| # taz.de -- Harte Strafen für Cannabis-Verstöße: Keine liberale Großstadt | |
| > Wie in Bayern: Hamburgs SPD will drastische Bußgelder gegen das Kiffen | |
| > einführen. Es kommt nun auf die mitregierenden Grünen an, das zu | |
| > verhindern. | |
| Bild: Cannabis-Konsum: Kommt in Hamburg wirklich eine „ganz andere Herangehen… | |
| Der staatliche Verfolgungseifer gegen das Kiffen ist in Hamburg mit der | |
| Legalisierung nicht durch. Viel eher droht nun der schnelle Rollback: Die | |
| zuständige Innenbehörde unter Senator Andy Grote (SPD) will dem Senat zum | |
| Abnicken einen Bußgeldkatalog vorgelegen, der es in sich hat. | |
| [1][Orientiert am Pendant der rechtskonservativen bayerischen | |
| Landesregierung] aus CSU und Freiern Wählern sollen Kiffer:innen bei | |
| Verstößen gegen Auflagen drastische Strafen aufgedrückt bekommen. | |
| Noch ist das nicht entschieden, zum Glück herrscht die SPD ja nicht allein. | |
| Wenn sich aber die in Hamburg mitregierenden Grünen dem Vorhaben nicht | |
| entgegenstellen, müssen sie sich mal wieder zu Recht vorwerfen lassen, für | |
| ihre angeblichen Überzeugungen nicht ernsthaft einzustehen. | |
| Den öffentlichen Jubel-Mitteilungen zufolge war die Freude bei Hamburgs | |
| Grünen, als die bundesweite Cannabis-Legalisierung vergangenen Monat | |
| schlussendlich den Bundesrat passiert hatte, jedenfalls groß. „Es ist gut | |
| und richtig, dass sich Erwachsene nun nicht mehr strafbar machen, wenn sie | |
| einen Joint rauchen“, freute sich etwa Hamburgs zweite Bürgermeisterin | |
| Katharina Fegebank. | |
| Auch die Bürgerschaftsfraktion fand große Worte der Freude: „Mit dem neuen | |
| Gesetz setzen wir nun in Hamburg schon in wenigen Tagen auf eine ganz | |
| andere Herangehensweise als bisher.“ Doch ist die Hamburgische | |
| Herangehensweise nun tatsächlich eine ganz andere? | |
| ## 1.000 Euro Bußgeld | |
| Kiffen in Gegenwart von Minderjährigen könnte nach dem Willen des | |
| Innensenators satte 1.000 Euro Strafe kosten, die Unterschreitung von | |
| Mindestabständen zu Schulen und Kitas 500 Euro. Wer etwas mehr als die | |
| zulässige Cannabis-Menge bei sich hat, soll bis zu 1.000 Euro berappen | |
| müssen. Zum Vergleich: Wer im Auto vor einem Kindergarten entlang rast, | |
| kann mit milderen Bußgeldern rechnen. Es ist die reinste Gängelung in aus | |
| Bayern abgekupferter Manier! | |
| [2][Doch Hamburgs SPD bleibt sich damit immerhin treu, machte ihre tief | |
| sitzende Ablehnung ja seit Monaten schon deutlich.] Deshalb ist der von | |
| ihrem Innensenator vorbereitete Bußgeldkatalog wenig verwunderlich. Dass | |
| derlei Strafen mittels hoher Bußgelder auch noch [3][zutiefst unsozial | |
| sind, scheint der Hamburger SPD egal zu sein:] Wer genug verdient, kann so | |
| ein Knöllchen schließlich lockerer bezahlen als arme Menschen. | |
| Viel wichtiger ist ihr die politische Botschaft: Wir zeigen, da wo wir es | |
| nur können, richtig Härte. Dass diese Haltung in der sonst auch von | |
| Sozialdemokrat:innen gern beschworenen liberalen Großstadt Hamburg | |
| genau der Forderung der zuletzt wieder konservativ gewordenen Hamburger CDU | |
| entspricht, sagt viel über die aktuelle [4][Positionierung der SPD] aus. | |
| Es sagt aber auch viel über die Grünen aus, sollten sie den Bußgeldkatalog | |
| ihres Koalitionspartners einfach abnicken. Sie müssen nun beweisen, dass | |
| sie nicht nur hübsche Versprechen formulieren, sondern auch für deren | |
| Umsetzung einstehen. Oder wollen die Grünen wirklich gemeinsam mit der SPD | |
| auf das Niveau eines lächerlichen Populisten wie Markus Söder hinabsinken? | |
| 18 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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