# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Biden sagt Selenskyj ATACMS zu | |
> Biden verspricht Selenskyj neue Raketen, die EU-Außenminister zögern bei | |
> Patriot-Zusage an Kyjiw. Russland zerstört den Fernsehturm von Charkiw. | |
Bild: Die zerstörte Spitze des Fernsehturms von Charkiw am 22. April 2024 | |
## Biden sagt schnelle Lieferung zu | |
Kurz vor der Abstimmung im US-Senat über ein [1][neues Ukraine-Hilfspaket] | |
hat US-Präsident Joe Biden dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj | |
schnelle Unterstützung in Aussicht gestellt. Biden habe am Montag mit | |
seinem Kollegen telefoniert, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. | |
Selenskyj sagte später in seiner abendlichen Videoansprache, bei dem | |
Gespräch seien Details zur Lieferung neuer reichweitenstarker Raketen vom | |
Typ ATACMS „finalisiert“ worden. Ein weiteres großes Militärpaket sagte | |
derweil auch Großbritannien zu. | |
Bisher haben die USA ATACMS mit einer gedrosselten Reichweite von 165 | |
Kilometern geliefert. Die Ukraine wünscht sich aber einen Raketentyp mit | |
einer Reichweite von 300 Kilometern, um auch Ziele weit hinter der Front | |
angreifen zu können. Selenskyj machte am Montag keine Angaben dazu, welches | |
Modell ATACMS die USA liefern wollen. (dpa) | |
## Großbritannien verspricht großes Hilfspaket | |
Eine neue Hilfszusage kam derweil auch aus London: Großbritannien versprach | |
der Ukraine sein bisher größtes Hilfspaket mit Dutzenden Kampfbooten, | |
Hunderten Fahrzeugen, mehr als 1.600 Raketen und Millionen Schuss Munition. | |
„Die Verteidigung der Ukraine gegen die brutalen Ambitionen Russlands ist | |
für unsere Sicherheit und für ganz Europa von entscheidender Bedeutung“, | |
sagte der britische Premierminister Rishi Sunak einer Mitteilung zufolge | |
vor einem Besuch in Polen. „Sollte Putin in diesem Angriffskrieg Erfolg | |
haben, wird er nicht vor der polnischen Grenze haltmachen.“ (dpa) | |
## Fernsehturm in Charkiw nach russischem Angriff zerstört | |
In der [2][ostukrainischen Großstadt Charkiw] wurde der Fernsehturm bei | |
einem russischen Angriff stark beschädigt. Auf Videos in sozialen | |
Netzwerken war am Montag zu sehen, wie die Spitze des 240 Meter hohen Turms | |
in die Tiefe stürzte. Selenskyj forderte vor diesem Hintergrund in seiner | |
Abendansprache erneut mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung | |
ukrainischer Städte. Er erklärte zudem, dass die Arbeiten zur | |
Wiederherstellung des Fernsehempfangs bereits liefen. (dpa) | |
## EU-Länder zögern bei Patriot-Zusage an Kyjiw – außer Berlin | |
Mit Ausnahme Deutschlands zögern mehrere EU-Länder mit der Zusage, der | |
Ukraine Flugabwehrraketensysteme vom Typ Patriot bereitzustellen. Die | |
niederländische Außenministerin Hanke Bruins Slot sagte am Montag in | |
Luxemburg, dass ihr Land „momentan jede Art von Möglichkeit“ prüfe. Man | |
biete zudem finanzielle Hilfe für eine deutsche Initiative an, die Ukraine | |
bei der Stärkung von deren Luftabwehr zu unterstützen und mehr Drohnen zu | |
kaufen. | |
Auf die Frage, warum die Niederlande sich zieren, einige von ihren | |
Patriot-Systemen abzugeben, entgegnete Bruins Slot, dass „wir erneut | |
schauen, ob wir unsere Bestände dessen aufbrauchen können, was wir noch | |
haben“. Doch sei dies schwer zu bewerkstelligen. | |
Schwedens Verteidigungsminister Pal Jonson antwortete auf die Frage nach | |
einer möglichen Patriot-Bereitstellung durch sein Land, dass er dies nicht | |
ausschließe, doch fokussiere sich Stockholm aktuell auf finanzielle | |
Beiträge. Zudem verwies er darauf, dass mit weiteren US-Lieferungen von | |
