# taz.de -- Gemeinsame Kritik an China: Drogenkrieg für Scholz kein Thema | |
> Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. hört in Berlin von | |
> Bundeskanzler Olaf Scholz kein kritisches Wort, sondern nur viele warme | |
> Worte. | |
Bild: Handschlag zwischen Partnern: Der Präsident der Philippinen Ferdinand Ma… | |
Berlin taz | Der philippinische Diktatorensohn und Staatspräsident | |
Ferdinand Marcos Jr. ist am Dienstagmittag von Bundeskanzler Olaf Scholz | |
(SPD) im Kanzleramt empfangen worden. Bei den Gesprächen sei es um | |
wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern sowie angesichts der | |
Spannungen im Südchinesischen Meer um Sicherheitspolitik gegangen, betonten | |
beide bei der anschließenden Pressekonferenz. | |
Ein weiteres zentrales Thema sei die Anwerbung von Fachkräften von den | |
Philippinen durch eine Weiterentwicklung „unserer Migrations- und | |
Mobilitätspartnerschaften“ gewesen, so der Kanzler. Philippinische | |
Fachkräfte hätten vor allem im Pflegebereich „längst einen sehr guten Ruf�… | |
betonte Scholz. | |
Das Thema Menschenrechte wurde weder von Scholz und Marcos noch von den | |
Journalisten angesprochen. Dabei ist es um deren Lage in der pazifischen | |
Inselrepublik notorisch schlecht bestellt. | |
Unter Marcos’ Amtsvorgänger Rodrigo Duterte hatten die | |
Menschenrechtsverletzungen einen neuen Höhepunkt erreicht. In seinem | |
„Drogenkrieg“, der unter Marcos nur etwas geringer weiter geht, töteten | |
Schätzungen zufolge Polizei und Todesschwadrone bis zu 30.000 angebliche | |
Drogenkriminelle; Regimekritiker wurden als „Kommunisten“ verfolgt; | |
kritische Journalisten konnten ihres Lebens nicht sicher sein. | |
## „Marcos spielt Menschenrechtsprobleme herunter“ | |
Mei Palma von Amnesty International Philippinen sagte der taz: „Die | |
Regierung von Präsident Marcos Jr. spielt die Menschenrechtsprobleme auf | |
den Philippinen herunter.“ So seien keine konkreten Schritte des Schutzes | |
von Menschenrechtsverteidigern und Journalisten eingeleitet worden. Das | |
zeige, dass Marcos kein Interesse an einer Verbesserung habe. | |
Die prominente Menschenrechtlerin Aurora Parong klagt, dass die Familien | |
der Opfer von Dutertes „Drogenkrieg“ noch immer auf Gerechtigkeit warten. | |
„Es werden keine wirksamen Ermittlungen durchgeführt und die | |
Marcos-Regierung kooperiert nicht mit der Untersuchung möglicher Verbrechen | |
gegen die Menschlichkeit durch den Internationalen Strafgerichtshof.“ Die | |
72 Jahre alte Ärztin war während der Diktatur von Ferdinand Marcos Sr. | |
politisch inhaftiert. | |
Marcos und Rodrigo Dutertes Tochter Sarah waren im Mai 2022 als „Unity | |
Team“ mit einem Erdrutschsieg zum Präsidenten und zur Vizepräsidentin | |
gewählt worden. Die Furcht vieler, das Duo würde eine neue Diktatur | |
errichten, hat sich bisher nicht bewahrheitet. | |
Marcos gibt sich staatsmännisch und festigt außenpolitisch nach Dutertes | |
gescheiterter Hinwendung zu China wieder die traditionell engen Beziehungen | |
zu den USA und zum Westen. | |
## Scholz verspricht Unterstützung für Manilas Küstenwache | |
Chinas aggressiver Machtanspruch im Südchinesischen Meer, das zum Teil | |
Hoheitsgebiet der Philippinen ist, ist ein geopolitischer Konflikt in | |
Asien. Scholz und Marcos bekräftigten in Berlin ihr Festhalten an einer | |
„regelbasierten Ordnung“. Der Kanzler sicherte Marcos zudem Deutschlands | |
Unterstützung der philippinischen Küstenwache beim Erhalt der maritimen | |
Sicherheit zu. | |
Unterdessen ist es mit der Einheit zwischen den Politclans der Familien | |
Marcos und Duterte nicht mehr weit her. Sie streiten vordergründig über | |
eine Verfassungsänderung zur Erleichterung ausländischer Investitionen. | |
Aber in dem Machtkampf laufen sich die beiden Lager Analysten zufolge | |
bereits für Zwischenwahlen 2025 und die Präsidentschaftswahl 2028 warm. | |
Rodrigo Duterte warf vor Kurzem Marcos Drogenkonsum vor. Marcos konterte | |
mit dem Hinweis auf Dutertes öffentliche bekannte regelmäßige Einnahme | |
eines starken Schmerzmittels: „Ich denke, es ist das Fentanyl … Es macht | |
stark abhängig und hat sehr schwerwiegende Nebenwirkungen.“ | |
12 Mar 2024 | |
## AUTOREN | |
Michael Lenz | |
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