| # taz.de -- Rapperin über Rausch und Sexualität: „Ich teste gerne meine Gre… | |
| > Genießen, was man hat: Yung FSK18 rappt über Hedonismus und Drogen, | |
| > weibliche Sexualität und mentale Gesundheit. | |
| Bild: Kennt auch die Schattenseiten des Hedonismus: Yung FSK18 aus Halle | |
| taz: Yung FSK18, füllen Sie eine Lücke im Deutschrap? | |
| Yung FSK18: Viele Aspekte, die ich an meiner Musik besonders finde, sehe | |
| ich mittlerweile auch bei anderen Künstler:innen. Ich spiele mit Klischees | |
| und Stereotypen von Frauenbildern im Rap, stelle mich dem andererseits aber | |
| auch bewusst entgegen und zeige mich gerne auch mal weniger feminin oder | |
| atziger. Davon braucht es aber noch mehr. | |
| Sie kommen aus Halle, nicht unbedingt als Hip-Hop-Stadt bekannt. Wie sind | |
| Sie zum Rappen gekommen? | |
| Erst relativ spät, mit 19 etwa. In Halle gab es damals eine recht kleine | |
| Hip-Hop- und Graffiti-Szene, wo man sich ab und zu zum Freestylen | |
| verabredet hat. Anfangs habe ich dort nur abgehangen, viel gezeichnet, das | |
| mochte ich damals schon gerne. Heute mache ich ja auch meine Artworks | |
| selber. Irgendwann habe ich dann angefangen, erst heimlich zu Hause Texte | |
| zu schreiben und später dann auch zu freestylen. Damals bist du als Frau, | |
| die rappt, noch herausgestochen. Das war mir in dem Moment vielleicht gar | |
| nicht so bewusst, aber ich hatte in dem Moment doch ein Ego und wollte | |
| etwas Besonderes sein. | |
| Sie spielen eine Tour zu Ihrer neuen Platte. Worum geht’ s auf der EP? | |
| „Libido“ ist autobiografisch, ich erzähle aus meinem Leben. Das war im | |
| letzten Jahr stark dadurch geprägt, dass ich ein sehr lebensfroher Mensch | |
| bin, ich genieße, was ich habe. „Essen und Sex“, wie auch der Songtitel. Es | |
| geht aber auch um die Schattenseiten des Hedonismus in der Rap- und der | |
| Rave-Szene. Die Platte handelt davon, das Leben in vollen Zügen | |
| auszukosten, aber auch seine eigenen Grenzen anzuerkennen. Ich glaube, dass | |
| es von Grund auf menschlich ist, sich Rauscherlebnisse zu wünschen und das | |
| Leben genießen zu wollen. Jeder Mensch trägt dabei aber auch | |
| selbstzerstörerische Aspekte in sich. Deswegen müssen wir darüber reden und | |
| das Thema enttabuisieren, auch weil es nicht nur in der Rap-Szene ein | |
| Problem ist, sondern ebenso in den Chefetagen und der ganzen Gesellschaft. | |
| Auf Ihrem Song „Satan“ rappen Sie „Satan sagt ja, mein Gewissen, ach egal… | |
| Reizt Sie das Verbotene? | |
| Ich teste gerne meine eigenen Grenzen aus. Manchmal, um mich selbst mehr zu | |
| spüren und Spaß zu haben, manchmal aber vielleicht auch für eine Art | |
| Thrill, der eigentlich gar nicht so witzig ist. Es geht aber auch um | |
| gesellschaftliche Tabus, weibliche Sexualität wird noch immer abschätzig | |
| behandelt. Da ist nichts Böses oder Schmutziges dran. Ich will mit diesen | |
| ungeschriebenen Gesetzen brechen, etwa wenn gesagt wird, dass du als | |
| promiskuitive Frau ein schlechter Mensch bist. Nein, solange die Grenzen | |
| anderer respektiert werden, kann man Spaß haben und sich so ausleben, wie | |
| man möchte. | |
| 10 May 2024 | |
| ## AUTOREN | |
| Jonas Kähler | |
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