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# taz.de -- Aufregung um Song von Shirin David: Push it, Tiger!
> Der neue Song von Shirin David heißt „Bauch, Beine, Po“. Noch bevor er
> offiziell erscheint, streitet das Internet: Ist das Fitnesspropaganda
> oder Satire?
Bild: Alles Provo oder was? Rapperin Shirin David
„Bauch, Beine, Po“ heißt der neue Hit. Kein Witz. Was wie ein Work-out aus
den Urzeiten des Aerobics klingt, ist der Titel eines neuen Songs von
Shirin David, einer der zurzeit populärsten deutschen Rapperinnen.
Darin singt sie beispielsweise:
„Du willst ein’n Body?
Dann musst du pushen
Bist du ein Hottie.
Werden sie gucken
Geh ins Gymmy, werde skinny, mach daraus eine Show
Wir sind pretty im Bikini, das ist Bauch, Beine, Po.“
Die erst am 26. Juli offiziell erscheinende Single geht [1][auf Tiktok
bereits viral]. Unter anderem auch, weil heiß diskutiert wird, ob der Song
problematische Körperbilder promotet oder als Satire gemeint ist.
Wer im Subtext der Lyrics eine Botschaft findet, die den
Skinny-Bikini-Body-Kult kritisiert, verspottet oder übermäßig humoristisch
überzeichnet oder anderes subversives Potenzial entdeckt: herzlichen
Glückwunsch.
Allein die Kommentarspalten [2][unter dem kurzen Video], das vorab schon zu
sehen ist, scheinen keine Satire erkennen zu können: Kommentare wie „Meld’
mich wegen dem Song jetzt im Fitnessstudio an“ oder „Der Song macht einfach
Bock, sich sportlich zu betätigen“ findet man dort und die werden von
Shirin Davids Accountmanagern auch gelikt. Die Botschaft scheint
anzukommen: ein hotter Body ist geil, Fitness ist geil, Disziplin, Fleiß
und Selbstoptimierung für einen hotten Body ist megageil.
Damit liegt Shirin Davin im Trend. Sie propagiert in ihrem Song das, was
als [3][Clean-Girl-Ästhetik] bekannt ist. Das Clean-Girl-Phänomen steht für
ein ungeschminktes, makelloses und dünnes Aussehen, was paradoxerweise
durch ein geeignetes Make-up hergestellt wird: Make-up-Produkte wie
Lippenöle von Dior, teure Gegenstände wie der Thermobecher der Marke
Stanley oder Reformer-Pilates-Kurse, wo eine Stunde schon mal 30 Euro
kosten kann, werden im Zuge dieses Trends vermarktet.
Der Clean-Girl-Lebensstil gilt deshalb als klassistisch und fettfeindlich.
Klassistisch, weil es mit einem sehr teuren Lebensstil verbunden ist, und
fettfeindlich, weil es Teil der Ästhetik ist, dünn zu sein.
Auch Shirin David protzt in ihrem Songs mit einem luxuriösen Lebensstil. In
„Bauch, Beine, Po“: kombiniert sie Zeilen wie „Zum Frühstück ein’n
Champagner bei Bottega Veneta“ mit sexy Work-out-Sprech: „Atme ein, atme
aus, das war noch nicht genug, push it, tiefer, komm, noch zwei, gib nicht
auf, verdammt, du machst das gut, push it, Tiger“.
Interessant ist, dass Shirin David der Cleangirl-Ästhetik so gar nicht
entspricht. David inszeniert sich stets in opulenter Kleidung und imitiert
einen luxuriösen Lebensstil mit viel Bling-Bling. Irgendwie mag das nicht
so recht zur „Bauch, Beine, Po“-Disziplin passen. Bedient sie sich nur
eines Trends, um sich besser vermarkten zu können? Oder ist das ganze eine
Provo-Masche, die sich nie eindeutig interpretieren lässt? Setzt sie
darauf, dass sich jetzt alle über sie aufregen?
Musikalisch hat der Song jedenfalls Ohrwurmpotenzial. Nicht
unwahrscheinlich, dass er bald in allen Gyms rauf und runter laufen wird.
22 Jul 2024
## LINKS
[1] https://www.tiktok.com/@shirindavid/video/7391455443396218144?_t=8oEe3idFiD…
[2] https://www.tiktok.com/@shirindavid/video/7391455443396218144?_t=8oEe3idFiD…
[3] /Schoenheitstrends-auf-Social-Media/!5990840
## AUTOREN
Mengna Tan
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Fitness
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Rap
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