# taz.de -- Bremer Friedensforum: Zum Büttel Russlands verkommen | |
> Auf dem diesjährigen Ostermarsch in Bremen wurde der Aggressor Russland | |
> nicht angeprangert. Damit verliert das Bremer Friedensforum an | |
> Glaubwürdigkeit. | |
Bild: Da war noch nicht von einer „Zeitenwende“ die Rede: Schild auf dem Br… | |
Den diesjährigen Ostermarsch in Bremen habe ich wie immer mit Interesse | |
verfolgt. Aber diesmal war ich nicht dabei. Warum? | |
Anfang der 1980er-Jahre habe ich als Vertreter der Jusos zusammen mit dem | |
kürzlich verstorbenen Ekkehard Lentz und anderen das [1][Bremer | |
Friedensforum] gegründet, das sich rasch zu einem breit verankerten Zentrum | |
der bremischen Friedensbewegung und zu einem Träger der Ostermärsche | |
entwickelte. | |
Für uns war selbstverständlich, uns von niemandem vereinnahmen zu lassen | |
und bei aller Notwendigkeit, Kompromisse zu schließen, die Dinge beim Namen | |
zu nennen. Das schloss die Anprangerung der Verantwortlichen stets mit ein. | |
Hatte es zehn Jahre vorher „Amis raus aus Vietnam, Laos und Kambodscha“ | |
geheißen, forderten wir später den Abbau und die Nicht-Stationierung von | |
Atomraketen und den sofortigen Stopp der Nato-Aggressionen gegen | |
Jugoslawien. Auch den Krieg gegen den Irak prangerten wir an. | |
Diese Zeiten scheinen vorüber. Leider fand sich weder im Aufruf des Bremer | |
Friedensforums noch in der Rede von Żaklin Nastić, Mitglied im [2][Bündnis | |
Sahra Wagenknecht (BSW)], der kleinste Hinweis darauf, wer beim [3][Krieg | |
in der Ukraine] der Aggressor ist. Kein Wort dazu, dass der Krieg durch den | |
Überfall Russlands auf die souveräne Ukraine entstand, der einen krassen | |
Bruch des Völkerrechts darstellt und ohne Wenn und Aber zu verurteilen ist: | |
Statt „Russen raus aus der Ukraine“ hört man nur undifferenzierte Hetze | |
gegen die Bundesregierung als angeblichen Kriegstreiber. Als ob die Nato | |
dort einmarschiert wäre! | |
Nun gibt es Gründe genug für Kritik an den Regierenden. Das erfordert aber | |
die Glaubwürdigkeit der Kritiker. Leider muss ich feststellen, dass das | |
Bremer Friedensforum nach dem Tod von Ekkehard Lentz seine Rolle als | |
glaubwürdiges Zentrum der Bremer Friedensbewegung zunehmend verliert – und | |
den Aggressor nicht beim Namen nennt, wenn er Russland heißt. | |
Schade, ist doch eine starke und glaubwürdige Friedensbewegung nötiger denn | |
je, die Verhandlungen statt Massensterben fordert, der Kriegsbegeisterung | |
von Baerbock, Strack-Zimmermann, Merz und anderen entgegentritt und den | |
Verteidigungsminister in die Schranken weist, wenn er Deutschland (mal | |
wieder) [4][„kriegstüchtig“ machen will]. Aber doch nicht, indem man sich | |
zum Büttel eines Aggressors macht und zu seinen Verbrechen schweigt! | |
Es scheint, dass einige ihre Treue zur Sowjetunion nahtlos in große | |
Zuneigung zum großkapitalistischen Russland und seinem neuen Zaren | |
transformiert haben. Vom Marxismus haben sie nichts verstanden. | |
4 Apr 2024 | |
## LINKS | |
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[2] /Buendnis-Sahra-Wagenknecht-BSW/!t5017764 | |
[3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
[4] /Podcast-Bundestalk/!5973153 | |
## AUTOREN | |
Adolf Claussen | |
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