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# taz.de -- Cannabisanbau leicht gemacht: Augen auf bei der Samenwahl
> Pünktlich zum Beginn der Gartensaison wird Cannabis teillegalisiert. Der
> Anbau ist kein Hexenwerk. Einige Dinge sollten Pflanzenfreunde aber
> beachten.
Bild: Es grünt so grün: Cannabispflanzen im Garten
Berlin taz | Die Stimmung im Hanf-Museum in Mitte ist blendend, seit der
Bundesrat am Freitag [1][das Gesetz zur Entkriminalisierung von Cannabis]
passieren ließ. An den letztlich doch ziemlich komplizierten und absurden
Details des Gesetzes hatten die Cannabis-Lobbyisten in den vergangenen
Wochen und Monaten zwar viel auszusetzen. Doch mit dem Gemecker ist es nun
zunächst vorbei.
Zumindest im Hanf-Museum wird positiv gestimmt nach vorn geblickt. Die Rede
ist sogar ganz Kanzler-like von „Zeitenwende“. Es würde nicht wundern, wenn
schon bald ein Pappaufsteller von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
(SPD) in Lebensgröße seinen Weg in das Museum finden würde.
Die [2][Cannabis Social Clubs], über die gesetzestreue erwachsene
Vereinsmitglieder nun bis zu 50 Gramm Cannabis im Monat beziehen können,
gehen im Juli dieses Jahres an den Start. Der Besitz von bis zu drei
Hanfpflanzen pro erwachsener Person ist allerdings bereits ab dem 1. April
erlaubt, also direkt zum Ende der Osterfeiertage.
Es wirkt dabei fast so, als hätte Lauterbach bewusst den Showdown bei der
endgültigen Verabschiedung des Cannabis-Gesetzes im Bundesrat auf Ende März
gelegt – damit genau rechtzeitig losgelegt werden kann mit dem Selbstanbau.
Denn die beste Zeit für die Aussaat privater Hanfpflanzen, sagt Oliver
Waack-Jürgensen, Vorstand im Dachverband deutscher Cannabis Social Clubs,
die „ist genau jetzt“. Zumindest, wenn man sich als Outdoor-Grower
versuchen möchte.
## Maximale Freude beim Outdoorgärtnern
Indoor, mit Growbox und LED-Lampen, kann jeder saisonunabhängig seine drei
Hanfpflanzen hochziehen und auch mehrmals im Jahr ernten. Aber was ist das
schon gegen Outdoor? Das sei doch eigentlich „das Beste“, so
Waack-Jürgensen. Den immensen Stromverbrauch, der beim Indoor-Growing
anfällt, können sich Frischluftgärtner sparen.
Zu beachten gilt dabei: Ob auf dem Balkon gehegt und gepflegt wird oder im
eigenen Garten in einem vor Kindern geschützten Bereich, wie immer das
gehen soll – [3][ein Hexenwerk ist der Selbstanbau nicht]. Mit einem
durchschnittlich grünen Daumen sollte jeder seine Pflanzen von der Aussaat
bis zur Ernte durchbringen.
Die Samen müssen derzeit noch aus dem Ausland bezogen werden. Aber Augen
auf bei der Samenwahl: Der vorausschauende Kiffgärtner ordert feminisierte,
weil sich mit männlichen Hanfpflanzen nichts anfangen lässt. Diese bilden
Pollen und bestäuben die weiblichen Pflanzen, die dann weit weniger
wirksames Cannabis produzieren. Für Anfänger empfehlen sich sogenannte
Autoflowering Seeds, die vergleichsweise pflegeleichte Pflanzen
hervorbringen, verkürzte Wachstums- und Blütezeit inklusive.
Oliver Waack-Jürgensen rät Selbstanbau-Einsteigern, am besten mehr als drei
Samen zu bestellen, weil man nie genau wissen könne, ob auch wirklich alle
keimen werden. Klappt es dann doch bei allen Samen: Einfach die Stecklinge,
die man nun bald gemäß dem neuen Gesetz zu viel hat, verschenken. Kleine
Geschenke erhalten schließlich die Freundschaft.
## Expertentipp: Zitronensaft
Doch noch mal ein Schritt zurück zu den Samen. Die sollten nämlich in gut
befeuchtetem Küchenpapier zum Keimen gebracht und in einem
Frischhaltebeutel aufbewahrt werden. Jeden Tag die Entwicklung überprüfen.
Nach 48 Stunden, spätestens aber nach einer Woche sollten sie anfangen zu
keimen. Waack-Jürgensens Expertentipp: Dem Wasser für den Keimungsprozess
einen Tropfen Zitronensaft beigeben. Das sorge für einen neutraleren
Säurewert des Berliner Leitungswassers und sei bekömmlicher für die Samen.
Wichtig: Die keimenden Samen sollten vorsichtig aus dem Küchenpapier
genommen werden, um sie dann in Torfplatten mit pH-neutralem Wasser
aufquellen lassen. Die Keimlinge anschließend in Töpfe verpflanzen und auf
den Balkon stellen oder eben im Garten verbuddeln. „Den Rest“, sagt
Waack-Jürgensen, „macht die Natur.“
Düngen ist wichtig, dabei gilt es aber darauf zu achten, dass man seine
Pflanzen auch überdüngen kann. Und sollte es im Sommer mal wieder zu
trocken sein, muss natürlich auch gewässert werden. Je mehr Sonne der
Sommer bringt, desto besser für die Pflanzen und den Ertrag. Licht, der
pH-Wert des Wassers beim Keimen, Düngen: Das seien letztlich die drei
wichtigen Säulen, auf denen das Outdoor-Growing aufbaue, so Oliver
Waack-Jürgensen.
## Schöner wachsen mit klassischer Musik?
Manche Pflanzenfreunde glauben auch, bestimmte Musik würde beim Gedeihen
helfen. Klassische Musik, heißt es, sei gut für das Wachstum. Bei Heavy
Metal dagegen könne es passieren, dass die Pflanzen eingehen. Das kann man
glauben oder nicht. Guter Reggae, am besten sanfter Lovers Rock, sollte den
Hanfpflanzen aber nicht schaden.
Im Gegensatz zum auch ansonsten größten Kummer des engagierten
Kleingärtners, genau: Schädlinge. Denn Hanfpflanzen können von Blattläusen
oder Thripse befallen werden. Gegen beides kann glücklicherweise auch ohne
den Einsatz von chemischen Mitteln vorgegangen werden. Spinnmilben stehen
ebenfalls auf Hanfpflanzen. Diese lassen sich wiederum mit handelsüblichen
Raubmilben bekämpfen.
Erntezeit, schönste Zeit: Hanfpflanzen aus Autoflowering Seeds können
bereits nach drei Monaten geerntet werden. Für die anderen ist die
Erntezeit etwa im September oder Oktober. Bei den geernteten Pflanzen die
großen Blätter abschneiden und diese mit den Blüten nach unten etwa zehn
Tage lang in einem dunklen Raum trocknen lassen.
Oliver Waack-Jürgensens Geheimtipp: Einfach die Pflanzen auf einem
Kleiderbügel aufhängen. Dann die Blüten in Schraubgläsern verschließen und
zwei Wochen lang reifen lassen. Und im Anschluss, klar: Spaß haben und die
Früchte der Gartenarbeit genießen.
24 Mar 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Hartmann
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