Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Netflix-Serie über Missbrauch an Männern: Ehrlich, mutig, verletz…
> „Rentierbaby“ ist eine einzigartige Geschichte, gespielt von dem, der sie
> wirklich erlebte. Es geht um sexuellen Missbrauch an Männern.
Bild: Wer stalkt hier wen?
Martha (Jessica Gunning) hat krauses Haar, ist seltsam geschminkt und stark
übergewichtig, sie lügt über ihren angeblichen Job als Anwältin und kann
sich kein Getränk im Pub leisten.
Sofort hat Donny (Richard Gadd) Mitleid mit ihr. Und doch weiß er, dass das
unfair ist. Wie immer steht er hinterm Tresen des Heart-Pub im Londoner
Stadtteil Camden und zapft ein Bier, als Martha reinkommt. Donnys Mitleid
ist es, das die beiden in ein Gespräch verwickelt.
Martha verliebt sich bald in ihr [1][„Rentierbaby“], wie sie Donny nennt.
Er genießt ihre Aufmerksamkeit und dass sie über ihn lacht. Denn Donny ist
erfolgloser Comedian. Und auch wenn Donny es nicht ist, so ist die Serie
doch zum Schreien komisch. Was zunächst harmlos scheint, nimmt bald eine
dramatische Wendung: Es dauert nicht lange, bis sich Martha als gnadenlose
Stalkerin entpuppt. Dennoch wird es Donny nicht gelingen, sich von ihr zu
lösen. Zu verstrickt miteinander sind die beiden mittlerweile.
Richard Gadd, der Donny verkörpert, liefert in „Rentierbaby“ nicht nur
schauspielerisch ab, sondern schrieb auch das Drehbuch für die Miniserie.
Denn die basiert auf seinem eigenen Leben, wie die Schrift „This is a true
story“ auf dem Bildschirm verrät. So sei er selbst mehrere Jahre lang von
einer Frau gestalkt worden, die ihn „baby reindeer“ nannte.
## Verwirrte Sexualität, geplatzte Träume
Die Serie ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Sie fesselt die
Aufmerksamkeit mit einem spannenden Plot, untermalt den mit einem tollen
Soundtrack und überzeugt mit fantastischen schauspielerischen Leistungen
von Gadd und Gunning.
Donnys eindringliche Erzählstimme trägt dabei durch die Handlung, ohne vor
Themen wie Trauma, verwirrter Sexualität, geplatzten Träumen und
[2][sexuellem Missbrauch an Männern] zurückzuschrecken. Besonders Letzteres
wird mit einer [3][Ernsthaftigkeit] besprochen, die es in der Serien- und
Filmwelt bisher selten gegeben hat.
„Rentierbaby“ ist eine verletzliche und zugleich mutige Darstellung von
Männlichkeit. Die Serie verführt das Publikum mit großen Lachern, nur um
ihm im nächsten Moment mit roher Trauer in den Magen zu treten.
26 Apr 2024
## LINKS
[1] https://www.netflix.com/de/title/81219887
[2] /Sexuelle-Belaestigung-in-Daenemark/!5928417
[3] /Kolumne-Eier/!5551499
## AUTOREN
Valérie Catil
## TAGS
TV-Serien
Stalking
Comedy
Serien-Guide
TV-Serien
Humor
Cybersicherheit
Partnerschaftsgewalt
häusliche Gewalt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Serie „This is gonna be great“: Berlin mit Humor
Die ZDFneo-Serie „This is gonna be great“ ist eine Hommage an Berlin als
Heimat aller Suchenden. Ein Schwanken zwischen Komik und Albernheit.
Arte-Serie über Indigene in Kanada: Der Staat raubte ihnen die Kinder
In Kanada wurden während des „Sixties Scoop“ tausende indigene Kinder ihren
Familien entrissen. Die Arte-Serie „Little Bird“ erzählt davon.
Mockumentary über Dating-Show: Diskurs statt Discounter
In der Serie „Player of Ibiza“ geht es um eine fiktive Reality-TV-Show, in
der Männer mit der größten Challenge konfrontiert werden: dem Feminismus.
IT-Berater über Sicherheit im Netz: „Ein fundamentales Unverständnis“
Künstliche Intelligenz bringt Hackern neue Möglichkeiten für
Cyber-Angriffe. IT-Berater Linus Neumann erklärt, warum sich Menschen
online schlecht schützen.
Gewalt gegen Frauen: Die Täter sind überall
Auf einer Konferenz werden innovative Ansätze zur Bekämpfung von Gewalt
gegen Frauen gesucht. Besonders digitales Nachstellen erfordert ein
Umdenken.
Expertin über häusliche Gewalt: „Gleichstellung hilft gegen Gewalt“
Das Lagebild zu häuslicher Gewalt ist alarmierend, sagt Expertin Katharina
Göpner. Dabei sieht sie auch Handlungsbedarf im Sorge- und Umgangsrecht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.