# taz.de -- Start der Labour-Regierung: Die Briten sind wieder da | |
> Keir Starmers Regierung ist im Amt und macht sich direkt an die Arbeit. | |
> Sie hat sich einiges vorgenommen. Nur den Brexit sollte sie nicht | |
> rückabwickeln. | |
Bild: Die erste Kabinettssitzung in der Downing Street 10 | |
Großbritanniens neue Labour-Regierung verschwendet keine Zeit. Schon am Tag | |
nach seinem Amtsantritt gibt es klare Worte vom neuen Premierminister Keir | |
Starmer und vom [1][neuen Außenminister David Lammy]. Der | |
Ruanda-Flüchtlingsdeal ist „tot“. Mit Europa gibt es einen „Reset“. Der | |
Außenminister fliegt schon am ersten Tag im Amt nach Berlin. [2][Die Briten | |
sind wieder da.] | |
Es geistert jetzt in Europa eine gefährliche Versuchung herum: Könnte | |
Großbritannien vielleicht den Brexit rückgängig machen? Nichts wäre fataler | |
als dieses Gedankenspiel. Labour hat in seinem Wahlprogramm einen | |
Wiederbeitritt zur EU oder auch nur zu Binnenmarkt oder Zollunion | |
kategorisch ausgeschlossen, nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft. | |
In Umfragen gibt es mehrheitlich Kritik am Brexit, aber keine Mehrheit für | |
einen Wiederbeitritt. Jetzt will man das Verhältnis zur EU besser | |
gestalten: mehr Freizügigkeit, weniger Handelsbürokratie. | |
Daran sollte gearbeitet werden. Aber jede auch noch so hauchdünne | |
Suggestion, den Brexit insgesamt aufweichen zu wollen, würde die Geister | |
wecken, die nur darauf warten, Labour Wählertäuschung und Verrat vorwerfen | |
zu können. Es würde die britische Rechte stärken, Labour in die Defensive | |
drängen, Großbritannien zerreißen und die EU von den eigentlichen Problemen | |
ablenken. | |
## „Reset“ mit Europa | |
„Die oberste Pflicht jeder Regierung ist Sicherheit und Verteidigung“, | |
sagte Keir Starmer bei seiner ersten Pressekonferenz am Samstag. Der neue | |
Außenminister hat das russische Putin-Regime nach seinem Amtsantritt als | |
Faschismus gebrandmarkt, sich zur Ukraine bekannt und besucht jetzt als | |
Erstes Deutschland, Polen und Schweden. Das ist ein klares Signal der | |
Entschlossenheit kurz vor dem [3][Nato-Gipfel] in den USA, auf den ein | |
Europagipfel in Großbritannien folgen wird. Es geht London um nicht weniger | |
als eine neue europäische Sicherheitsarchitektur. | |
Darüber hinaus verspricht die neue Labour-Regierung nicht nur einen „Reset“ | |
mit Europa, sondern auch einen „Reconnect“ mit dem „globalen Süden“, d… | |
den Briten in vieler Hinsicht näher steht. Außenminister David Lammy stammt | |
aus Guyana, Justizministerin Shabana Mahmood aus Kaschmir. Bei den Tories | |
stammte Premierminister Rishi Sunak aus Indien, Handelsministerin Kemi | |
Badenoch aus Nigeria, Innenminister James Cleverly aus Sierra Leone, um nur | |
einige zu nennen. | |
Von der britischen Multikulturalität und Weltoffenheit kann Europa lernen. | |
Eine humanere Flüchtlingspolitik auf beiden Seiten des Ärmelkanals und eine | |
bessere Akzeptanz von Migration? Das wäre ein „Reset“ für Europa, der den | |
Namen verdient. | |
8 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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