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# taz.de -- Neuer „Nazi-Kiez“ in Braunschweig: Gemeinsam gegen rechts
> In einem Stadtbezirk Braunschweigs machen sich Neonazis breit. Mit einem
> lokalen Aktionsplan will ein Bündnis linker Parteien dagegen vorgehen.
Bild: Kein Teil des Aktionsplans sondern Vergangenheit: Braunschweiger Stromkas…
Die Parole „WRG Nazi Kiez“ prangte an einer Litfaßsäule. WRG steht für d…
Westliche Ringgebiet, einem Stadtbezirk Braunschweigs. Hier machte sich die
rechtsextreme Szene in den vergangenen Wochen breit. Einer der Betroffenen
ist David Janzen. In der Nähe der Wohnung des Journalisten und
Rechtsextremismusexperten wurde ein Graffito mit „Janzen Pädo-Schwein“
gesprüht. Janzen war [1][häufiger Ziel solcher Attacken], im vergangenen
Jahr schmierten Rechtsextreme [2][eine Todesdrohung an seine Haustür].
Die Fraktion BS, zu der sich Linke, Volt und „Die Partei“ im Rat der Stadt
Braunschweig zusammengeschlossen haben, will dem Ausbreiten der Szene im
Westlichen Ringgebiet nun mit einem „lokalen Aktionsplan gegen rechts“
entgegenwirken und hat zur nächsten Sitzung des Integrationsausschusses
einen entsprechenden Antrag gestellt. Bezahlt werden sollen im Zuge des
Aktionsplans Projekte gegen Rechtsextremismus.
„Wenn bekannte Rechtsextremisten versuchen, bestimmte Räume im Stadtgebiet
zu besetzen, muss sich insbesondere der Stadtrat dem entgegenstellen“, sagt
Ratsherr Udo Sommerfeld (Linke). „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die
Ratsmehrheit aus SPD und Grünen ein Handlungskonzept für Vielfalt, Toleranz
und Demokratie und gegen Rechtsextremismus ablehnt und gehe von einem
positiven Ratsbeschluss aus.“
Die Bezirksbürgermeisterin des Westlichen Ringgebiets, Sabine Sewella
(Grüne), beschönigt auch nichts. „In den letzten Wochen haben sich
bedauerlicherweise Vorfälle gehäuft, die dem rechtsextremen Milieu
zuzuordnen sind“, sagt sie. Das Spektrum reiche von Drohungen bis zu
Schmierereien. Sie sorge sich vor allem, weil „nun auch Schulen vermehrt
von rechtsextremen Schmierereien betroffen sind“.
## Tattoostudio als Keimzelle
Nun könnte die Ausbreitung der Szene mit der Eröffnung eines Tattoostudios
in einem Haus am Frankfurter Platz neue Dynamik bekommen. Das Haus wird von
Johannes Welge verwaltet, der vom Amtsgericht Braunschweig wegen
antisemitischer Beleidigung [3][zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.]
Vor Ort lebt der Tätowierer „38ink“. Hinter dem Künstlernamen verbirgt si…
Lasse R., der gern rechtsextreme Motive wie „Ruhm und Ehre“ oder „Wahrheit
macht frei“ sticht. Das erste Motiv ist eine Anspielung auf die Waffen SS,
das zweite auf eine Konferenz von Holocaust-Leugner:innen. Räume wie
Tattoostudios sind Treffpunkte, die zur Stabilisierung der Szene führen und
zur Expansion.
Aus der Nachbarschaft kommt Gegenwehr. Im April fand eine Infoveranstaltung
statt. Aus der sei der Vorschlag des lokalen Aktionsplans hervorgegangen,
sagt Andreas Hoffmann, Sprecher des Braunschweiger Kreisverbandes der
Grünen. „Es ist jetzt umso wichtiger, dass sich die Stadt und die
Kommunalpolitik dem Problem der rechten Vereinnahmungsversuche im
Westlichen Ringgebiet annimmt.“
Hoffmann und Sommerfeld verweisen beide auf Dortmund. Im Stadtteil
Dorstfeld hatten Rechtsextreme vor Jahren aus einem Treffpunkt in einem
Haus nach und nach eine [4][„national befreite Zone“ geschaffen], hatten
Anwohner:inenn bedroht, die wegziehen mussten. 2007 beschloss der Rat
der Stadt dann ein Handlungskonzept gegen die Szene, das 2011 in einen
Aktionsplan überging. Das hat die Szene immerhin geschwächt. Die Konflikte
bestehen aber noch. Im Januar griffen Rechtsextreme in Dorstfeld einen
Internet-Blogger an.
4 May 2024
## LINKS
[1] /Milde-Strafe-fuer-rechtsextreme-Angriffe/!5810702
[2] /Neonazis-drohen-Journalisten-mit-dem-Tod/!5923145
[3] /Aufruf-zu-Kundgebung-vor-Synagoge/!5921682
[4] /Rechtsextremismus-im-Ruhrgebiet/!5595208
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
Braunschweig
Schwerpunkt Neonazis
Rechtsextremismus
Aktionsplan
IG
Braunschweig
Antisemitismus
Kolumne Der rechte Rand
Die Rechte
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