# taz.de -- Welt-Aids-Konferenz: Let’s talk about Sex | |
> HIV und Aids sind weitgehend aus dem Bewusstsein verschwunden. Soll die | |
> Krankheit nicht grassieren, muss öffentlich über Sex gesprochen werden. | |
Bild: Wer Aids nicht grassieren lassen will, muss öffentlich über Sexuelles s… | |
Aids ist keine Bagatellinfektion, auch wenn das Thema inzwischen kaum mehr | |
Aufregung verbreitet als der Ausbruch einer Schweinegrippe irgendwo in | |
Europa. Oder anders formuliert: Aids, die potenziell tödliche | |
Infektionskrankheit, ist ziemlich weit weg. Weniger als [1][2.000 Menschen | |
stecken sich jährlich mit dem HI-Virus] an. Aber sie sind durch [2][eine | |
Fülle von Medikamenten] so geschützt, dass es bei ihnen nicht zu einem | |
Zusammenbruch des körpereigenen Immunsystems kommen muss. | |
Aids ist zu einer Langfristerkrankung geworden, wie es Diabetes schon lange | |
ist: Jene, die erkrankt sind, müssen sich [3][lebenslänglich medikamentös | |
einstellen], aber geheilt werden sie durch pharmakologische Interventionen | |
im Leben nicht mehr. Zu einer Pandemie ist Aids in volkswirtschaftlich | |
wohlhabenden und gesellschaftlich liberalen Staaten nie geworden. Und das, | |
weil vor allem schwule Betroffene der Pharmaindustrie vor 40 Jahren Beine | |
gemacht haben, damit diese aus durchaus an Homosexuellen desinteressierten | |
Gründen nicht mit der Entwicklung von Medikamenten aufhört. | |
Der Fortschritt in Sachen Aids-Bekämpfung war auch die Folge von sexueller | |
Aufklärung: Wer Prävention wollte, musste über sexuellen Praktiken | |
sprechen. In Ländern wie Russland und Belarus, aber auch in arabischen und | |
[4][afrikanischen Staaten,] in denen Minderheiten, schwule Männer, | |
Sexarbeiterinnen*, Drogenabhängige [5][verfolgt und stigmatisiert] werden, | |
konnte die Infektionskrankheit nicht eingedämmt werden. Allein deshalb, | |
weil Homosexualität dort so repressiv diskriminiert und jede Aufklärung | |
über Infektionswege sowie ihre Verhütung verhindert wird. Es ist nicht | |
verwunderlich, dass solche Länder höchste Infektionsraten aufweisen. | |
Das ist die wichtigste Botschaft, die von der 25. Welt-Aids-Konferenz in | |
München ausgehen sollte. Sie ist bedeutender als jedes Reden über | |
pharmakologische Fortschritte: Wer Aids nicht grassieren lassen will, muss | |
öffentlich über Sexuelles sprechen. Das wäre eine politische Botschaft von | |
Wucht – keine andere verdient es, so deutlich formuliert zu werden. | |
22 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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