# taz.de -- Juristischer Erfolg für Trump: Urteil wohl erst nach der Wahl | |
> Ein Berufungsgericht in Georgia verschiebt Trumps Wahlbetrugsverfahren, | |
> weil es einen Interessenskonflikt bei einer Staatsanwältin geben könnte. | |
Bild: Staatsanwältin Fani Willis: Hat sie von der Beziehung zu einem anderen S… | |
Washington/Atlanta dpa | Der republikanische Präsidentschaftsbewerber | |
Donald Trump hat im US-Bundesstaat Georgia einen weiteren juristischen | |
Erfolg erzielt. Das zuständige Berufungsgericht fror das | |
Wahlbetrugsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten, der im November ein | |
zweites Mal ins Weiße Haus gewählt werden will, am Mittwoch vorerst ein. | |
Bevor es weitergehen könne, müsse ein Urteil darüber vorliegen, ob die | |
leitende Staatsanwältin ihre Ermittlungen fortführen darf, teilte das | |
Gericht mit. | |
Die drei Berufungsrichter – allesamt von Republikanern ernannt – haben bis | |
März 2025 Zeit, um in der Sache zu entscheiden. Für Oktober ist eine erste | |
Anhörung geplant. Es ist somit extrem unwahrscheinlich, dass der Prozess in | |
Georgia vor der Präsidentenwahl im Herbst beginnt. | |
Anwälte Trumps und weiterer Beschuldigter werfen Staatsanwältin Fani Willis | |
vor, von einer Beziehung zu einem anderen Staatsanwalt in dem Fall, Nathan | |
Wade, unrechtmäßig finanziell profitiert zu haben. Wade sei in seiner | |
Position überbezahlt worden und habe Willis zu gemeinsamen Luxusurlauben | |
eingeladen, heißt es. Willis weist das zurück. | |
Im März hatte der zuständige Richter Scott McAfee entschieden, dass die | |
Belege der Gegenseite nicht ausreichten, um der Staatsanwältin einen | |
Interessenkonflikt nachzuweisen. Wade zog sich allerdings wegen eines von | |
McAfee festgestellten „Anscheins der Unangemessenheit“ aus dem Verfahren | |
zurück. | |
## Verfahren könnte sogar ganz zusammenbrechen | |
Trumps Seite reichte daraufhin einen Berufungsantrag ein, dem das | |
zuständige Gericht im Mai stattgab. Richter McAfee ließ aber zunächst die | |
Fortsetzung der Verhandlungen in seinem Gerichtssaal zu, während das Urteil | |
des Berufungsgerichts noch ausstand. | |
Trump und mehrere andere Angeklagte müssen sich in Georgia wegen ihrer | |
Versuche verantworten, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in dem | |
Bundesstaat zu manipulieren und ins Gegenteil zu verkehren. Der | |
Republikaner hatte damals gegen den Demokraten Joe Biden verloren. | |
Trump wird vorgeworfen, unter anderem durch Druck auf politische | |
Verantwortliche im Bund und in Bundesstaaten wie Georgia versucht zu haben, | |
das Wahlergebnis nachträglich zu ändern. | |
Mit der Zwischenentscheidung des Berufungsgerichts vom Mittwoch liegt das | |
Verfahren nun erst einmal auf Eis. Wenn die drei Richter geurteilt haben, | |
kann dies im Anschluss noch vor dem Obersten Gericht des Bundesstaats | |
angefochten werden. | |
Sollte Willis von dem Fall abgezogen werden, könnte das Verfahren gänzlich | |
in sich zusammenfallen. Zudem ist unklar, was passieren würde, sollte Trump | |
nach der US-Präsidentenwahl im November erneut ins Weiße Haus einziehen. | |
Schon jetzt verfolgt der Republikaner eine recht erfolgreiche | |
Verzögerungstaktik – nicht nur in Georgia. | |
## Auch Fortgang anderer Verfahren gegen Trump ungewiss | |
Nachdem Trump vergangene Woche in New York wegen illegaler | |
Wahlkampffinanzierung als erster Ex-Präsident der USA in einem | |
Strafverfahren schuldig gesprochen wurde, ist neben dem Fall in Georgia | |
auch der Fortgang der zwei weiteren Strafverfahren gegen ihn ungewiss. | |
Seine Anwälte haben es mit juristischen Winkelzügen geschafft, sie | |
hinauszuzögern. | |
In Florida wurde der Prozessauftakt in der Affäre um die Mitnahme geheimer | |
Regierungsdokumente auf unbestimmte Zeit verschoben. Im | |
Wahlbetrugsverfahren in Washington steht noch eine Entscheidung des | |
obersten US-Gerichts aus. Der Supreme Court muss in der Frage entscheiden, | |
ob Trump in dem Fall immun gegen Strafverfolgung ist. | |
Das dürfte wiederum Auswirkungen auf die Verfahren in Georgia und Florida | |
haben. Auch der Supreme Court als höchstes Gericht der Vereinigten Staaten | |
ist mehrheitlich mit Richtern besetzt, die von den Republikanern ins Amt | |
gebracht wurden. | |
## Auch als Verurteilter könnte Trump kandidieren | |
Rechtlich gesehen kann Trump trotz der – noch nicht rechtskräftigen – | |
[1][Verurteilung in New York] an der Präsidentenwahl teilnehmen. Laut | |
Verfassung müssen Anwärter lediglich qua Geburt die US-Staatsbürgerschaft | |
haben, mindestens 35 Jahre alt sein und seit mindestens 14 Jahren in den | |
USA leben. Diese Kriterien erfüllt Trump. Er könnte sich selbst dann zur | |
Wahl stellen, wenn er in Haft säße. | |
Das Strafmaß in New York wird am 11. Juli verkündet. Dass Trump am Ende | |
tatsächlich ins Gefängnis kommt, gilt aber als unwahrscheinlich. Ihm kommt | |
zugute, dass er noch nie zuvor in einem Strafverfahren verurteilt wurde. | |
Der Richter könnte die Strafe auch zur Bewährung aussetzen, Hausarrest | |
verfügen, eine Geldstrafe verhängen oder den ehemaligen Präsidenten zu | |
gemeinnütziger Arbeit verpflichten. Sein Anwalt hat bereits angekündigt, | |
Berufung gegen das Urteil einzulegen. | |
6 Jun 2024 | |
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