# taz.de -- Wahlrecht in Bosnien und Herzegowina: Effizienz und Transparenz | |
> Ein neues Gesetz soll Wahlbetrug verhindern sowie den Einfluss serbischer | |
> und kroatischer Nationalisten verringern. Im Oktober sind Kommunalwahlen. | |
Bild: Wahlen 2022: Säcke mit Stimmzetteln in der serbischen Teilrepublik | |
Sarajevo taz | Kriegsverbrecher werden in Zukunft wohl nicht mehr in die | |
Parlamente von Bosnien und Herzegowina gewählt. Am Dienstag erließ der Hohe | |
Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in dem Land, Christian | |
Schmidt, mit seinen Sondervollmachten ein neues Wahlgesetz, das | |
Wahlfälschungen verhindern soll. Im Herbst sind in Bosnien und Herzegowina | |
Kommunalwahlen geplant. | |
Am 21. März hatten die EU-Staaten bei ihrem Gipfeltreffen grünes Licht für | |
den [1][Start von Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina] | |
gegeben. Zu den EU-Beitrittsbedingungen gehört ein EU-kompatibles | |
Wahlgesetz. Weil serbische und kroatische Nationalisten dies blockierten, | |
musste Schmidt handeln. | |
Nun sollen der Abstimmungsvorgang und die Stimmenauszählung effizienter | |
kontrolliert und bei der Wählerregistrierung soll für mehr Transparenz | |
gesorgt werden. Die Änderungen betreffen unter anderem die biometrische | |
Registrierung der Wähler und die Digitalisierung der Stimmzettel | |
unmittelbar nach der Stimmabgabe. Auch die Wahlkampf- und | |
Medienfinanzierung soll offengelegt werden. Vor allem aber sollen die | |
Wahlkommissionen auf allen Ebenen unabhängig werden. | |
Die neuen Bestimmungen sollen erstmals bei den Kommunalwahlen im Oktober | |
angewandt werden. Die Menschen müssten „sicher sein, dass die Politiker, | |
die wichtige Entscheidungen treffen, tatsächlich von den Stimmberechtigten | |
gewählt wurden“, so Schmidt. | |
## Einen Nerv getroffen | |
Erste Reaktionen zeigen, dass er damit einen empfindlichen Nerv getroffen | |
hat, vor allem in den von Nationalisten beherrschten Gebieten des Landes. | |
[2][Der Präsident der serbischen Teilrepublik Republika Srpska, Milorad | |
Dodik, erklärte sofort, sein Landesteil werde nicht mitmachen.] Die | |
serbische Teilrepublik werde ein eigenes Wahlgesetz erlassen. | |
In der kroatisch-bosniakischen Föderation, dem anderen Landesteil, | |
erklärten wiederum kroatische Nationalisten, sie seien von Schmidt | |
enttäuscht. Ihr Führer, Exkommunist Dragan Čović, strebt ein | |
ethno-nationalistisches Wahlrecht an, bei dem Kroaten nur Kroaten, | |
Bosniaken nur Bosniaken und Serben nur Serben wählen können. | |
In der kroatisch-bosniakischen Föderation aber können Bürger auch für | |
Kandidaten der anderen Volksgruppen stimmen. Dadurch wurde 2022 der | |
Linksliberale Željko Komšić Vertreter der Kroaten im dreiköpfigen | |
Staatspräsidium von Bosnien und Herzegowina. Er tritt wie alle | |
nichtnationalistischen Parteien für einen demokratischen Staat ein, in dem | |
jede Person gleichberechtigt eine Stimme hat. Diese Position wird nun | |
gestärkt. | |
27 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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