# taz.de -- Vermögensbericht von Boston Consulting: Megareiche noch viel reich… | |
> 3.330 Menschen in Deutschland besitzen fast ein Viertel des gesamten | |
> Finanzvermögens. Das sagt ein Bericht der Beratungsfirma Boston | |
> Consulting. | |
Bild: Von den Finanzmärkten profitieren vor allem die Superreichen, die ihre F… | |
Berlin taz | Ein Bericht der internationalen Beratungsfirma Boston | |
Consulting Group legt eine weitaus größere Vermögensschere nahe als bisher | |
vermutet. Demnach besitzen die Superreichen in Deutschland – eine exklusive | |
Personengruppe, der nur 3.300 Menschen angehören – insgesamt 2,1 Billionen | |
US-Dollar (1,94 Billionen Euro). Im Vergleich zum Vorjahr ist ihr | |
Finanzvermögen um 1 Prozentpunkt gewachsen und liegt 2024 bei 23 Prozent | |
des gesamten Finanzvermögens in Deutschland. | |
Als superreich gelten dem Bericht zufolge all jene, die über ein | |
Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar verfügen. Zum | |
Finanzvermögen zählte die Boston Consulting Group Bargeld, Kontoguthaben, | |
Schuldverschreibungen, Aktien und Investmentfonds sowie Pensionen, aber | |
keine Sachvermögen wie Immobilien. | |
Den Superreichen gegenüber stehen 66,5 Millionen Deutsche, die | |
Finanzvermögen im Wert von höchstens 250.000 US-Dollar besitzen. Die Hälfte | |
davon – rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung – hat jedoch fast [1][gar | |
kein Vermögen]. Sie leben von ihrem monatlichen Gehalt, investieren nicht | |
in Aktien, haben keine Rücklagen angespart oder sind sogar verschuldet. | |
Dass die Schere zwischen arm und reich wächst, ist ein globales Phänomen. | |
Dennoch sei das Vermögen in Deutschland „überdurchschnittlich ungleich“ | |
verteilt, urteilt die Boston Consulting Group. Während die Superreichen im | |
weltweiten Durchschnitt 14 Prozent des gesamten Finanzvermögens besitzen, | |
sind es in Deutschland ganze 9 Prozentpunkte mehr. | |
## Die Probleme mit der Datengrundlage | |
Die Studien zur Vermögensverteilung wecken das Interesse von vielen, kommen | |
aber immer wieder zu verschiedenen Ergebnissen. Wissenschaftler*innen | |
tun sich insbesondere damit schwer, das Vermögen der Allerreichsten, fernab | |
von 10 Millionen Euro, zu schätzen. | |
„In Deutschland gibt es keine gut aufbereiteten, öffentlich zugänglichen | |
Datenbänke, in denen zum Beispiel der Immobilienbesitz von Unternehmen und | |
Privatpersonen gelistet ist“, sagt Christoph Trautvetter vom Netzwerk | |
Steuergerechtigkeit. Im Dezember 2023 hat er eine Studie in Kooperation mit | |
der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht. | |
Fazit: „Die Vermögen superreicher Haushalte in Deutschland dürften weitaus | |
größer sein als in Forschung, Medien und Öffentlichkeit angenommen.“ | |
Insgesamt seien es mindestens 1,4 Billionen Euro – eventuell auch mehr – | |
[2][die die reichsten 4.300 Haushalte unter sich aufteilen.] | |
Vergleicht man diese Studie mit jener der Boston Consulting Group, fällt | |
auf: Obwohl die [3][Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit] sowohl | |
Finanz- als auch Sachvermögen wie Immobilien kalkulierte, sind dort die | |
Reichen weniger wohlhabend. Die Zahlen von Boston Consulting, die lediglich | |
die Finanzvermögen geschätzt haben, deuten auf ein höheres Vermögen hin. | |
## Düstere Aussichten für die unteren 80 Prozent | |
Die Zahlen gehen zudem auseinander, weil auf unterschiedliche Daten | |
zurückgegriffen wird. Nutzte Boston Consulting vor allem Daten der | |
Deutschen Bundesbank, waren es bei der Studie des Netzwerks | |
Steuergerechtigkeit Daten der Wirtschaftsmagazine, Manager Magazin und | |
Forbes sowie die Unternehmensddatenbank Orbis. | |
Boston Consulting Group prognostiziert darüber hinaus, dass sich die | |
Vermögensungleichheit weiter zuspitzen wird. In den nächsten fünf Jahren | |
soll der Finanzvermögensanteil der Superreichen – derzeit 3.300 Personen – | |
von 23 Prozent auf 26 Prozent zunehmen. Laut den Berechnungen findet der | |
Vermögensanstieg der Superreichen auf Kosten all derjenigen statt, die ein | |
Finanzvermögen unter 250.000 Euro besitzen: Die unterste Gruppe soll | |
demnach zukünftig 3 Prozent weniger besitzen. | |
10 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Soziale-Ungleichheit/!6009151 | |
[2] /Neue-Vermoegensstudie/!5976161 | |
[3] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-deutsche-milliardenvermo… | |
## AUTOREN | |
Clemens Schreiber | |
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