| # taz.de -- Wohnungslose in Unterkünften: Vom Wohnungsmarkt übersehen | |
| > Fast 440.000 Menschen leben in Deutschland in Unterkünften. Sie landen | |
| > dort, weil es kaum Sozialwohnungen gibt – und sie stigmatisiert werden. | |
| Bild: Von der Übergangs- zur Dauerlösung: Viele Geflüchtete verharren jahrel… | |
| Zum Stichtag 31. Januar waren laut Statistischen Bundesamt 439.500 Menschen | |
| „untergebracht wohnungslos“ – das heißt, diese Menschen lebten zu diesem | |
| Zeitpunkt zum Beispiel in öffentlichen [1][Einrichtungen für Wohnungslose] | |
| oder in Sammelunterkünften für Geflüchtete. Letztere werden in der | |
| Statistik nur berücksichtigt, wenn ihr Asylverfahren positiv abgeschlossen | |
| wurde. | |
| Ein Drittel der Untergebrachten sind Ukrainer*innen, viele Familien mit | |
| Kindern. Während überhitzt gefordert wird, dass Geflüchtete arbeiten | |
| sollen, wird selten gefragt, unter welchen Bedingungen viele Menschen, | |
| darunter auch viele Kinder, hier leben. Nicht nur Geflüchtete, sondern | |
| alle, die kaum Chancen auf dem regulären Wohnungsmarkt haben. | |
| Eigentlich sind diese Formen der öffentlichen Unterbringung nur als | |
| Übergangslösung gedacht. [2][In der Realität verharren dort aber viele über | |
| Jahre], weil sie keine eigene Wohnung finden. Dass die Notlösung zum | |
| Normalzustand wurde, ist ein vergleichsweise stiller Skandal. Das mag auch | |
| daran liegen, dass Wohnungslosigkeit in der gesellschaftlichen Debatte | |
| meist nur mit Straßenobdachlosigkeit assoziiert wird. Wer irgendein Dach | |
| über dem Kopf hat, gilt da schon als versorgt. Aber diese Form der | |
| Zwei-Klassen-Wohnraumversorgung ist gesellschaftlich inakzeptabel. | |
| Die aktuelle Zahl von 439.500 Menschen wirft nur ein kleines Schlaglicht | |
| auf das Thema Wohnungslosigkeit. Denn alle, die offen auf der Straße leben | |
| oder diejenigen, die ohne Mietvertrag bei Bekannten unterkommen, sind nicht | |
| berücksichtigt. Sie alle hätten Anspruch auf eine menschenwürdige | |
| Unterbringung. | |
| Doch leider fehlen ausgerechnet im bezahlbaren Segment die meisten | |
| Wohnungen. Die Zahl der Sozialwohnungen sinkt. Die Bundesregierung hat zwar | |
| einen nationalen Aktionsplan beschlossen, aber mit schneller Hilfe ist | |
| nicht zu rechnen. [3][Wohnungslose Menschen], die mit vielen Problemlagen | |
| zu kämpfen haben, müssen einen priorisierten Zugang zu Wohnungen bekommen, | |
| sonst werden sie bei Besichtigungen immer hinten anstehen. | |
| 16 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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