# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iran droht mit Vergeltung | |
> Der Druck auf Netanjahu wächst. Nach dem Tod von Helfern in Gaza zeigt | |
> sich der Verbündete USA frustriert. Nach iranischen Drohungen stärkt | |
> Israel die Luftverteidigung. | |
Bild: Irans Präsident Ebrahim Raisi | |
Tel Aviv/Washington dpa | Israel will vor dem Hintergrund ernster Drohungen | |
aus dem Iran seine Luftverteidigung verstärken. Nach einer Lagebeurteilung | |
sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten der | |
Raketenabwehr einzuberufen, teilte das israelische Militär am Mittwochabend | |
mit. Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien | |
berichteten aber, Hintergrund seien die Drohungen aus Teheran. Nach dem | |
mutmaßlich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen | |
Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten hatte der | |
iranische Präsident Ebrahim Raisi gesagt, die Attacke werde „nicht | |
unbeantwortet bleiben“. Auch Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte | |
mit Vergeltung. | |
## Iran droht mit Vergeltung | |
[1][Bei dem Angriff am Montag] waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere | |
Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Zudem | |
kamen nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim sechs syrische | |
Staatsbürger ums Leben. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht, | |
sie werden als mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte | |
des Landes. Das iranische Außenministerium geht davon aus, dass der | |
Erzfeind Israel den Angriff ausgeführt hat. Auch nach Einschätzung der | |
US-Regierung war Israel dafür verantwortlich. Von israelischer Seite wurde | |
der Vorfall nicht kommentiert. | |
## USA nach Tod von Gaza-Helfern „frustriert“ über Vorgehen Israels | |
Unterdessen sieht sich Israel weiter mit den Folgen seines [2][tödlichen | |
Luftangriffs auf ausländische Helfer] der Organisation World Center Kitchen | |
im umkämpften Gazastreifen konfrontiert. Israels wichtigster Verbündeter | |
USA zeigte sich über das Vorgehen der israelischen Armee offen frustriert. | |
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John | |
Kirby, sagte am Mittwoch, der Vorfall markiere „den Höhepunkt ähnlicher | |
Ereignisse“ und US-Präsident Joe Biden habe „seine Empörung, seine | |
Frustration“ darüber zum Ausdruck gebracht. Es sei nicht das erste Mal, | |
dass so etwas passiert sei, so Kirby. „Und ja, wir sind darüber | |
frustriert.“ | |
Sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen waren am | |
Montagabend im Gazastreifen durch einen Luftangriff des israelischen | |
Militärs getötet worden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und die | |
Armee sprachen von einem unabsichtlichen Treffer und einem schweren Fehler. | |
Biden machte Israel daraufhin schwere Vorhaltungen. „Das ist kein | |
Einzelfall“, beklagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) in einer | |
schriftlichen Stellungnahme. „Dieser Konflikt ist einer der schlimmsten in | |
jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von | |
Hilfsorganisationen angeht.“ | |
Kirby machte mit Blick auf die Israelis deutlich: „Wir unterstützen nach | |
wie vor ihr Recht, sich zu verteidigen. Und das werden wir auch weiterhin | |
tun.“ Dennoch sei die US-Regierung besorgt über das Vorgehen Israels. Jeden | |
Tag spreche man über die Art und Weise der Kriegsführung. | |
## USA halten an Plänen für temporären Hafen vor Gaza fest | |
Trotz des Todes der Helfer halten die USA an den Plänen für einen | |
[3][temporären Hafen im Meer vor dem Gazastreifen] fest. Der Vorfall habe | |
keinen Einfluss auf die Bemühungen, den Pier zu errichten, um Hilfsgüter | |
