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# taz.de -- Aufarbeitung der Coronapolitik: Gefährliche Leerstelle
> Die Corona-Politik muss aufgearbeitet werden. Dabei sollte es aber vor
> allem um Lehren für die Zukunft gehen, nicht um Schuldzuweisungen.
Bild: Mit dem Wissen von heute würden die Schulen nicht mehr so lange geschlos…
Die Debatte um die jüngst veröffentlichten [1][Protokolle der
Corona-Krisensitzungen beim Robert-Koch-Institut] zeigt vor allem eines:
Dieses Kapitel ist nicht vorbei. Eine umfassende Aufarbeitung ist nötig,
und wenn die nicht von fragwürdigen Medienportalen betrieben sein soll,
dann braucht es endlich eine ausreichende politische Initiative dafür.
Es mag ein natürliches Bedürfnis sein, nach einer schweren Zeit voller
gesellschaftlicher Verwerfungen, Ängste, Beschränkungen und
Trauerereignisse Abstand zu nehmen. So zu tun, als wäre das Ganze nie
passiert. Wir wissen allerdings aus der Geschichte, dass dies nur leidlich
funktioniert. Etwas bleibt von den Verletzungen und Unsicherheiten und will
aufgearbeitet werden – sonst bricht es sich bei Gelegenheit und immer
wieder Bahn.
Aufarbeitung ist ein gesellschaftlicher Prozess, der unterstützt sein muss
von den politischen und wissenschaftlichen Akteur*innen der Pandemie.
Leitmotiv kann dabei nur am Rande die Frage sein, was man damals hätte
anders machen müssen. Solche postpandemischen Verurteilungen dürften sich
auf wenige politische Handlungen beschränken, die tatsächlich wider
besseres Wissen getroffen wurden.
Die meisten der heute absurd, überzogen oder zu lasch erscheinenden
Maßnahmen sind aber vor dem Hintergrund großer Unvorhersehbarkeit und sich
überschlagender wissenschaftlicher Erkenntnisse vollzogen worden.
Entscheidend für die Aufarbeitung ist vielmehr: Was würden wir heute in
einer ähnlichen Situation anders machen? Das ist nicht nur ein Unterschied
in der Formulierung, sondern macht einen Unterschied in der gesamten
Fehlerkultur.
## Die Politik muss vorlegen
[2][Die bisherigen Ansätze der Aufarbeitung] scheiterten vor allem an
Ressourcen. So beklagte ein von der Bundesregierung und dem Bundestag
eingesetzter Sachverständigenausschuss 2022, es habe an Personal, Zeit und
Daten gefehlt für aussagekräftige Erkenntnisse. Auch für die Medien, die ja
selbst nicht zu unterschätzende Akteurinnen in der Pandemie waren, dürfte
eine umfassende Aufarbeitung eine Nummer zu groß sein.
Gegen eine formalisierte Aufarbeitung etwa im Rahmen einer
Enquete-Kommission verwehren sich bislang Teile der Ampelregierung. Nicht
nur Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fürchtet eine politische
Instrumentalisierung im Zuge der anstehenden Wahlkämpfe.
Diese Sorge ist berechtigt. Aber [3][die Leerstelle], die die fehlende
politische Initiative zu einer umfassenden und demokratischen Aufarbeitung
hinterlässt, wird, [4][wie aktuell zu sehen], bei passender Gelegenheit
doch befüllt. Eine Instrumentalisierung ist dann garantiert dabei.
29 Mar 2024
## LINKS
[1] /Corona-und-Aufarbeitung/!6001147
[2] /Abgeordneter-zur-Corona-Aufarbeitung/!6000957
[3] /Abgeordneter-zur-Corona-Aufarbeitung/!6000957
[4] /Verschwoerungsmagazin-und-RKI-Files/!6000899
## AUTOREN
Manuela Heim
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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Robert Koch-Institut
Karl Lauterbach
Pandemie
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