# taz.de -- Russen in Brennelementefabrik im Emsland: Putins Atommaschinen im M… | |
> Der Betreiber der Brennelementefabrik bestätigt Recherchen von | |
> Atomkraftgegner:innen: Russische Atommaschinen sind im Lingener | |
> Gewerbegebiet. | |
Bild: Enttarnt: Putins geheime Atom-Maschinen | |
GÖTTINGEN taz | Bei der Erweiterung seiner Produktionspalette um Brennstäbe | |
für Atomreaktoren russischer beziehungsweise sowjetischer Bauart schafft | |
der Betreiber der Lingener Brennelementefabrik, Framatome-ANF, [1][noch vor | |
der behördlichen Entscheidung über eine Genehmigung weitere Fakten]. Das | |
Unternehmen hat in der niedersächsischen Stadt abseits des eigentlichen | |
Firmengeländes eine Halle angemietet und dort aus Russland importierte | |
Maschinen aufgebaut, mit denen die neuen Brennelemente künftig | |
zusammengebaut werden sollen. | |
Framatome-ANF bestätigte am Freitag auf taz-Anfrage entsprechende | |
Recherchen von Atomkraftgegner:innen. Man habe das niedersächsische | |
Umweltministerium „über die Adresse der Halle mit den Maschinen | |
informiert“, sagte ein Sprecher. | |
Das von dem Grünen Christian Meyer geführte Ministerium muss nun über den | |
Antrag auf Erweiterung der Fabrik entscheiden. Am Donnerstag hatten | |
Anti-Atom-Initiativen berichtet, sie hätten den Ort in Lingen entdeckt, an | |
dem der [2][russische Atomkonzern Rosatom heimlich und ohne Genehmigung | |
errichtete Maschinen zur Produktion von AKW-Brennelementen] versteckt habe. | |
Es handele sich um ein ehemaliges Möbelhaus im Gewerbegebiet, so die | |
Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ und das „Bündnis AgiEL – | |
Atomkraftgegner:innen im Emsland“. Die Aktivist:innen beschreiben | |
den Ort als „schnöde weiße Halle: Kahle hohe Wände, ein grauer Vorplatz, | |
ein Firmenschild ist nirgendwo zu sehen. Nur wer näher tritt, bemerkt die | |
zugeklebten Scheiben, die frisch installierten Überwachungskameras, den | |
einsamen Wachmann, der irgendwann angelaufen kommt.“ Vor dem Gebäude in der | |
Straße Darmer Esch haben die Initiativen inzwischen ein großes | |
Hinweisschild mit der Aufschrift „Putins geheime Atom-Maschinen“ platziert. | |
## Bereits Schulungen vor Ort | |
Bereits Anfang Mai hatten „.ausgestrahlt“ und „AgiEL“ aufgedeckt, dass | |
Framatome-ANF ungeachtet des laufenden Genehmigungsverfahrens die | |
Vorbereitungen für den Ausbau vorantreibt. [3][Das Unternehmen musste | |
einräumen, dass Mitarbeitende des russischen Atomkonzerns Rosatom bereits | |
vor Ort sind] – und dass sie die Maschinen, für deren Aufbau Framatome eine | |
Genehmigung beantragt hat, bereits zusammenbauen, konfigurieren und testen. | |
Außerdem sollen schon Schulungen für die Mitarbeitenden von ANF | |
durchgeführt worden sein. Den Ort des Geschehens aber hielt die Atomfabrik | |
geheim. Bereits vor mehreren Monaten hatte Framatome-ANF eine Kooperation | |
mit Rosatom mit Sitz in Lyon gegründet. | |
„Wochenlang hat Framatome-ANF den Standort seiner geheimen Außenstelle | |
verschwiegen“, sagt nun Alexander Vent vom Bündnis AgiEL. Er verwies | |
darauf, dass es mehr als 10.000 Einwendungen gegen den geplanten Atom-Deal | |
mit Russland gebe. | |
„Die Öffentlichkeit soll daher wissen, wo die Brennelementefabrik Lingen | |
mit Rosatom gemeinsame Sache macht. Die Öffentlichkeit soll wissen, wo | |
Putins geheime Atom-Maschinen getestet werden. Die Öffentlichkeit soll | |
wissen, wo die Abgesandten des Kreml in aller Ruhe Kontakte zu den | |
Mitarbeitenden von ANF knüpfen durften.“ Nach den Worten von Bettina | |
Ackermann, Rosatom-Expertin bei „.ausgestrahlt“, will Framatome „im | |
Verborgenen Sicherheitsregeln umgehen und Fakten schaffen am Gesetz | |
vorbei“. | |
Das Errichten der Maschinen sei illegal, denn die beantragte atomrechtliche | |
Genehmigung dafür liege noch nicht vor. Die Aktivist:innen sehen | |
[4][Rosatom als „ein Werkzeug des Kreml“]. Das Staatsunternehmen bündele | |
alle nuklearen Aktivitäten des Landes, vom Uranabbau bis zu den Atomwaffen, | |
und sei aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt, etwa durch die | |
Besetzung des AKW Saporischschja. | |
## „Umweltministerium muss klare Kante zeigen“ | |
Den vermuteten Aufbau der neuen Maschinen durch russische Spezialisten von | |
Rosatom halten die Initiativen auch für ein Sicherheitsrisiko, weil sie die | |
Grundlage für Spionage und Sabotage lege. „Das Umweltministerium darf sich | |
nicht länger wegducken, sondern muss endlich klare Kante zeigen“, fordern | |
Vent und Ackermann. „Die Atomaufsicht muss einschreiten und die Anlagen | |
umgehend konfiszieren.“ | |
Unterdessen beklagt sich Framatome-ANF über ein stockendes | |
Genehmigungsverfahren. Man habe den Genehmigungsantrag vor 27 Monaten | |
eingereicht, so der Firmensprecher zu taz. Die Einspruchsfrist sei seit | |
mehr als drei Monaten abgelaufen. Aber noch immer habe Framatome-ANF keine | |
Informationen und insbesondere kein Datum für den atomrechtlichen | |
Erörterungstermin bekommen. | |
28 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Russische-Atomkraft-in-Niedersachsen/!6020171 | |
[2] https://www.ausgestrahlt.de/themen/atomindustrie/atomfabrik-lingen-schliess… | |
[3] /Einstieg-bei-Nuklearfabrik-im-Emsland/!6004558 | |
[4] /Russische-Brennelemente-in-Deutschland/!5994355 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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