# taz.de -- „Tesla Stoppen“-Camp: Vorbereitungen auf den Ernstfall | |
> Aus Protest gegen die Werkserweiterung von Tesla ist nach wie vor ein | |
> Waldstück in Grünheide besetzt. Am Wochenende droht die Polizei | |
> durchzugreifen. | |
Bild: Hängen in Bäumen ab: Die Aktivist:innen im Wald bei Grünheide wollen n… | |
BERLIN taz | Sie üben: Evakuierung, Klettern und Überquerungstechniken | |
stehen auf der Liste der Trainingskurse, die von den Aktivist:innen von | |
„Tesla stoppen!“ angeboten werden. Sie gehen davon aus, dass die Polizei | |
das Lager im Wald von Grünheide am Wochenende räumen wird. „Es ist uns | |
wichtig, dass die Menschen im Falle einer Räumung gut vorbereitet sind“, | |
sagt Esra Knick, die Sprecherin der Gruppe. | |
Dass das Lager bald plattgemacht werden könnte, wurde den | |
Aktivist:innen aus Parlamentskreisen zugespielt, sagt sie. Die | |
Versammlung im Wald ist noch bis diesen Freitag, 15. März, angemeldet. Die | |
Verlängerung, die Gruppe nach eigenen Angaben vor einer Woche beantragt | |
hat, wurde von den zuständigen Behörden noch nicht bestätigt. „Wir brauchen | |
diese Bestätigung oder den Auflagenbescheid, um handeln zu können“, sagt | |
Knick. | |
[1][Sie harren seit Ende Februar in dem Wald aus.] Zwischen 60 und 80 | |
Aktivist:innen übernachten auch in den selbst errichteten Baumhäusern | |
im Wald zwischen dem Tesla-Werk und dem Bahnhof Fangschleuse. Dort plant | |
der US-Elektroautohersteller, sein Werksgelände zu erweitern. Die | |
Aktivist:innen wollen mit ihrem Protestcamp die geplante Abholzung des | |
Kiefernwaldes verhindern – sie kritisieren auch den hohen Wasserverbrauch | |
des Tesla-Werks. | |
100 Hektar Wald will Tesla abholzen. Neben dem derzeit 300 Hektar großen | |
Fabrikgelände in Grünheide sollen auch ein Güterbahnhof, Lagerhallen und | |
ein Kindergarten gebaut werden. | |
## Tesla will Produktion verdreifachen | |
Durch die Erweiterung sollen die Produktionskapazitäten erhöht werden. | |
Langfristig will das Unternehmen seine jährliche Produktionskapazität von | |
der aktuellen Zielmarke von 500.000 Fahrzeugen auf eine Million erhöhen. | |
Derzeit arbeiten rund 12.500 Mitarbeiter:innen in der Fabrik in | |
Grünheide, die kürzlich eine Wochenproduktion von 6.000 Fahrzeugen | |
erreichte – das entspricht etwa 300.000 Fahrzeugen pro Jahr. | |
Nach einem Bürgerentscheid in der Gemeinde Grünheide könnten die | |
Expansionspläne des US-Autoherstellers um die Hälfte reduziert werden. | |
[2][Die Mehrheit der Abstimmenden in der Brandenburger Gemeinde hatte sich | |
gegen die Rodung und damit auch gegen die Erweiterung der Tesla-Standorte | |
ausgesprochen.] Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) hat nun | |
angekündigt, dass 50 Hektar der ursprünglichen Rodungsfläche erhalten | |
bleiben sollen. Die Vorschläge für einen neuen Bebauungsplan liegen bereits | |
vor – sie müssen nun von den Gemeindevertretern abgestimmt werden. | |
Tesla hat den Platzbedarf unterdessen bereits zurückgestellt und damit dem | |
neuen Bebauungsplan zugestimmt. Das Unternehmen hält an einem Güterbahnhof | |
fest, will aber auf Räumlichkeiten für Mitarbeiter verzichten. [3][Auch die | |
Lager- und Logistikflächen sollen reduziert werden.] | |
Die Aktivist:innen der Gruppe „Tesla stoppen!“ sind noch dabei, die | |
Bedeutung des neuen B-Plans zu bewerten, sagt Sprecherin Esra Knick der | |
taz. Sie wollen das Camp deswegen aber nicht aufgeben. „Tesla plant, die | |
Produktion zu verdreifachen“, sagt sie. „Das würde den gleichen | |
Ressourcenverbrauch bedeuten, selbst wenn sie nur die Hälfte der Waldfläche | |
abholzen würden.“ | |
Die mögliche Räumung des Camps könnte auch mit dem [4][Werksbesuch von | |
Tesla-Chef Elon Musk in Grünheide] am Mittwoch zusammenhängen. An seiner | |
Seite: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Berlins | |
begeisterter Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). | |
## Fanboys in Grünheide | |
Ein Foto der beiden freudestrahlenden Regierungschefs mit dem Milliardär, | |
der auf seiner Plattform X antisemitischen Verschwörungserzählungen | |
zugestimmt hat, schlägt nun im Nachgang zumindest in Berlin politische | |
Wellen. | |
Die Chefin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Anne Helm, kritisiert | |
sowohl den Besuch als auch die Selbstdarstellung Wegners in Grünheide. Sie | |
fordert Wegner ebenso wie Woidke auf, Musk zur Einhaltung der Gesetze zu | |
drängen, „statt sich wie Fanboys zu verhalten“, so Helm zur taz. | |
Im Tagesspiegel wies Wegner nur darauf hin, dass Tesla ein wichtiger | |
Arbeitgeber für die gesamte Hauptstadtregion sei. „Es war ein wirklich | |
gutes Gespräch über den Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg“, erklärte | |
Wegner der Zeitung. „Wen Musk in den USA unterstützt, war nicht Thema des | |
Gesprächs.“ | |
15 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Clara Suchy | |
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