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# taz.de -- Zwang zum Digitalen: Ich! Will! Analog! Sein!
> Ob Bank, Arztpraxis oder Carsharing – alle setzen auf digitalen Zugang.
> Wer nicht digital ist, wird ausgeschlossen.
Bild: Als Carsharing noch voll analog war
Neulich versuchte ich, einen Termin bei einem Orthopäden zu bekommen. Doch
niemand ging ans Telefon. Auf der Webseite der Praxis nur der Hinweis
„Terminvereinbarung bitte über Doctolib“. Wenige Wochen zuvor kam Post von
der Bank: Ich möge mir doch [1][die neue App zulegen,] das alte
Banking-Verfahren werde sicher bald eingestellt. Ähnliches beim
Handy-Anbieter: Bitte die App nutzen, statt die Hotline des Kundenportals
anzuwählen. Die ist ohnehin irgendwo tief im Impressum versteckt.
Und so geht es weiter. Für mich lohnt es sich nicht, ein eigenes Auto vor
der Tür zu haben, also [2][vergleiche ich Carsharing-Anbieter.] Der
vielversprechendste verlangt nicht nur das Installieren der App, sondern
auch die Nutzung von Google-Diensten beziehungsweise die eines iPhones. Um
es anders zu sagen: Der Digitalisierungsterror macht vor nichts und
niemandem halt. Auch die letzten Menschen, die geglaubt hatten, dass sie
ein Recht auf ein analoges Leben haben, spüren inzwischen, dass das ein
Irrtum ist.
Was aber ist mit all jenen, die kein passendes Endgerät haben oder es nicht
bedienen können? Sie werden de facto dazu genötigt, sich digital
anzugleichen. Das jedoch fördert nicht nur die Finanzmacht in den Händen
von Konzernen der Informationstechnologie. Die wissen darüber hinaus die
Kundendaten für sich zu nutzen. [3][Das ist gefährlich]: Große Mengen an
[4][sensiblen Gesundheitsdaten sammeln sich auf Arztportalen], andere
Websites horten private Daten und Nutzeranalysen.
So schrumpfen Privatsphäre, digitale Selbstbestimmung und die Möglichkeit
paritätischer Teilhabe in allen Lebensbereichen auf ein Minimum zusammen.
Während die kritische Medienkompetenz insbesondere bei den Jüngeren auf dem
Rückzug ist.
Der Verein [5][Digitalcourage, der jetzt mit einer Unterschriftenaktion ein
„Recht auf Leben ohne Digitalzwang“ im Grundgesetz] fordert, verlangt nur
etwas, das selbstverständlich sein sollte. Mehr noch: Das sollte Teil der
gelebten Demokratie sein. Digitales Zeitalter hin oder her.
23 May 2024
## LINKS
[1] /Fehlende-Updates-und-andere-Widrigkeiten/!6008186
[2] /Carsharing-auf-dem-Vormarsch/!5995255
[3] /Scarlett-Johansson-gegen-OpenAI/!6009030
[4] /Digitale-Gesundheitsakte/!5562677
[5] https://digitalcourage.de/
## AUTOREN
Ulf Schleth
## TAGS
Digital
Gesundheitsdaten
Smartphone
Analog-Hipster
Banken
Verbraucherschutz
Digital
Krankenhäuser
Menstruation
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