| # taz.de -- Döring, Dänen, Dieter Bohlen: Schön wirds nicht, aber es muss se… | |
| > Ein zu friedlicher Friedensgipfel und die Schuldzuweisungen einer | |
| > Bildungsministerin. Dazu der dänische Versuch, etwas Gerechtigkeit zu | |
| > schaffen. | |
| Bild: Bettina Stark-Watzinger verlässt die Bundespressekonferenz, Berlin Juni … | |
| taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? | |
| Friedrich Küppersbusch: Kein Fortschritt in der Gaza-Katastrophe. | |
| Und was wird besser in dieser? | |
| Proteste in Israel gegen keinen Fortschritt in Gaza-Katastrophe. | |
| Am [1][Ukraine-Gipfel in der Schweiz] nahmen über 90 Delegationen teil, | |
| Russland und China blieben fern. Was bringt ein Friedensgipfel, bei dem | |
| Akteure, die den Krieg beenden könnten, nicht mit am Tisch sitzen? | |
| Im besten Fall genau diese Frage, nur lauter. Die Ukraine fordert, in | |
| vielem zu Recht, eine Ächtung Russlands. Das wäre noch eine von vielen | |
| Unterstützerkonferenzen. Für diesmal wurde Russland „nicht eingeladen, weil | |
| es kein Interesse“ habe, am großen Ächtzeremoniell teilzunehmen. So | |
| gelang dem Schweizer Treffen hoffentlich auszuformulieren: Schön wird es | |
| nicht, aber sein muss es doch – nämlich nächstes Mal auf irgendeiner Ebene | |
| mit Russland zu sprechen. Erdoğan anerbietet sich, Saudi-Arabien | |
| unterschrieb vieldeutig das Schlusskommuniqué nicht. Dann war der | |
| Bürgenstock eine besonders demonstrative Art, nicht mit Russland zu reden, | |
| um es danach tun zu können. | |
| Nach Kritik an Bildungsministerin Stark-Watzinger, die die Kürzung von | |
| Fördermitteln für Wissenschaftler anhand politischer Kriterien erwogen | |
| haben soll, [2][versetzte diese ihre Staatssekretärin Sabine Döring in den | |
| einstweiligen Ruhestand]. Wird sich Stark-Watzinger im Amt halten können? | |
| Der bloße Gedanke, WissenschaftlerInnen für unbotmäßige Meinungen das Geld | |
| zu streichen, widerspricht der Kernidee von Wissenschaft. Soll sie mehr | |
| sein als Wiederholung gehabter Irrtümer, besteht sie wesentlich aus | |
| unbotmäßigen Gedanken. Starkwatz begnügt sich mit der Schuldzuweisung an | |
| eine Untergebene. Das mag so gelaufen sein, man weiß es nicht. Dass jedoch | |
| die Ministerin zur Missbilligung sich vielstimmig treiben ließ, statt an | |
| der Spitze gegen unwissenschaftlichen Geist in ihrem Hause anzutreten, ist | |
| offensichtlich und außerdem – ein Rücktrittsgrund. | |
| Politiker von CDU und FDP fordern, [3][ukrainischen Geflüchteten | |
| Bürgergeldzahlungen zu verwehren], um so mehr Arbeitsanreize zu schaffen. | |
| Neuer Tiefpunkt populistischer Asyldebatten oder sinnvoller Vorschlag? | |
| Roderich Kiesewetter – sein Vorname lässt ahnen, dass hinter ihm kein Gras | |
| wächst – ramentert schon länger, wehrfähigen Ukrainern in Deutschland das | |
| Leben ungemütlich zu machen. Einmal in Schwung, sägt der stillgelegte | |
| Berufsoffizier und Gelegenheitsfeldjäger auch am Grundrecht auf | |
| Kriegsdienstverweigerung. Und sieht die Streichung von Bürgergeld als | |
| „Anreiz“, dem russischen Krieg neue Opfer zu liefern. Krawallbotschafter | |
| Melnyk räumte ein, sein Sohn setze lieber sein Studium in Berlin fort, | |
| neulich erklärte Bürgermeister Klitschko seine Söhne für im Ausland geboren | |
| und unzuständig. Schön, wenn man Geld zu Hause hat. Wehrfähige Ukrainer | |
| bekommen ihre Pässe hier nicht verlängert, sitzen fest. Das Junktim bedient | |
| ausländerfeindliche Affekte und militaristisches Gejohle zugleich. Beim | |
| EM-Sieg der ukrainischen Mannschaft schwenkte die Kamera über eine | |
| begeisterte Fancrowd – man darf Geflohene, vaterländisch Gesinnte, | |
| Drückeberger, Soldaten, bangende Angehörige, alle Farben darunter vermuten. | |
| Das war zum Heulen. | |
| Das dänische Fußballteam der Männer [4][verzichtet auf eine | |
| Gehaltserhöhung, um so den Gender-Pay-Gap im Vergleich zum Frauenteam nicht | |
| zu vergrößern]. Ist das ein sauberer Anfang oder reine Symbolpolitik? | |
| Erst recht sollte Dieter Bohlen von den Millionen, die er mit seinem mäßig | |
| einfallsreichen Tonschlamm kassiert, ordentlich abgeben müssen. An | |
| irgendwelche unbekannten Zupfer, die beruflich eher so von der Musik | |
| herkommen. Mixolydisch-Tonleitern auf der kleinen Bühne des Jazzclubs vor | |
| acht zahlenden Zuschauenden, so was. Das ist aber nicht so. Die andere | |
| große Unterhaltungsbranche – Fußball eben – zahlt auch nach Leistung, nic… | |
| auf dem Platz, sondern an der Ticketkasse, Merch, Werbung, TV-Rechte. Das | |
| mag, gemessen an der Qualität der Spielerinnen, genauso schreiendes Unrecht | |
| sein. Aber seit wann hat Marktwirtschaft etwas mit Gerechtigkeit zu tun? | |
| Die Geste des dänischen Teams wird fruchtbar, wenn sie – neben equal pay – | |
| zu equal play führt, also dem Frauenfußball in den untersten Spielklassen, | |
| bei den Amateurinnen und im Nachwuchs bessere, gleichwertige Bedingungen | |
| verschafft. Langzeitwirkung: mehr Zuschauer, mehr Kasse. Wer weiß – mit | |
| kindgerechter Förderung wäre Dieter Bohlen vielleicht Musiker geworden. | |
| Und was macht der RWE? | |
| Inzwischen sind es zehn Spieler, die den Klub verlassen. Und vermutlich in | |
| einem Paralleluniversum neu gründen. Keine Ahnung, was da los ist, Wechsel | |
| im Management, Finanzierung unklar. | |
| Fragen: Joscha Frahm | |
| 23 Jun 2024 | |
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