Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Proteste gegen Teststrecke: Porsche will Steineichen roden
> Mit fadenscheinigen Begründungen wirbt Porsche für die Erweiterung seiner
> Teststrecke in Süditalien. Doch es gibt heftigen Widerstand.
Bild: Luftbild der Porsche Teststrecke im süditalienischen Nardo
Rom taz | Gleich 200 Hektar Wald würde Porsche gerne in Nardò im
süditalienischen Apulien roden lassen – und zwar für die Erweiterung einer
Teststrecke. Die Umweltverbände und die Anwohner*innen vor Ort
protestieren heftig. Und sie wollen ihren Protest auch auf die für diesen
Freitag in Stuttgart angesetzte Aktionärsversammlung der [1][Porsche AG]
tragen, doch ein Einlenken des deutschen Autobauers zeichnet sich vorerst
nicht ab.
Schließlich befindet sich tief in Italiens Süden seit 1975 „eines der
wichtigsten und bekanntesten Testzentren der Welt“, wie es auf der
[2][Homepage von Porsche Engineering] heißt. Und dieses Zentrum soll jetzt
noch wichtiger, noch größer werden, schließlich gilt für Porsche: „Unser
Ziel ist es, der gesamten Automobilbranche hochwertige Erprobungs- und
Entwicklungsdienstleistungen zu bieten“.
Schon heute breitet sich die Anlage der zum [3][Volkswagen-Konzern
gehörenden Sportwagenfirma] auf 700 Hektar aus. Sie bietet
Hochgeschwindigkeitsstrecken ebenso wie holprige Bahnen auf Schotter oder
Pflasterstein. Doch jetzt sollen noch einmal 200 Hektar dazukommen, auch
wenn dafür weiträumig Ländereien enteignet werden sollen und tausende Bäume
des Steineichenwalds wegmüssen.
Die Genehmigung hatte Porsche erhalten, weil es auf die „Gemeinnützigkeit“
des neuen Projekts abhob. Darüber kann sich Gianfranco D'Eramo vom
italienischen Aktionsbündnis „Custodi del Bosco d`Arneo“ (Hüter des Waldes
von Arneo) nur wundern. Das Projekt sei angeschoben worden „in einem Gebiet
am Rande der Wüstenbildung, inmitten eines Klimanotstands, unter Verstoß
gegen die europäischen Vorschriften und ohne die betroffenen Gemeinden
einzubeziehen“.
## „Austrocknung und Versalzung eines ganzen Landstrichs“
Unterstützung erhält die italienische Initiative auch von deutscher Seite,
vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland), der den Protest
bei der Porsche-Hauptversammlung mitträgt. Die vom Konzern versprochenen
Kompensationen hält Bastian Greiner, Referent für Mobilität und Raumordnung
beim Landesverband Baden-Württemberg des BUND, für lächerlich: „Der Verlust
eines jahrhundertealten und höchst klimabedeutsamen, artenreichen
Waldbiotops“ lasse sich nicht „durch einen Flickenteppich nachgepflanzter
Jungbäume ersetzen.“ Schließlich drohe „mittelfristig die Austrocknung und
Versalzung eines ganzen Landstrichs“.
Erst einmal hat jedoch im März die EU-Kommission Bedenken angemeldet, die
der Porsche-Argumentation nicht glauben mag, bei der Erweiterung gehe es um
hehre Ziele wie Gesundheitsschutz und öffentliche Sicherheit. Stattdessen
scheine es so, als habe das Projekt „ein überwiegendes ökonomisches
Interesse“.
Und nachdem diese EU-Beschwerde eingegangen war, zog auch der Präsident der
Region Apulien, Michele Emiliano, seine schon gegebene Zusage für die
Waldrodung zurück. Damit liegt die Erweiterung des Testzentrums vorerst auf
Eis – doch vom Tisch ist sie noch nicht.
7 Jun 2024
## LINKS
[1] /Konsum-in-der-Lebensmitte/!6001815
[2] https://www.porscheengineering.com/nardo/de/
[3] /Klimaaktivismus-gegen-Volkswagen/!6010628
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Porsche
Italien
Schloss
Ökonomie
Kolumne Press-Schlag
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit mit Milliardär in Salzburg: Kulturerbe untergraben
Wolfgang Porsche lässt in Salzburg einen privaten Autotunnel zur Luxusvilla
graben – die Politik winkt es durch, die Gesellschaft schüttelt den Kopf.
Millenials ohne Midlife-Crisis: Krisen und Techno statt Porsche
Die Millennials haben in ihrem Erwachsenenleben schon so viele Krisen
erlebt, dass ihre eigene Midlife-Crisis meist ausbleibt. Das ist nicht
schlimm.
Investorenmacht im Fußball: Porsche kriegt die Kurve
Der Autohersteller steigt beim VfB Stuttgart ein und installiert gleich
seinen Aufsichtsrat. Die Fans sind düpiert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.