Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hungerstreik für Klimaschutz: Den Erpressungsvorwurf entkräften
> Die Protestierenden in Berlin setzen diese Woche doch nicht auf die
> ultimative Eskalationsstufe und gehen noch nicht in den Durststreik.
Bild: Das Zelt der Hungerstreikenden im Invalidenpark in Berlin
Berlin taz | Im Camp der vier Hungerstreikenden im Invalidenpark in Berlin
ist ein Aufatmen zu spüren. [1][Wolfgang Metzeler-Kick, der seit 92 Tagen
nichts mehr isst], und Adrian Lack, der seit 31 Tagen keine Nahrung zu sich
nimmt, gehen doch nicht wie angekündigt an diesem Donnerstag auch in den
Durststreik. Sie wollen eine Woche Aufschub.
Sie tun es, wie sie sagen, um Bundeskanzler Olaf Scholz die Möglichkeit
einzuräumen, sich in dieser Woche mit ihnen in Verbindung zu setzen. Es
gehe ihnen insbesondere darum, dem vom Kanzler an sie herangetragenen
Vorwurf der Erpressung zu begegnen. Zu Recht wollen sie nicht, dass der
totale Hungerstreik, den sie bereit sind einzugehen und der innerhalb
weniger Tage zum Tode von einem oder beiden geführt hätte, nur als weitere
erpressende Eskalationsstufe beschrieben wird.
Reflexartig wird dieses Erpressungsmoment auch in den Medien diskutiert.
Juristisch aber ist, was die Hungerstreikenden tun, keine Erpressung, denn
sie schaden dem Bundeskanzler nicht und drohen ihm auch keinen Schaden an.
Wenn jemand zu Schaden kommt, dann sie selbst. Sie wollen einzig, dass
Scholz die wissenschaftlich belegten Fakten offen ausspricht und den
Deutschen die Wahrheit sagt: dass die Erderwärmung in die Klimakatastrophe
führt, dass es kein Restbudget an CO2 mehr gibt, das noch verbraucht werden
kann, sondern dass jetzt radikal umgesteuert werden muss.
[2][In der Regierungserklärung von Donnerstag hat Scholz diesbezüglich die
Chance nicht genutzt.] Er berichtete nur, dass er in diesem Jahr bereits
viermal in Überschwemmungsgebiete gefahren sei. Er nimmt das Wort
„Klimawandel“ in den Mund, dem er aber ausschließlich mit
Anpassungsmaßnahmen begegnen will und nicht mit einer radikalen
Einschränkung des CO2-Ausstoßes.
Adrian Lack, der zuletzt wie Wolfgang Metzeler-Kick schon seit Tagen auch
keine Säfte mehr trank, wird zusammen mit den beiden anderen
Hungerstreikenden weiter hungern. Jetzt aber wieder mit Säften.
Metzeler-Kick macht eine Pause und „geht ins Refeeding“, wie die
Wiedergewöhnung des Körpers an Nahrung genannt wird.
6 Jun 2024
## LINKS
[1] /Klima-Hungerstreik-in-Berlin/!6011936
[2] /Kanzler-Scholz-zur-Sicherheitslage/!6015599
## AUTOREN
Waltraud Schwab
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Hungerstreik
Olaf Scholz
GNS
Hungerstreik
Hungerstreik
Schwerpunkt Klimaproteste
Hungerstreik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hungerstreik für das Klima: Eine Woche Aufschub
Die Hungerstreikenden in Berlin geben sich und dem Bundeskanzler nun eine
Woche mehr Zeit, indem sie erstmal wieder Säfte trinken.
Medizinethiker über Hungerstreiks: „Konkurrierende Deutungen“
Historisch traten vor allem Häftlinge in Hungerstreiks, nun eignen sich
auch Klimaaktivist:innen sie an. Über die Geschichte der Protestform.
Jesuit über Hungern aus Protest: „Erpressung ist nicht gegeben“
Der Jesuit und Aktivist Jörg Alt hat dem Klimaschützer Wolfgang
Metzeler-Kick vom Hungerstreik abgeraten. Dennoch unterstützt er ihn.
Klima-Hungerstreik in Berlin: Schonunglose Wahrheit
Hungerstreikende wollen aufhören zu trinken. Es ist ein Drama, dass es den
verzweifelten Mut Einzelner braucht, um Selbstverständliches einzufordern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.