über den Seeweg nach Gaza zu liefern, sagte der Sprecher des | |
US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch. Man wolle mit dem | |
Vorhaben so schnell wie möglich vorankommen. | |
Unterdessen wurden sechs der sieben Leichen der Helfer nach Ägypten | |
überführt. Das berichtete der staatsnahe Fernsehsender Al-Kahira News am | |
Mittwoch. Krankenwagen hätten die Leichen über den Übergang Rafah nach | |
Ägypten gebracht. Die getöteten Helfer stammen aus Großbritannien, Polen | |
und Australien, eines der Opfer hatte zudem die kanadische und | |
amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihre Leichen sollten in die jeweiligen | |
Heimatländer überführt werden. Die Leiche des palästinensischen Fahrers | |
wurde an dessen Familie zur Bestattung in Gaza übergeben. | |
## US-Regierung: Zweistaatenlösung muss durch Verhandlungen geschehen | |
[4][Washington hält unterdessen weiter an einer Verhandlungslösung für | |
einen unabhängigen Palästinenserstaat fest]. Das erklärte Außenamtssprecher | |
Miller am Mittwoch in Washington. Die palästinensische UN-Mission hatte am | |
Vortag mitgeteilt, sich erneut um eine Vollmitgliedschaft bei den Vereinten | |
Nationen bemühen zu wollen – 2011 war dieses Anliegen gescheitert. Die | |
Veto-Macht USA und andere wollten damals, dass die Palästinenser zuvor mit | |
Israel Frieden schließen. Im November 2012 räumten die Vereinten Nationen | |
den Palästinensern gegen den Widerstand der USA einen Beobachterstatus ein. | |
Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen | |
Staat anerkannt. Die USA und Deutschland gehören nicht dazu. In einem Brief | |
an UN-Generalsekretär António Guterres bat der palästinensische | |
UN-Botschafter Riad Mansur nun darum, dem Sicherheitsrat den Antrag von | |
2011 erneut vorzulegen. | |
Auf die Frage, ob die USA dieses Mal ein Veto einlegen würden, sagte | |
Miller: „Ich spekuliere nicht darüber, was in Zukunft passieren könnte.“ | |
Gleichzeitig betonte er, die US-Regierung habe immer deutlich gemacht, dass | |
sie zwar die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit | |
Sicherheitsgarantien für Israel unterstütze. Dies müsse jedoch durch | |
direkte Verhandlungen zwischen den betroffenen Parteien geschehen, „und | |
nicht bei den Vereinten Nationen“. | |
Die islamistische Hamas im Gazastreifen und Israels Ministerpräsident | |
Netanjahu lehnen eine Zweistaatenlösung ab. Damit ist gemeint, dass ein | |
unabhängiger, demokratischer und friedlicher Palästinenserstaat an der | |
Seite von Israel existiert. | |
## Israels Minister Gantz fordert Neuwahl im September | |
Netanjahu schlägt derweil im eigenen Land starker Gegenwind entgegen. In | |
den vergangenen Tagen kam es erneut zu Massenprotesten gegen seine | |
Regierung. Der frühere Verteidigungsminister Benny Gantz, Mitglied in | |
Netanjahus Kriegskabinett, rief am Mittwoch zu [5][Neuwahlen im September] | |
auf. Dies werde Israel international Unterstützung verschaffen und die | |
Spaltung innerhalb der Gesellschaft verringern, sagte Gantz bei einer | |
Pressekonferenz. | |
Konsequenzen haben seine Forderungen zunächst allerdings nicht. Netanjahus | |
konservative Likud-Partei lehnte Gantz’ Ansinnen ab. Die Regierung werde so | |
lange weitermachen, bis alle Kriegsziele erreicht seien, teilte die Partei | |
mit. Eine vorgezogene Wahl würde zu einer Lähmung des Landes und zur | |
Spaltung der Gesellschaft führen sowie die Chance auf einen Deal zur | |
Freilassung der Geiseln zunichtemachen, hieß es. | |
Käme es zu Neuwahlen, dürfte Gantz nach jüngsten Umfragen neuer | |
Regierungschef werden. Offiziell steht die nächste Parlamentswahl erst im | |
Oktober 2026 an. | |
4 Apr 2024 | |
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