Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Einführung eines Veteranentages: Ordentliche Rituale
> Bundeswehrangehörige bringen oft große Opfer. Nicht verwunderlich, dass
> sie sich Anerkennung wünschen. Die sollten sie auch kriegen.
Bild: Die Rekruten von heute sind die Veteranen von morgen
Die Kritik kommt so zuverlässig wie reflexhaft: Der sogenannte
Veteranentag, den der Bundestag am Donnerstag mit den Stimmen von Ampel und
Union beschließen wird, sei Militarismus pur, heißt es von links. „[1][Bein
ab, Orden dran]“, stand vor Monaten über einem taz-Kommentar zum geplanten
Gedenktag. Dabei ist die Einführung ein guter Deal: Der Nutzen übersteigt
Aufwand und Risiken. Unter deutschen Soldat*innen herrscht nun einmal
ein großes Bedürfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung.
Dieses Verlangen nimmt zum Teil überzogene Formen an, gespeist aus dem Neid
auf Kolleg*innen aus den USA und anderen Staaten, wo tatsächlich ein
schräger Kult ums Militär gepflegt wird. Im Kern ist der Wunsch aber
verständlich: Soldat*innen erbringen in ihren Einsätzen [2][Opfer wie
kaum eine andere Berufsgruppe]. Ihr Privatvergnügen sind diese Einsätze
nicht: Die Aufträge an die Bundeswehr kommen von der Mehrheit der
Bundestagsparteien, im Endeffekt also auch von der großen Mehrheit der
Wähler*innen.
Da ist es nicht vermessen, im Gegenzug ein Zeichen der Wertschätzung zu
verlangen. Staat und Gesellschaft kostet es wenig, diese Anerkennung in
Form eines Veteran*innentages auszusprechen. Auf der Nutzenseite wirkt
die Einführung dafür auch Versuchen der [3][Vereinnahmung vonseiten der
AfD] entgegen. Die Rechten inszenieren sich unter Soldat*innen als
einzige Kümmererpartei und nutzen dabei jede Leerstelle aus.
Außerdem: Schafft der Staat keine Rituale, schaffen Soldat*innen sie
sich selbst. Über Form und Inhalt gibt es dann keine Kontrolle, die
Abgrenzung zur Wehrmachtstradition ist zum Beispiel nicht garantiert.
Anders beim Veteran*innentag ist, dass laut dem Ampel-Antrag der
Bundestag und die Zivilgesellschaft an dessen Ausgestaltung mitarbeiten
sollen.
So ließe sich in den nächsten Monaten auch dafür sorgen, dass Militär und
Krieg nicht verherrlicht werden, sondern am 15. Juni Raum zur Reflexion
bleibt. Eine kritische Linke sollte ihre Energie hier investieren, statt
sich den Plänen komplett zu verweigern.
24 Apr 2024
## LINKS
[1] /Koalition-plant-einen-Veteranentag/!5969381
[2] /Bundeswehr-in-Zypern/!5968925
[3] /Nazitreffen-Bundeswehrvortrag-und-Boxen/!5994990
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Veteranen
Militär
Armee
Verteidigungsministerium
Bundeswehr
Soldaten
Bundeswehr
Bundeswehr
Veteranen
Bundeswehr
Militär
## ARTIKEL ZUM THEMA
Erster Veteranentag in Deutschland: Machbar, aber fragwürdig
Am 15. Juni begeht Deutschland seinen ersten Veteranentag. Die Idee mag
berechtigt sein, ist aber weder unstrittig noch alternativlos.
Pro und Contra: Müssen wir die Bundeswehr feiern?
Der rot-grüne Senat in Hamburg plant zum 69. Geburtstag der Bundeswehr eine
Feier – zusätzlich zum Veteranentag im Juni 2025. Ist das gut so?
Kriegsdienstverweigerer als Veteran: Der Unveteran
Sind auch nachträgliche Kriegsdienstverweigerer ohne ihr Wissen Veteranen
der Bundeswehr? Das wollte unser Autor genau wissen – und bekam Post.
Bundestag beschließt „Veteranentag“: Werbung für die „Kriegstüchtigkei…
Eine ganz große Koalition feiert die Deutschen mit Soldatenhintergrund. Das
ist geschichtsvergessen. Außerdem sind die wahren Helden ganz andere.
Koalition plant einen Veteranentag: Bein ab, Orden dran
Wer einen Veteranentag fordert, sagt: Der nächste Kriegseinsatz steht
bevor. Das mag realistisch sein – doch die Initiative macht es
realistischer.
Verteidigungsminister will Veteranentag: Grüne und SPD gegen Gedenktag
Seit Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan sind, spricht man wieder von
Kriegsveteranen. Der Verteidigungsminister will ihnen jetzt einen Jahrestag
geben.
Veteranentag für Soldaten gefordert: Solidarität für Soldaten
Der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe,
will einen Veteranentag für SoldatInnen und mehr "menschliches Interesse"
für ihre Schicksale.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.