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# taz.de -- Wahlalter mit 16: Doch, doch, Jugend ist politisch
> Der deutsche Lehrerverband glaubt, Jugendliche seien unpolitisch und
> daher nicht würdig, mit 16 wählen zu dürfen. Das ist blanker Unsinn.
Bild: Desinteresse an politischen Fragen? Demonstration von Fridays for Future …
Jugendliche sind unpolitisch und auch ein bisschen doof. So in etwa lässt
sich – sehr zugespitzt formuliert – das [1][Statement des Lehrerverbandes
kurz vor der Europawahl am Sonntag] verstehen. Oder wie sonst soll man den
Satz des Verbandspräsidenten Stefan Düll gegenüber den Funke-Medien lesen:
„Ein großer Teil interessiert sich eben auch nicht die Bohne für Politik
mit ihren vielen Facetten.“
Man hört das und staunt: Ein Verband von professionellen Lehrenden, deren
Aufgabe es ist, ihren Schützlingen, also den [2][16-Jährigen, die zum
ersten Mal das EU-Parlament mitwählen dürfen,] die Bedeutung genau dieses
Rechts nahe zu bringen. Ganz sicher machen das viele Lehrende
verantwortungsvoll und aufopferungsbereit. Und gewiss sind nicht alle
Jugendlichen gleich stark an Politik interessiert und dafür interessierbar.
Ebenso haben nicht alle Jugendlichen denselben Bildungsstand, erst recht
nicht dieselben Bildungszugänge. Aber die pauschale Abwertung junger
Menschen, von denen es gemeinhin heißt, sie seien unsere Zukunft, ist
ausgerechnet des Lehrerverbandes unwürdig.
Sicher, Lehrkräfte machen unterschiedliche Erfahrungen mit Schüler:innen,
manche davon sind bekanntermaßen nicht in jedem Fall prickelnd. Das zu
ändern, ist allerdings auch Aufgabe der Lehrenden. Gemeinsam mit Eltern und
anderen bildungskompetenten Menschen.
Peinlich für den Verband ist zudem, dass er die Schüler:innenschaft
offenbar schlecht kennt. Kaum eine junge Generation in den vergangenen
Jahrzehnten ist so politisch wie die jetzige. Die streikt [3][für
Klimaschutz, geht auf die Straße gegen rechts,] ernährt sich vermutlich
sogar anders als die (Boomer)Vertreter:innen des Lehrerverbandes. Das
bestätigt die [4][letzte Shell-Jugendstudie]: Knapp über 40 Prozent der
Jugendlichen interessieren sich stark bis sehr stark für Politik.
Natürlich gibt es auch Schüler:innen, die sich eher für Mode, erste Liebe,
Sex interessieren. Auch das ist in Ordnung. Mit 16 darf, soll, muss sich
[5][ein Mensch verstärkt mit sich selbst beschäftigen] dürfen. Sich selbst
besser zu kennen, ist nötig, um sich der Welt (und der Politik) zu öffnen.
5 Jun 2024
## LINKS
[1] https://www.deutschlandfunk.de/deutscher-lehrerverband-sieht-wahlalter-ab-1…
[2] /Junge-Waehlerinnen-vor-der-EU-Wahl/!6011457
[3] /Gegen-Rechtsruck-und-Klimakrise/!6014223
[4] https://www.shell.de/about-us/initiatives/shell-youth-study/_jcr_content/ro…
[5] /Jugendliche-mit-Nebenjob/!5949193
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
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