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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Kino als Refugium
> Das 18. Xposed Queer Film Festival zelebriert traumartige Formsprachen
> und queere Narrative. Von Spielfilm bis Short-Experiment ist alles dabei.
Bild: Szene aus „Má Sài Gòn“ (Mother Saigon) von Khoa Lê (Kanada, 2023)
Zwei junge Männer fahren auf einem Tretboot-Schwan auf einem Kanal durch
Saigon und reden über Hochzeitspläne: es geht um mögliche Orte, um die
Frage, ob es eine große Hochzeit mit Freund_innen und Familie oder zwei
getrennte geben soll. Khoa Lê zeigt in „Má Sài Gòn“ (Mutter Saigon), ei…
Reihe von Paarporträts, queere Lebensentwürfe im heutigen Saigon. Lês
Dokumentarfilm zeigt Gespräche der Paare untereinander und mit
Freund_innen, in denen es um das Verhältnis zur Gesellschaft oder zu den
Eltern geht.
Unterbrochen werden diese intimen Gespräche von einigen traumartigen,
poetischen Szenen, die „Má Sài Gòn“ zu einem ebenso beeindruckenden wie
berührenden Kollektivporträt machen. Khoa Lês Film ist Teil des Programms
der 18. Ausgabe des [1][XPosed Queer Film Festival] in Berlin, das am
kommenden Wochenende stattfindet. Von Donnerstag an läuft in vier Kinos in
Kreuzberg und Neukölln eine breite Auswahl von Lang- und Kurzfilmen, die
queeres Leben in aller Welt zeigen. Im [2][aquarium] findet am Sonntag (2.
6.) außerdem ab 17 Uhr ein Gedenkabend für die Musikerin Aérea Negrot
statt.
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag im [3][Babylon Kreuzberg] mit
einem Kurzfilmprogramm zu den [4][„Poetics of Perspective“]. Unter anderem
erkundet darin Danny Bailey in dem Kurzfilm „Soft Bwoi“ die Politiken von
Weichheit und Franzis Kabisch hinterfragt in dem Desktopessayfilm „getty
abortions“ die populären Imaginationen von Abtreibungen.
Anschließend läuft im Moviemento Lillah Hallas Langfilmdebüt „Levante“
(„Power Alley“) über eine junge Volleyballerin, die, kurz bevor sie ein
Sportstipendium bekommt, erfährt, dass sie schwanger ist. Mit Hilfe ihrer
Freundin, einer Teamkollegin, sucht sie nach Wegen zu einer Abtreibung.
Über das Volleyballteam weitet Halla den Blick auf queeres Leben in
Brasilien. Ihr Film feierte vor einem Jahr im Rahmen der Semaine de la
critique auf dem Filmfestival in Cannes Premiere.
Am Sonntagnachmittag läuft im Rahmen des Festivals erneut Mohamed Soueids
vor einiger Zeit wiederentdecktes Porträt der syrischen trans Frau Khaled
El Kurdi im Beirut der 1990er Jahre. In Gesprächen mit El Kurdi eröffnet
„Cinema Fouad“ einen der seltenen Blicke auf trans Leben im arabischen Raum
der 1990er Jahre und auf Facetten des Nachtlebens von Beirut in den 1990er
Jahren. Direkt im Anschluss läuft ebendort ein Kurzfilmprogramm mit dem
Titel [5][„Falling Into Place“], in dem nicht zuletzt ein sehr sehenswerter
kurzer Dokumentarfilm läuft.
Halb um Orientierung bemüht, halb skeptisch blickt sich Azedine auf dem
Platz um. Dann beginnt er aus dem Off von seiner Jugend Mitte der 1980er
Jahre in Paris und Saint-Denis zu erzählen: vom Rassismus, von den
Modetrends, vom Aufkommen von Heroin und dem Bekanntwerden von Aids.
Und von den Nachmittagen im „Pacific Club“, der sich unter dem Platz
befand, auf dem er heute steht. Valentin Noujaïms Kurzdokumentarfilm
„Pacific Club“ ruft einen Nachtclub in Erinnerung, der von Ende der 1970er
bis Ende der 1980er Jahre mitten im entstehenden Büroviertel La Défense in
Puteaux nahe Paris existierte und für die arabischstämmigen Jugendlichen
der Vorstädte ein Refugium vor dem Rassismus bot.
Auch in diesem Jahr erweist sich das XPosed Queer Film Festival als
Fixpunkt im Berliner Kinojahr und als eine Gelegenheit, queeres Kino in
geballter Menge zu sehen, die sich niemand entgehen lassen sollte.
28 May 2024
## LINKS
[1] https://xposedfilmfestival.com/2024/
[2] https://www.suedblock.org/wp/aquarium/?doing_wp_cron=1716901461.51276803016…
[3] https://www.yorck.de/kinos/babylon-kreuzberg?sort=Popularity&date=2024-…
[4] https://xposedfilmfestival.com/2024/films/opening-night-shorts-poetics-of-p…
[5] https://xposedfilmfestival.com/2024/films/closing-night-shorts-falling-into…
## AUTOREN
Fabian Tietke
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