Luftabwehrsystemen zu rechnen sei, nachdem das Repräsentantenhaus in | |
Washington am vergangenen Wochenende ein [3][Hilfspaket in Höhe von 61 | |
Milliarden Dollar] bewilligt habe, darunter 13,8 Milliarden Dollar für | |
Waffenkäufe der Ukraine. | |
Zuletzt kündigte Berlin an, Kyjiw ein zusätzliches Patriot-System zu | |
liefern. Die Ukraine hat jedoch eindringlich um mindestens sieben der | |
Einheiten gebeten, um die Luftangriffe der russischen Angriffstruppen | |
abzuwehren. Russlands Luftwaffe ist jener der Ukraine zwar überlegen, doch | |
können die hochmodernen Raketensysteme westlicher Partner den | |
Kreml-Truppen, die offenbar Geländegewinne verzeichnen, massiv zusetzen. | |
Insbesondere die Patriot-Systeme dienen zur Bekämpfung von Flugzeugen, | |
taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern. | |
Ein wichtiger Vorteil, den die Patriot-Einheiten aus US-Produktion neben | |
ihrer Effektivität haben, besteht darin, dass die ukrainischen Truppen | |
bereits in deren Verwendung geschult sind. Allerdings kann die Herstellung | |
von Patriots bis zu zwei Jahre dauern, weswegen viele Länder wohl zögern, | |
sie abzugeben und dadurch womöglich eine Lücke in ihre eigene Verteidigung | |
zu reißen. Die Bundesrepublik etwa hatte zwölf der Flugabwehrraketensysteme | |
und liefert der Ukraine jetzt bereits das dritte. (ap) | |
## Neun Verletzte bei russischem Drohnenangriff auf Odessa | |
Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Hafenstadt Odessa sind nach | |
ukrainischen Angaben neun Menschen verletzt worden. Darunter seien vier | |
Kinder, teilte das ukrainische Militär am Dienstag mit. Die Kinder würden | |
im Krankenhaus behandelt, drei der erwachsenen Verletzten ebenso, erklärte | |
der Gouverneur der Oblast Odessa, Oleh Kiper, auf dem Kurznachrichtendienst | |
Telegram. Bei dem Angriff seien mehrere Wohnhäuser beschädigt worden und in | |
Brand geraten. | |
Der ukrainischen Luftwaffe zufolge setzte Russland 16 Drohnen und zwei | |
Kurzstreckenraketen ein. 15 Drohnen seien durch die Luftabwehr zerstört | |
worden. Sie seien auf Odessa und Mykolajiw im Süden der Ukraine, | |
Tscherkassy in der Zentralukraine und auf die Hauptstadt Kyjiw angesetzt | |
gewesen. In Kyjiw habe es weder Schäden noch Verletzte gegeben, teilte der | |
Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, ebenfalls auf Telegram mit. (rtr) | |
## Gesperrte Vermögen sanktionierter Russen in der Schweiz gesunken | |
Die von der Schweiz im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland | |
gesperrten Vermögen haben innerhalb eines Jahres deutlich abgenommen. Ende | |
2023 waren Vermögenswerte in Höhe von 5,8 Milliarden Franken eingefroren, | |
wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Dienstag erklärte. Vor | |
einem Jahr waren es noch 7,5 Milliarden Franken. Hauptgrund für diese | |
Entwicklung war der Wertverlust von gesperrten Aktien und anderen | |
Finanzanlagen, hieß es. | |
Dieser starke Rückgang könnte den internationalen Druck auf das neutrale | |
Land verstärken, Vermögenswerte sanktionierter Russen schneller zu | |
identifizieren und zu blockieren. Die Schweiz übernimmt die Sanktionen der | |
Europäischen Union (EU) gegen Russland wegen des Einmarsches in die | |
Ukraine. Das Staatssekretariat für Wirtschaft ist für die Einhaltung der | |
Sanktionen zuständig. | |
Eine Konfiszierung privater russischer Vermögen zur Finanzierung des | |
Wiederaufbaus der Ukraine ist in der Schweiz nicht zulässig. Die Regierung | |
ist der Ansicht, dass eine solche Maßnahme der Bundesverfassung | |
widersprechen würde. Die Alpenrepublik stand bei Russlands Elite als | |
Reiseziel und Aufbewahrungsort von Vermögen lange hoch im Kurs. | |
