuen Generation – in die Herzen einer | |
neuen Fangemeinde. Und auf Tour, die sie nun auch ins Quasimodo führt. Dort | |
wird sogar neue Musik von ihnen zu hören sein (15.7., 22 Uhr, [4][Tickets | |
kosten im Vorberkauf 39,75 Euro]). | |
10 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.radialsystem.de/de/festivals/heroines-of-sound-festival-2024/ | |
[2] https://www.radialsystem.de/de/festivals/heroines-of-sound-festival-2024/ | |
[3] https://www.gaswerk-music-days.de/ | |
[4] https://www.dodotickets.de/detail/index/sArticle/11593 | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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