| # taz.de -- Dänemark-Spieler verzichten auf Prämien: Dänen, die es verdienen | |
| > Dänemarks männliche EM-Fußballer verzichten auf Gehaltszuwachs. Sie | |
| > wollen, dass das weibliche Nationalteam gerecht bezahlt wird. | |
| Bild: Die dänische Kapitänin Pernille Harder zeigt an, was Sache ist | |
| Die Männer der dänischen Fussballnationalmannschaft verzichten auf mehr | |
| Geld, um eine finanzielle Gleichberechtigung für die Spielerinnen der | |
| dänischen Frauennationalmannschaft zu ermöglichen. Damit sollte sich | |
| niemand zufrieden geben oder den Männern nun einen Heiligenschein | |
| aufsetzen. Unbedeutend wiederum ist dieser Schritt aber ganz und gar nicht. | |
| Im Jahr [1][2017 erreichten die dänischen Fußballspielerinnen das | |
| EM-Finale], immerhin das beste Abschneiden von beiden dänischen | |
| Nationalteams in diesem Jahrtausend. Auf dieser Grundlage wurde die | |
| Forderung nach besserer Bezahlung laut. Der dänische Fußballverband (DBU) | |
| hatte damals jedoch kein echtes Interesse an produktiven Verhandlungen. Im | |
| Oktober 2017 bestreikten [2][die Spielerinnen daraufhin ihr | |
| WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden]. Zuvor hatten sie schon die | |
| freundschaftliche Revanche gegen den EM-Endspielgegner Niederlande | |
| verweigert. Doch Gleichberechtigung gab’s erst mal nicht. Der Verband | |
| lehnte ein Angebot der männlichen Kollegen ab, [3][die auf 67.000 Euro | |
| Prämien zugunsten ihrer Kolleginnen verzichten wollten.] | |
| Im Männerfußball wird mit astronomischen Summen um sich geworfen, in der | |
| Frauen-Bundesliga kriegen einige Spielerinnen gar kein Geld und gerade mal | |
| so die Fahrtkosten erstattet. Dieses massive Ungleichgewicht ist in der | |
| Dimension durch nichts zu rechtfertigen; allerdings muss anerkannt werden, | |
| dass die momentan noch höhere Attraktivität des Männerfußballs zu mehr | |
| Publikum und somit auch mehr Geld führt. Dass die Qualität des | |
| Frauenfußballs steigt, belegen aber die Zahlen: So fand das diesjährige | |
| Pokalfinale zwischen Wolfsburg und Bayern vor über 44.000 Zuschauenden | |
| statt. | |
| Gleiche Prämien für Nationalspielerinnen auszuschütten ist nun der logische | |
| Schritt: Die Männer und Frauen der A-Nationalmannschaft sind jeweils die | |
| besten in ihrem Gebiet, stecken während eines Turniers gleich viel Arbeit | |
| rein und der Erfolg ist mal bei den Männern, mal bei den Frauen höher. Die | |
| gleichen Prämien sind auch konsensfähig, es bedarf dafür keiner großen | |
| Debatte. Alle, die es mit der Gleichberechtigung halten, können diesen | |
| kleinen Schritt unterstützen. | |
| ## Kein zusätzliches Geld | |
| Gleiche Prämien sorgen aber nicht unmittelbar für eine Verbesserung der | |
| Strukturen, auch nicht für ein großes Umdenken beim dänischen Verband. Denn | |
| dieser muss ja kein zusätzliches Geld bereitstellen, die Mittel werden | |
| einfach umverteilt, wie die Gewerkschaft für Spielerinnen und Spieler | |
| (FIFPro) kritisiert. | |
| Ohne die Initiative der dänischen Fußballer um Christian Eriksen wäre der | |
| Verband wohl kaum auf die Nationalmannschaften zugekommen, um die | |
| finanzielle Gleichstellung durchzusetzen. Pro Länderspiel gibt es denselben | |
| Betrag, beim Versicherungsschutz wurden Anpassungen vorgenommen. Dieser | |
| Vorgang ist so überfällig und vergleichsweise einfach, dass andere Nationen | |
| umgehend nachziehen sollten. Gerade wenn die Aktionen für | |
| Gleichberechtigung und Fair Play des DFB bedacht werden, gibt es für | |
| Deutschland keinen Grund, diese konkrete Maßnahme nicht auch umzusetzen. | |
| Damit wäre dann den 20, 30 besten Spielerinnen des Landes geholfen, mehr | |
| aber auch nicht. Die Lage in den beiden Frauen-Bundesligen ist zum Teil | |
| prekär. Bei einer nicht repräsentativen „Sportschau“-Umfrage vor der Sais… | |
| gab ein Viertel der Spielerinnen an, gar kein Geld zu bekommen. 34 Prozent | |
| lagen unter 500 Euro im Monat. Die Gehälter könnten sich für die kommende | |
| Spielzeit etwas gebessert haben, die Bedingungen für viele Fußballerinnen | |
| bleiben jedoch katastrophal. | |
| Essenziell für eine nachhaltige Förderung von Spielerinnen ist ein | |
| Mindestlohn in der 1. und 2. Bundesliga. Den gibt es beispielsweise [4][bei | |
| Union Berlin], wobei die Finanzierung aus dem Männerbereich kommt. Reine | |
| Frauenfußballvereine wie Turbine Potsdam haben dieses Privileg nicht, sind | |
| aber für die Vielfältigkeit im Fußball wichtig. Damit solche Vereine nicht | |
| abgehängt werden, müssen Lösungen gefunden werden. | |
| Doch zunächst muss ein Bewusstsein für eine angemessene Bezahlung der | |
| Spielerinnen her, nicht nur für die Allerbesten, sondern für alle, die das | |
| Gerüst des Frauenfußballs bilden. | |
| 20 Jun 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Europameisterschaft_der_Frauen_2… | |
| [2] /Die-Haelfte-des-Platzes/!5453927/ | |
| [3] https://www.kicker.de/daenen-verzichten-zugunsten-der-gleichberechtigung-au… | |
| [4] https://www.tagesspiegel.de/sport/gerechte-bezahlung-fur-die-frauenabteilun… | |
| ## AUTOREN | |
| Fridolin Haagen | |
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