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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Wie das Leben so spielt
> „Anime Berlin“ zeigt Herausragendes von Studio Ghibli, „Amy“ erzählt…
> einem Absturz, „Picnic at Hanging Rock“ von einem rätselhaften
> Verschwinden.
Bild: „The Tale of the Princess Kaguya“ (JP 2013), R: Isao Takahata
Zum mittlerweile siebten Mal präsentiert die Veranstaltung „Anime Berlin“
künstlerisch herausragende Werke der japanischen Anime-Produktion. Im
Mittelpunkt steht dieses Mal der Altmeister Hayao Miyazaki, dessen Filme an
dieser Stelle ja schon oft genug ausführlich gelobt wurden. Deshalb gibt es
hier jetzt lieber ein kleines Porträt seines nicht minder talentierten
Mitstreiters, des 2018 verstorbenen Mitbegründers von Studio Ghibli, Isao
Takahata.
Takahata hatte bereits bei seinem Regiedebüt „Taiyō no Ōji: Horusu no
Daibōken“ (1968) mit Miyazaki zusammengearbeitet, schuf dann in den 1970er
Jahren eine Reihe von heute legendären Fernsehserien („Heidi“, „Anne mit
den roten Haaren“, „Marco“) und verlegte sich beim Studio Ghibli später
eher auf die Rolle des Produzenten.
Gleichwohl entstanden in großen Abständen immer noch abendfüllende
Regiearbeiten, zuletzt „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ aus dem Jahr
2013, eine ganz im Stil hauchfeiner japanischer Tuschzeichnungen gehaltene
Adaption eines Märchens aus dem Mittelalter.
Während die Zeichnungen in ihrer wunderschönen vermeintlichen Unfertigkeit
ganz anders wirken als alles, was man vom Studio Ghibli sonst gewohnt ist,
erweisen sich die Erlebnisse einer als Däumling auf der Erde gefundenen
Mondprinzessin als ein für Takahata sehr typisches moralisches Gleichnis
über die Bedeutung immaterieller Werte in einer Welt, die nur Gold und Geld
anzubeten scheint: Letztlich ist das Leben in einem Palast gar nichts gegen
die Liebe der Eltern und die Freude an der Natur (12.6., 22.15 Uhr,
[1][Babylon Mitte]).
Seit einigen Wochen läuft erfolgreich die Spielfilmbiographie „Back to
Black“ bei uns in den Kinos, die sich mit dem von Drogen- und Alkoholsucht
geprägten Leben der britischen Soulsängerin Amy Winehouse beschäftigt und
nach ihrem erfolgreichsten Album aus dem Jahr 2006 benannt ist. Damals
stieg sie zum internationalen Superstar auf – was sie offenbar nicht
verkraftete: Nach vielerlei medial reichlich ausgeschlachteten Abstürzen
verstarb Amy Winehouse am 23. Juli 2011 im Alter von 27 Jahren mit 4,16
Promille im Blut an einer Alkoholvergiftung.
Einen dokumentarischen Blick auf ihr Leben und ihre Karriere wirft der
britische Regisseur Asif Kapadia („Senna“) in seinem Film „Amy“ (2015) …
zeichnet dabei das Porträt einer sensiblen Künstlerin mit geringem
Selbstwertgefühl und vielerlei psychischen Problemen (unter anderem litt
sie unter Depressionen und Bulimie), die in einem obszönen Mediengewitter
untergeht, der keinen privaten Schritt mehr erlaubt.
Das macht allerdings auch der Film auf eine ziemlich distanzlose Weise,
denn hier kommt alles zum Einsatz: von den wackeligen Handy-, Heim und
Urlaubsvideos ihrer Freunde und Freundinnen bis zu aufbewahrten Nachrichten
vom Telefon-Anrufbeantworter. Wer sich aber darauf einlässt, wird in den
emotionalen Sog einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale gezogen (7.6.–9.6.,
12.6., 20.15 Uhr, [2][Kulturhaus Spandau]).
Mit einem Film über das unerklärliche Verschwinden einer Lehrerin und drei
Schülerinnen setzte Regisseur Peter Weir 1975 das australische Kino so
richtig auf die Landkarte des internationalen Kinos: „Picnic at Hanging
Rock“ erzählt, wie die vier jungen Frauen im Jahr 1900 bei einem Ausflug in
einem Spannungsfeld zwischen Naturmystizismus und angedeuteten ersten
erotischen Wünschen verloren gehen.
Als man schließlich eines der Mädchen wiederentdeckt, kann sie zur Klärung
des Sachverhaltes nichts beitragen, und auch sonst versagen auf
beunruhigende Weise alle Erklärungsversuche. Das [3][Kino Arsenal zeigt den
Film] in der Reihe „Animal, Mineral, Vegetable – Natur und
Nichtmenschliches im Film“ (8.6., 20 Uhr, [4][Kino Arsenal]).
6 Jun 2024
## LINKS
[1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/anime-berlin/7269-anime-berlin-…
[2] https://www.kinoimkulturhaus.de/Spielplan
[3] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmvorfuehrung/picnic-at-hanging-rock-3…
[4] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/animal-mineral-vegetable-natur…
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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