# taz.de -- Gesellschaftlicher Zusammenhalt: „Die Gräben werden tiefer“ | |
> Es gibt viel schlecht gelaunte Menschen und dann kommt auch noch die AfD | |
> aus der Hölle angehetzt. Ein fiktives Gespräch unter Wartenden am | |
> Busbahnhof. | |
Bild: Ikone der schlechten Laune: die Internet-Berühmtheit Grumpy Cat im Jahr … | |
„Früher war auch nicht alles schlechter!“, tönt ein Mann am Busbahnhof | |
Altona in die Runde der Wartenden. | |
„Na, da kam wenigstens mal ein Bus, der nicht sofort überfüllt war“, sagt | |
eine Frau. | |
„Und schlecht belüftet!“, sagt eine ältere Dame. „Voller miesepetriger | |
Gesichter!“ | |
„Es gibt eben zu viele schlecht gelaunte Menschen“, sagt jemand. | |
„Na, das kann man sich eben nicht aussuchen, mit wem man Tag für Tag in den | |
Bus steigt“, sagt eine Frau. | |
„Gar nix kann man sich aussuchen, ist sowieso alles Mist!“, sagt ein | |
mürrischer Typ. | |
„Aber das Leben ist ja keine Busfahrt, junger Mann“, sagt ein älterer Herr. | |
„Manchmal schon, da fragste dich, welch’ Egobold stinkt hier so | |
selbstherrlich vor sich hin und wer pennt da vorn am Steuer?!“, sagt eine | |
Frau. | |
„Kannste dir alles nicht aussuchen!“, sagt der Mürrische. „Die Gräben | |
werden tiefer, und alle stehen dicht an dicht.“ | |
„Dann hält einer es nicht mehr aus und fängt an zu schreien.“ | |
„Oder eine.“ | |
„Hauptsache nicht alle auf einmal!“ | |
„Dann kippt der Bus um oder fährt in einen Graben und dann ist Ruhe.“ | |
„Und wie soll man das verhindern?“ | |
„Da braucht man eben Leute am Steuer, die mit Verstand und Können Ruhe | |
bewahren!“ | |
„Menschenfreunde!“ | |
„Auf keinen Fall welche neben der Spur.“ | |
„Machtbesoffene!“ | |
„Denen es schnurz ist, ob was kollabiert!“ | |
„Denen es gar nicht um die Fahrgäste geht.“ | |
„Und ob die überhaupt noch die Tickets bezahlen können!“ | |
„Für dumm verkauft werden wir.“ | |
„Nicht mal mehr hintenrum, direkt vorne herum werden wir abgezogen.“ | |
„Das ganze Leben ist eine einzige Verkehrsgesellschaft.“ | |
„Na, immerhin kann man für die am Steuer ein Kreuzchen machen.“ | |
„Is egal, wo ich mein Kreuzchen mach, niemand denkt jemals an meine | |
Bedürfnisse!“, ruft der Mürrische. | |
„Und die wären?“, fragt eine Frau. | |
„Dass ich einfach mal wichtig genommen werde!“ | |
„Inwiefern denn genau?“, hakt sie nach. | |
„Na, ich eben als ich, dass der Staat mir mal sagt: Ich seh’ dich!“ | |
„So wie bei Social Media?“ | |
„Was weiß ich! Ich reg mich auf wie verrückt und niemanden interessiert’s… | |
„Aber was regt Sie denn so auf?“ | |
„Na, alles, mein Leben ist eine überfüllte stinkende Busfahrt nach der | |
anderen!“ | |
„Und dafür ist die Politik verantwortlich?“ | |
„Na, zumindest dafür, dass er keinen Therapieplatz bekommt!“, sagt eine | |
Frau. | |
„Da muss der Lauterbach ran, und zwar fix!“, ruft ein Mann. | |
„Ne Freundin würde mir schon reichen!“, murmelt der Mürrische. | |
„Dazu hatte doch die [1][AfD] Antworten“, sagt jemand. | |
„[2][Hass] ist the Answer to get Love?“, fragt ein junger Typ. | |
„Was war dann da die Frage?“ | |
„Irgendwas mit [3][wahrer Männlichkeit].“ | |
„Die Angelegenheit hat in der Weltgeschichte ja stets Unheil angerichtet.“ | |
„Jetzt wurde es in der Tendenz besser, da kam die AfD um die Ecke.“ | |
„Angehetzt aus der Hölle.“ | |
„Love ist the Answer!“ | |
„Was war da noch die Frage?“ | |
„Wie kann man die Welt besser machen, die Menschen froh, munter, tolerant | |
und offenherzig?“ | |
„Dann wäre die Hassfrage doch einfach die gleiche, nur eben ins Gegenteil | |
verkehrt!“ | |
„Aber muss man darauf antworten?“ | |
11 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jasmin Ramadan | |
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