# taz.de -- Streikende bei SRW geben auf: Ende mit Schrecken | |
> Die Arbeiter:innen der Recyclingfirma SRW konnten keinen Tarifvertrag | |
> erstreiken. Nun endet ihr Arbeitskampf nach sechs Monaten Streik. | |
Bild: Ein Transparent mit der Aufschrift „Dieser Betrieb wird bestreikt“ h�… | |
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall ist zu Ende. Nach einer | |
Urabstimmung hat die Gewerkschaft am Montag ihren Arbeitskampf bei der | |
Recyclingfirma SRW Metalfloat aufgegeben. Seit dem [1][8. November 2023 | |
hatte ein Teil der Belegschaft ihre Arbeit niedergelegt] und forderte vor | |
dem Werkstor in Rötha bei Leipzig einen Tarifvertrag – ohne Erfolg. | |
Der Arbeitgeber lehnte den Tarifvertrag ab und ließ sich auch durch den | |
Streik nicht an den Verhandlungstisch zwingen. Dass Bundes- und | |
Landespolitiker:innen den Streik besuchten und internationale Presse | |
berichtete, änderte nichts. Ein Teil der Belegschaft arbeitete weiter, auf | |
den verwies die SRW ebenso wie auf frühere Erfahrungen, die zeigten, dass | |
ein Tarifvertrag nicht nötig sei. | |
Das [2][Streikende hatte sich angebahnt.] In der vergangenen Woche hatte | |
die IG Metall angekündigt, den Streik zu unterbrechen, um Verhandlungen | |
herbeizuführen. Doch als die Streikenden ihre Arbeit wieder aufnehmen | |
wollten, hatte SRW-Geschäftsführer Thomas Müller die Beschäftigten | |
ausgesperrt (taz berichtete). Derzeit bekommen sie keinen Lohn, dürfen aber | |
auch nicht arbeiten. | |
Man habe das Streikende zur Kenntnis genommen, wolle sich aber aktuell noch | |
nicht äußern, teilten die sächsische Recyclingfirma und der dazugehörige | |
Mutterkonzern nun auf taz-Anfrage mit. SRW ist Teil der Scholz Gruppe mit | |
70 Unternehmen in Deutschland. Die Gruppe gehört wiederum zur chinesischen | |
Chiho Environmental Group. | |
## Wohl eher ein „Einzelfall“ | |
Michael Hecker, der zuständige [3][Gewerkschaftssekretär der IG Metall], | |
kritisiert, dass der Arbeitgeber nur mit dem Betriebsrat, nicht mit der | |
Gewerkschaft verhandeln wollte: „Scholz Recycling und SRW Metalfloat | |
missachten unser deutsches Mitbestimmungsrecht.“ | |
Der Arbeitskampfexperte Heiner Dribbusch sagt, es gebe auch andere | |
Arbeitgeber, die es aus „ideologischen Gründen“ kategorisch ablehnen, mit | |
Gewerkschaften über Tarifverträge zu verhandeln. „Finanzielle Belastungen | |
spielen dabei oft eine untergeordnete Rolle. Es geht den Firmen ums | |
Prinzip. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Amazon.“ | |
[4][Dribbusch forschte bis 2019 beim Wirtschafts- und | |
Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung] zu | |
Arbeitskämpfen, vergangenes Jahr veröffentlichte er ein Buch dazu. „Die | |
Arbeitgeberseite ist den Gewerkschaften insofern strukturell überlegen, als | |
sie erst einmal entscheiden kann, ob sie überhaupt Tarifverträge | |
abschließen will.“ Wenn nicht, müsse die Gewerkschaft stark genug sein, | |
dies per Streik durchzusetzen. Stehe die Belegschaft nicht geschlossen | |
dahinter, „wird es schwierig“. | |
Der Streik bei SRW Metalfloat sei aber ein „Einzelfall“. Die Dauer sei | |
äußerst selten, ebenso, dass es gar keine Einigung gab. „Die IG Metall | |
könnte den Streik finanziell sicher noch lange durchhalten, aber irgendwann | |
wird die Belastung auch für die Streikenden zu groß. Vor allem wenn es | |
keinerlei Einigungsperspektive gibt“, so Dribbusch. | |
Aber der Fall solle auch nicht überbewertet werden. „In vielen anderen | |
Fällen haben sich die Beschäftigten durchgesetzt.“ | |
13 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Monatelanger-Streik-in-Recycling-Werk/!5997152 | |
[2] /Verzweifelter-Arbeitskampf-in-Sachsen/!6006096 | |
[3] https://www.igmetall-leipzig.de/aktuelles/meldung/ig-metall-beendet-streik-… | |
[4] https://www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/streik/ | |
## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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