| # taz.de -- Nicaraguas Klage vor dem IGH: Eilantrag abgewiesen | |
| > Der Internationale Gerichtshof lehnt Nicaraguas Antrag gegen Deutschlands | |
| > Hilfe für Israel ab – und den deutschen Antrag, die Klage nicht | |
| > zuzulassen. | |
| Bild: Tania von Uslar-Gleichen (l), Generaldirektorin für Rechtsangelegenheite… | |
| Freiburg taz | Der Internationale Gerichtshof (IGH) hat im Zusammenhang mit | |
| dem Gazakrieg keine einstweiligen Maßnahmen gegen Deutschland verhängt und | |
| einen entsprechenden Antrag Nicaraguas fast einstimmig abgelehnt. | |
| Deutschland muss damit seine Rüstungsexporte an Israel nicht stoppen. | |
| Nicaragua hatte Deutschland am 1. März [1][vor dem Gericht der Vereinten | |
| Nationen verklagt]. Das autoritär regierte Land warf Deutschland vor, es | |
| unterstütze Völkermord und Kriegsverbrechen Israels an der | |
| palästinensischen Bevölkerung in Gaza. Damit verletze Deutschland seine | |
| völkerrechtlichen Pflichten aus der Genozid-Konvention und den Genfer | |
| Konventionen zum humanitären Völkerrecht. Konkret verwies Nicaragua | |
| insbesondere auf deutsche Waffenlieferungen an Israel sowie auf die | |
| Einstellung von deutschen Zahlungen an das UN-Palästinenser-Hilfswerk | |
| UNRWA. | |
| Zugleich stellte Nicaragua einen Eilantrag. Der IGH solle Deutschland per | |
| einstweiliger Maßnahme verpflichten, seine Waffenlieferungen an Israel | |
| sofort zu stoppen und die Finanzierung des UNRWA sofort wiederaufzunehmen. | |
| Der IGH unter Leitung seines libanesischen Präsidenten Nawaf Salam hat den | |
| Eilantrag am Dienstag mit 15 zu 1 Stimmen abgelehnt. [2][Die Umstände im | |
| konkreten Fall erforderten keine einstweiligen Maßnahmen des IGH.] Nur der | |
| von Nicaragua benannte Ad-hoc-Richter Awn Shawkat al-Khasawneh, ein | |
| ehemaliger jordanischer Ministerpräsident, stimmte für den Eilantrag. | |
| In dem elfseitigen Beschluss des IGH, der der taz vorliegt, folgen die | |
| Richter der deutschen Argumentation, dass die militärische Unterstützung | |
| Israels seit Beginn des Gazakriegs stark zurückgegangen ist. | |
| Während Deutschland im Oktober 2023 noch [3][Rüstungsexporte nach Israel im | |
| Wert von 200 Millionen Euro genehmigt hatte], sank der Wert im November auf | |
| 24 Millionen und im März 2024 auf 1 Million Euro. Zudem hätten 98 Prozent | |
| der militärischen Exportgenehmigungen seit Oktober 2023 keine Kriegswaffen | |
| betroffen, sondern sonstige militärische Ausrüstung wie Helme und | |
| Kommunikationsgeräte. | |
| Der IGH sah auch keinen Grund, Deutschland zur Wiederaufnahme der Zahlungen | |
| an das Palästinenser-Hilfswerk zu verpflichten. Zum einen seien solche | |
| Zahlungen freiwillig, zum anderen hätten in den Wochen nach der deutschen | |
| Ankündigung eines Zahlungsstopps Ende Januar gar keine deutschen Zahlungen | |
| an UNRWA angestanden. | |
| Deutschland hatte die Zahlungen an das Hilfswerk ausgesetzt, nachdem | |
| bekannt geworden war, dass mehrere seiner Mitarbeiter am | |
| Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen. Die | |
| Bundesregierung kündigte vorige Woche an, sie werde ihre Zahlungen wieder | |
| aufnehmen. Das UNRWA hatte eine Verbesserung seiner internen Kontrollen | |
| zugesagt. | |
| Zugleich lehnte der IGH den deutschen Antrag ab, die Klage Nicaraguas wegen | |
| offensichtlicher Unzulässigkeit aus der Liste der anhängigen Fälle zu | |
| streichen. Deutschland hatte argumentiert, die Vorwürfe Nicaraguas | |
| richteten sich in erster Linie an Israel, obwohl Israel nicht verklagt | |
| worden sei. Möglicherweise wird die Unzulässigkeit der Klage Nicaraguas | |
| erst im Hauptsache-Verfahren festgestellt. Der IGH machte in seinem | |
| Eilbeschluss keine Ausführungen zum israelischen Vorgehen in Gaza. In einem | |
| von Südafrika beantragten Eilbeschluss vom Januar hatte der IGH erklärt, es | |
| gebe plausible Indizien für eine Verletzung der Genozid-Konvention in Gaza. | |
| 1 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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