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# taz.de -- Brennende Autos vor Gefängnissen: Schon längst ein Politikum
> Ein unechtes Bekennerschreiben und viel Spekulation: Die Serie brennender
> Autos vor Berlins Gefängnissen beschäftigt inzwischen auch Kai Wegner.
Bild: Ein ausgebranntes Auto vor der JVA Plötzensee im April. Immer wieder kom…
Klingen so [1][Linksradikale]? „Wir fordern Transparenz,
Verantwortungsbewusstsein und eine lückenlose Aufklärung der Missstände in
den Justizvollzugsanstalten“, heißt es in einem vermeintlichen
Bekennerschreiben zu brennenden Autos vor Berliner Gefängnissen. Die
Möchtegern-Brandstifter drohen darin außerdem: „Wir werden weiterhin
gezielt Fahrzeuge der Beamten angreifen, bis die Behörden unsere
Forderungen ernst nehmen.“
Ganz schön unterwürfig. Autos anzünden, damit Vater Staat einen ernst
nimmt? Randale für „Verantwortungsbewusstsein“ in den Knästen? Das
Schreiben, das am vergangenen Samstag [2][bei Indymedia veröffentlicht
wurde], sorgte trotz seines eher fragwürdigen Tonfalls für Aufsehen.
Schließlich brennen seit Monaten immer wieder Fahrzeuge in unmittelbarer
Nähe von Gefängnissen in Berlin und Brandenburg: [3][Plötzensee], Tegel,
Moabit, Heidering.
Wer dahintersteckt, ist unklar. Das „Bekennerschreiben“ ist aber nicht des
Rätsels Lösung: Wenig überraschend kam die Polizei am Dienstagabend zu der
Erkenntnis, dass es nicht authentisch ist. Der Staatsschutz, zuständig für
politisch motivierte Kriminalität und Terrorismus, sieht bei der Brandserie
keine Anhaltspunkte für politische Motive. Und doch ist sie schon längst
ein Politikum, denn ihr Ziel sind offensichtlich die Privatautos der
Gefängnismitarbeiter*innen.
„Mir reicht es“, sagte Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) am Mittwoch.
„Es geht hier um den Schutz meiner Kolleginnen und Kollegen, die sich
tagtäglich mit viel Leidenschaft für unsere Sicherheit einsetzen.“ Ihr
[4][Chef Kai Wegner (ebenfalls CDU)] sprach am Dienstag von „feigen
Anschlägen“. Er versicherte den Justizbeamten seine „hohe Wertschätzung�…
die Behörden fahndeten „mit Hochdruck“ nach den Tätern.
## Mehr Videoüberwachung, mehr Polizeipräsenz
Erst mal sollen jetzt die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Gefängnisse
verschärft werden. Badenberg wünscht sich (noch) mehr Polizeipräsenz und
(noch) mehr [5][Videoüberwachung]. Manche Beschäftigte dürfen inzwischen
ihre privaten Autos auch hinter den hohen Mauern und Zäunen der Gefängnisse
parken, um sie vor möglichen Anschlägen zu schützen.
Der ausbleibende Ermittlungserfolg befeuert derweil die Spekulationen. So
vermutet der [6][Tagesspiegel ] hinter den Brandstiftungen
„Unterstützungsaktionen junger Männer für einsitzende Angehörige aus dem
Clan-Milieu“. Möglich. Aber auch realistisch? Immer wieder lagen
Mutmaßungen zu Tatmotiven weit daneben. 2016 etwa wurde ein
Autobrandstifter in Lichtenberg erwischt, der, wie sich später
herausstellte, gar nicht linksradikal war, sondern den Anschlag der linken
[7][Szene in die Schuhe schieben wollte.]
10 Jul 2024
## LINKS
[1] /Linksextremismus/!t5019187
[2] https://de.indymedia.org/node/376429
[3] /JVA-Ploetzensee/!t5473517
[4] /Schwarz-rote-Koalition-in-Berlin/!t5924436
[5] /Videoueberwachung/!t5012516
[6] https://www.tagesspiegel.de/berlin/bekennerschreiben-zu-autobranden-in-berl…
[7] /Prozess-gegen-Auto-Brandstifter-in-Berlin/!5375928
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Brandstiftung
Gefängnis
Polizei Berlin
Indymedia
Bekennerschreiben
Tesla
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Deutsche Bahn
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