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# taz.de -- Investorenmacht im Fußball: Porsche kriegt die Kurve
> Der Autohersteller steigt beim VfB Stuttgart ein und installiert gleich
> seinen Aufsichtsrat. Die Fans sind düpiert.
Bild: Noch Präsident, aber nun ohne die Macht des Aufsichtsrats: Claus Vogt
Porsche hat bestellt. Und wurde wie gewünscht beliefert. Mit der Abwahl von
Claus Vogt als Aufsichtsratsvorsitzender der Profiabteilung des
Fußballbundesligisten [1][VfB Stuttgart]. Erstaunlich unverblümt hatte der
Autobauer nach seinem Einstieg beim Tabellendritten „einen Neuanfang im
Aufsichtsrat“ verlangt. Und den gibt es nun in Gestalt der
Geschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Tanja Gönner.
Das Imperium hat zurückgeschlagen in Stuttgart.
Doch so merkwürdig die Eile ist, mit der die Investoren beim VfB einen Mann
loswerden wollten, der als [2][Vereinspräsident] vor zwei Jahren trotz
Gegenkandidaten mit 92 Prozent wiedergewählt wurde – umso erstaunlicher
ist, wie grundsätzlich die neue Mehrheit im Machtzentrum den Mitgliedern
misstraut. Das vom damaligen Präsidenten Wolfgang Dietrich 2017 getätigte
Versprechen, dass der Vorsitzende des Vereins auch künftig dem
AG-Kontrollgremium vorstehen werde, missachtet sie.
Dabei hatten viele Mitglieder erst unter dieser Prämisse der Ausgliederung
überhaupt erst zugestimmt. Schließlich wurden mit der Zusicherung die
Bedenken zerstreut, die sich jetzt, sechs Jahre später, als begründet
erwiesen haben: Dass die Kapitalseite durchregieren und auf
Mitgliederbeteiligung pfeifen würde, sobald sie dazu in die Lage versetzt
wird.
Gönner, ehemalige CDU-Ministerin zu Zeiten, als die Union das Ländle noch
in Erbpacht regierte und [3][konsequent nach Parteiloyalität Posten
vergab], ist auch habituell ein denkbar harter Cut zum eher
städtisch-grünen Vogt, der sich allerdings vorwerfen lassen muss, dass er
unterschätzt hat, mit welcher Macht die durch seine Wahl 2019 erstmals
ernsthaft geschwächten Eliten zurückschlagen würden.
## Das Kapital ist mächtiger als die Fans
„Kapital oder Kurve?“, heißt ein Buch des Kicker-Redakteurs Benny Hofmann,
das das Innenleben des VfB profund analysiert. Hofmanns im Titel
aufgeworfene Frage dürfte nun beantwortet sein.
Andere bleiben offen. Erstens die Frage, wie dringend [4][der VfB auf
frisches Geld angewiesen] sein muss, wenn er sich auf einen Sponsor
einlässt, der schon nach der Macht greift, wenn er erst die Hälfte der
verabredeten Summe überwiesen hat. Und zweitens, was die DFL dazu sagt,
dass in Stuttgart ein Investor auf derart offensichtliche Art und Weise das
Machtzentrum übernommen hat.
Irgendwie hat man das blöde Gefühl, dass sich gerade etwas wiederholt, das
der Bundesliga schon RB Leipzig beschert hat. Weil die DFL auch diesmal
erst dann wieder mit viel Pathos die 50+1-Regel anmahnen wird, wenn sie
schon längst ausgehebelt wurde.
17 Mar 2024
## LINKS
[1] /VfB-Stuttgart/!t5008888
[2] /Zerwuerfnis-beim-VfB-Stuttgart/!5748574
[3] /Fussballtickets-Goenner-stolpert/!350821/
[4] https://www.kontextwochenzeitung.de/kolumne/672/presidente-9368.html
## AUTOREN
Christoph Ruf
## TAGS
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Schwerpunkt Klimawandel
Kolumne Über den Ball und die Welt
DFL
Hertha BSC Berlin
DFB-Präsident
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