| # taz.de -- Prorussische Berichterstattung: Ärger bei der „Berliner Zeitung�… | |
| > Der ukrainische Botschafter unterstellt der „Berliner Zeitung“ | |
| > Russland-Nähe, die sieht die Pressefreiheit bedroht. Ein eigenartiger | |
| > Kleinkrieg. | |
| Bild: Oleksii Makeiev, Botschafter der Ukraine in Deutschland | |
| Die [1][Berliner Zeitung] (BLZ) fühlt sich angegriffen. Denn [2][der | |
| ukrainische Botschafter in Berlin hat dem Blatt vorgeworfen], in Sachen | |
| Ukrainekrieg nicht immer so ganz russlandkritisch zu sein. Womit er | |
| durchaus richtig liegt. Beides ist übrigens nicht verboten. Die Berliner | |
| Zeitung kann so schreiben. Und Oleksii Makeiev darf darauf hinweisen und | |
| sich drüber aufregen. | |
| Makeiev hatte auf X die Frage gestellt, ob das Blatt das „neue Radio | |
| Moskau“, also ein Kremlpropagandasender ist. Dazu hat er ein paar Beispiele | |
| zitiert und angemerkt, dass der russische Botschafter die BLZ-Artikel auch | |
| gerne weiterleitet. Dazu gab’s noch ein selbstgebasteltes Logo der | |
| „Berliner Volksrepublik Zeitung“ und den Hinweis, es gebe „bessere/freie | |
| Medien in Berlin“. | |
| Worauf jetzt das Volk, nee, die BLZ gegen „versuchte Einschüchterung“ und | |
| den vermeintlichen „Eingriff in die Pressefreiheit“ protestiert. | |
| Keine Ahnung, ob in der Karl-Liebknecht-Straße tatsächlich jemand Angst | |
| hat, nicht mehr zu Häppchen beim Botschafter oder sonstigen Empfängen | |
| eingeladen zu werden. Aber ein Angriff auf die Pressefreiheit sieht anders | |
| aus. Makeiev hätte eher einen Anpfiff wegen Verstoßes gegen diplomatische | |
| Gepflogenheiten verdient. Denn da wird eigentlich mit ausgesuchter | |
| Höflichkeit formuliert. Was dann oft umso fieser gemeint ist. | |
| ## Melnyk als Kronzeuge | |
| Schon Makeievs Vorgänger, Andrij Melnyk, hatte es ja mehr mit der direkten | |
| Diplomatie. Dass die BLZ ihn jetzt als Kronzeugen gegen den eigenen | |
| Nachfolger aus dem Schrank holt, macht alles noch ein bisschen absurder. | |
| „Diejenigen, die hartgesottene proputinsche Lakaien wie Manuela Schwesig | |
| oder Michael Kretschmer aufwerteten und salonfähig machten, haben kein | |
| moralisches Recht, freie deutsche Medien wegen kritischer Berichterstattung | |
| anzugreifen“, sagt Melnyk. Und BLZ-Herausgeber Michael Maier schreibts | |
| begeistert auf. | |
| Der Elefant im Raum heißt aber natürlich [3][Holger Friedrich]. Er ist seit | |
| 2019 Eigentümer, Verleger und Overlord der BLZ. Und gilt, wie auch seine | |
| Frau Silke, durchaus als russlandnah. Friedrich fühlt sich jetzt auch noch | |
| vom Tagesspiegel verfolgt. Weil der seinem Blatt schon lange vorwerfe, „wie | |
| ein russisches U-Boot zu agieren“, wie Friedrichs Adlatus Maier am Dienstag | |
| beleidigt schrieb. Was wird das denn jetzt? Große weltpolitische | |
| Auseinandersetzung oder Austausch medienjournalistischer Nickeligkeiten? | |
| Zum Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus, den Putin ja gerne der | |
| Ukraine anhängen möchte, waren letztes Jahr übrigens etliche hartgesottene | |
| proputinsche Lakaien zum Häppchenessen in der russischen Botschaft in | |
| Berlin. Darunter neben einem gewissen Gerhard Schröder – uups! – Holger | |
| Friedrich und Michael Maier. „Ich möchte Folgendes vorschlagen“, sagt die | |
| Mitbewohnerin. „Für jede prorussische Zeile müssen beim Blatt alle | |
| Mitarbeitenden einen ukrainischen Wodka trinken, und andersherum.“ Na | |
| sdorowje! | |
| 4 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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