| # taz.de -- Neuordnung des Krankenhauswesens: Kabinett beschließt Klinikreform | |
| > Der Gesetzentwurf zur großen Krankenhausreform geht durchs Kabinett. Aber | |
| > der Streit – vor allem mit den Bundesländern – tobt weiter. | |
| Bild: Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, am Mittwoch in der Bunde… | |
| Berlin afp/taz | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den Gesetzentwurf von | |
| Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für eine [1][umfassende | |
| Neuordnung des Krankenhauswesens] beschlossen. Lauterbach erhofft sich | |
| davon den Erhalt einer flächendeckenden medizinischen Versorgung, einen | |
| Abbau von Bürokratie und eine bessere medizinische Versorgung. Er sprach | |
| von der „größten Krankenhausreform seit 20 Jahren“. | |
| Die geplante Reform soll die Finanzierung der Kliniken durch eine Abkehr | |
| vom System der Fallpauschalen sichern – sie werden dann nicht mehr nur für | |
| einzelne Behandlungen bezahlt, sondern auch über sogenannte | |
| Vorhaltepauschalen. Zudem sollen die Kliniken künftig nur noch für | |
| Behandlungen bezahlt werden, für die sie bestimmte Qualitätskriterien | |
| erfüllen. Nach Lauterbachs Angaben soll die Großreform schrittweise über | |
| die nächsten zehn Jahre umgesetzt werden. | |
| Mit der Krankenhausreform „zieht die Bundesregierung die Notbremse“, sagte | |
| Lauterbach. „Ohne die Strukturen der stationären Versorgung zu ändern, | |
| [2][drohen Klinikinsolvenzen], schlechte Behandlung und weite Wege.“ Das | |
| bisherige Fallpauschalen-Modell habe Fehlanreize gesetzt, so der Minister. | |
| So hätten Krankenhäuser Eingriffe durchgeführt, die medizinisch nicht | |
| notwendig gewesen seien – allerdings finanziell nötig für die Kliniken, | |
| „weil sie sonst ihr Budget nicht zusammenbekommen“. | |
| Mit der Umsetzung der geplanten Reform „bestimmt der medizinische Bedarf | |
| die Behandlung, nicht die Ökonomie“, sagte Lauterbach. Die geplante | |
| Spezialisierung der Krankenhäuser werde außerdem die Zahl der vermeidbaren | |
| Todesfälle verringern. Zu oft würden bislang etwa Schlaganfall-, Krebs- | |
| oder Herzinfarktpatienten in Kliniken behandelt, die dafür nicht optimal | |
| ausgestattet seien. | |
| ## Sorge um Länderkompetenz | |
| So einig sich das Kabinett bei der Krankenhausreform ist, so sehr kämpfen | |
| Vertreter*innen der Gesundheitslobby [3][und der Bundesländer] dagegen | |
| an. Die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Schleswig-Holsteins | |
| Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU), warf Lauterbach am | |
| Mittwoch vor, sich über berechtigte Forderungen der Bundesländer | |
| hinweggesetzt zu haben. | |
| Dies „birgt die Gefahr einer erheblichen Verzögerung des | |
| Gesetzgebungsverfahrens, die der Bund zu verantworten hat“, erklärte von | |
| der Decken. Ende April hatten die Bundesländer eine gemeinsame | |
| Stellungnahme abgegeben, in der sie auf einer umfassenden Überarbeitung des | |
| Entwurfs sowie einer Auswirkungsanalyse bestehen. Die Länder fürchten, das | |
| Gesetz greife in ihre Kompetenz der Krankenhausplanung ein. | |
| In der rund zweijährigen Planungsphase der Reform hatte Lauterbach zunächst | |
| darauf gesetzt, dass Bund und Länder gemeinsam das Gesetz ausarbeiten. | |
| Wegen anhaltender Differenzen legte er dem Bundeskabinett am Mittwoch aber | |
| einen Gesetzentwurf vor, der seinen Worten zufolge so gestaltet ist, dass | |
| er nicht auf Zustimmung der Länder im Bundesrat angewiesen ist. | |
| ## Ausreichende Finanzierung | |
| Allerdings könnten die Länder die Umsetzung des Gesetzes im Bundesrat durch | |
| die Anrufung des Vermittlungsausschusses verzögern. Zudem erwägen mehrere | |
| Länder Verfassungsklage gegen das Gesetz. | |
| Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft als Vertreterin der Kliniken | |
| wiederholte ihre Kritik an der Reform – sie gefährde die Stabilität der | |
| Versorgung. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen | |
| Brysch, begrüßte die geplante Spezialisierung, befürchtet aber, dass für | |
| die auf dem Land notwendigen Kliniken nicht ausreichend Geld da sei. Die | |
| Gewerkschaft Verdi forderte eine Beteiligung der Beschäftigten und ihrer | |
| Vertreter*innen an der weiteren Ausgestaltung der Reform. | |
| 15 May 2024 | |
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