Gleichzeitig waren Millionäre und Milliardäre aus Russland auch beliebte | |
Kunden für die Schweizer Vermögensverwaltungsbanken. (rtr) | |
## Scholz: Putin darf sich nicht auf Immanuel Kant berufen | |
Zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant hat Bundeskanzler Olaf Scholz dem | |
russischen Präsidenten Wladimir Putin das Recht abgesprochen, sich auf den | |
Philosophen zu berufen. Putins Angriffskrieg widerspreche allen | |
grundlegenden Aussagen des in Königsberg (der heutigen russischen Exklave | |
Kaliningrad) geborenen Kant, sagte Scholz am Montag in Berlin laut | |
Redemanuskript. Die russischen Angriffe und Verwüstungen in der Ukraine | |
stünden „für einen Vernichtungswillen, wie ihn in seiner schieren | |
Maßlosigkeit wohl die wenigsten von uns im Europa des 21. Jahrhunderts noch | |
für möglich gehalten hätten“, fügte der SPD-Politiker hinzu. | |
Umso absurder sei es, wenn sich ausgerechnet der russische Präsident auf | |
Kant berufe. Scholz zitierte in seiner Rede widersprüchliche Aussagen | |
Putins. So habe dieser im Jahr 2005 noch gesagt: „Kant war ein | |
kategorischer Gegner der Beilegung zwischenstaatlicher Streitigkeiten durch | |
Krieg. Und wir versuchen, uns an diesen Teil seiner Lehre zu halten. (…) | |
Ich glaube, dass die Vision, die Kant dargelegt hat, von unserer Generation | |
verwirklicht werden sollte und kann.“ | |
Anfang 2024 habe Putin Kant dann aber umgedeutet, als er sagte: „Kant ist | |
ein fundamentaler Denker. Und sein Aufruf, den eigenen Verstand zu nutzen, | |
ist höchst aktuell. Für Russland bedeutet das praktisch, dass wir uns von | |
unseren nationalen Interessen leiten lassen.“ Dies sei absurd, weil Kant | |
sich ausdrücklich gegen die Einmischung von Staaten in die Angelegenheit | |
anderer Staaten ausgesprochen habe, betonte Scholz. (rtr) | |
## Hamburgs Regierungschef Tschentscher zu Besuch in Kyjiw | |
Bei einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw hat Hamburgs Erster | |
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den Menschen dort Solidarität | |
zugesichert. „Unsere Unterstützung in der Krise muss fortgeführt werden, | |
bis der Krieg beendet ist und der Wiederaufbau beginnen kann“, erklärte | |
Tschentscher am Montag. Mit Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko sprach er | |
über Hilfsprojekte. | |
„Wir leisten humanitäre Hilfe und unterstützen bei der Aufrechterhaltung | |
der Versorgung“, betonte Tschentscher. Viele Gebäude in Kyjiw und große | |
Teile der Infrastruktur seien zerstört worden. Der Bürgermeister übergab | |
drei Busse der Hamburger Hochbahn. Sechs weitere Busse der Verkehrsbetriebe | |
Hamburg-Holstein stehen demnach ebenfalls für den rund 1.800 Kilometer | |
langen Weg nach Kyjiw bereit. | |
Klitschko bedankte sich bei den Hamburgern für ihre Solidarität und Hilfe | |
und erinnerte an den vor zwei Jahren geschlossenen Städtepakt zwischen der | |
Hansestadt und Kyjiw. „Wir lernen voneinander, und die konkreten Projekte | |
in den Bereichen Transport, Wasserversorgung, Jugendarbeit und Gesundheit | |
sorgen dafür, dass beide Städte enger zusammenrücken.“ | |
Tschentscher war vor einem Jahr von Klitschko bei dessen Besuch in Hamburg | |
nach Kyjiw eingeladen worden. Begleitet wurde er auf seiner Reise in die | |
ukrainische Hauptstadt von Partnern des Städtepakts, welche die humanitären | |
Hilfslieferungen organisieren. Bislang wurden im Rahmen des Städtepakts | |
unter anderem elf Rettungswagen, 1.400 sogenannte Lungenautomaten | |
beziehungsweise Atemregler sowie 163 Paletten mit medizinischer | |
Schutzausrichtung aus Hamburg nach Kyjiw gebracht. (afp) | |
23 Apr 2024 | |
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