| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Baerbock widerspricht Papst | |
| > Außenministerin Baerbock und Kanzler Scholz haben kein Verständnis für | |
| > die Aussagen des Papstes. Auch Selenskyj weist den Appell des Pontifex | |
| > zurück. | |
| Bild: Außenministerin Annalena Baerbock | |
| ## Baerbock hat kein Verständnis für Papst-Aussagen | |
| Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußert Unverständnis über | |
| [1][Aussagen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine.] „Ich verstehe | |
| es nicht“, sagte Baerbock am Sonntagabend in der Sendung „Caren Miosga“. | |
| Die Grünen-Politikerin berichtete vom Verschleppen ukrainischer | |
| Schülerinnen nach Russland. „Da frage ich mich: Wo ist da der Papst? Der | |
| Papst muss davon wissen“, sagte sie zu den Äußerungen des katholischen | |
| Kirchenoberhaupts, der die Ukraine zum Mut für Verhandlungen im Krieg gegen | |
| die russischen Angreifer aufgerufen hatte. | |
| Franziskus hatte im Schweizer Fernsehsender „RSI“ von einer Ermutigung zur | |
| „weißen Flagge“ gesprochen, was teils als Aufforderung an die Ukraine zur | |
| Kapitulation verstanden wurde. Der Direktor des vatikanischen Presseamtes, | |
| Matteo Bruni, sagte dem Nachrichtenportal Vatican News, Franziskus wünsche | |
| sich vor allem eine „diplomatische Lösung für einen gerechten und | |
| dauerhaften Frieden“. An anderer Stelle des Interviews habe er klargemacht, | |
| dass eine Verhandlung „niemals eine Kapitulation“ sei. | |
| Baerbock sagte, es müsse alles getan werden für die Menschen in der | |
| Ukraine, damit sie sich verteidigen können. Bei Signalen des russischen | |
| Regimes zu Gesprächen wäre „die ganze Welt da und würde reden“. | |
| Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der von ihr ins Leben gerufenen Partei BSW, | |
| nannte die Kritik an Franziskus „respektlos und vielfach unter der | |
| Gürtellinie“. „Wir brauchen endlich einen Waffenstillstand und | |
| Friedensverhandlungen statt immer neuer Waffenlieferungen“, sagte | |
| Wagenknecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe. (epd) | |
| ## Selenskyj weist Appell des Papstes zurück | |
| Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den umstrittenen Appell | |
| von Papst Franziskus scharf zurückgewiesen. Die Kirche sei bei den | |
| Menschen, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen | |
| Videoansprache. „Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, | |
| um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, | |
| der dich vernichten will.“ | |
| Selenskyj fuhr fort: „Als das russische Böse [2][am 24. Februar (2022)] | |
| diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. | |
| Christen, Muslime, Juden – alle.“ Und er danke jedem ukrainischen | |
| Geistlichen, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. | |
| Der Pontifex hatte mit einem missverständlichen Appell zu | |
| Friedensverhandlungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine massiven | |
| Widerspruch ausgelöst. Die Äußerungen des katholischen Kirchen-Oberhaupts | |
| wurden in der Ukraine und bei vielen ihrer Unterstützer als einseitiger | |
| Appell allein an Kyjiw verstanden. (dpa) | |
| ## Europas Waffenimporte fast verdoppelt | |
| Europas Waffenimporte haben sich einer Studie zufolge in den vergangenen | |
| fünf Jahren fast verdoppelt, was auch auf den Krieg in der Ukraine | |
| zurückzuführen ist. Zugleich halbierten sich in diesem Zeitraum die | |
| Waffenexporte aus Russland, dem einst weltweit zweitgrößten Waffenexporteur | |
| nach den USA, wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des | |
| Internationalen Friedensforschungsinstituts in Stockholm (Sipri) | |
| hervorgeht. | |
| Die Waffenlieferungen nach Europa stiegen demnach zwischen 2019 und 2023 im | |
| Vergleich zu den fünf vorhergegangenen Jahren um 94 Prozent an, während der | |
| weltweite Waffenhandel insgesamt leicht zurückging. Sipri analysiert stets | |
| die Trends über einen Fünfjahreszeitraum, da Großaufträge die Zahlen für | |
| ein einzelnes Jahr stark beeinträchtigen und den Trend verfälschen können. | |
| Der Anstieg von Importen durch europäische Länder sei „teilweise durch den | |
| Krieg in der Ukraine zu erklären“, sagte Sipri-Forscherin Katarina Djokic. | |
| Die Ukraine sei in den vergangenen fünf Jahren zum viertgrößten | |
| Waffenimporteur der Welt aufgestiegen. Dem Institut zufolge haben seit dem | |
| russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 mindestens 30 Länder | |
| größere Waffen an die Ukraine geliefert. | |
| Aber auch andere europäische Länder haben laut Sipri ihre Importe | |
| vergrößert, wobei dabei der Anteil der Lieferungen vom weltweit größten | |
| Waffenexporteur USA angestiegen ist. Im Zeitraum 2019–2023 stammen 55 | |
| Prozent der Importe in Europa aus den USA, zwischen 2014 und 2018 waren es | |
| noch 35 Prozent. Dies liege auch daran, dass die meisten europäischen | |
| Staaten Nato-Mitglieder sind sowie Partner der USA bei der Entwicklung von | |
| Waffensystemen wie dem F-35-Kampfjet, erklärte Djokic. | |
| Die weltweiten Waffenexporte steigerten die USA im Zeitraum 2019–2023 um 17 | |
| Prozent, womit sich ihr Anteil an den weltweiten Waffenexporten auf 42 | |
| Prozent erhöhte. | |
| Gleichzeitig verringerten sich die Waffenausfuhren aus Russland in den | |
| vergangenen zehn Jahren um 53 Prozent und damit rund die Hälfte. Russland | |
| exportierte nicht nur weniger Waffen, sondern hatte auch weniger Abnehmer | |
| als zuvor. China, einst einer der größten Abnehmer russischer Waffen, | |
| bemüht sich derzeit, seine eigene Produktion zu steigern. Auf China | |
| entfielen dem Bericht zufolge aber immer noch 21 Prozent der russischen | |
| Exporte, größter Waffenabnehmer Moskaus ist jedoch Indien mit einem Anteil | |
| von 34 Prozent. (afp) | |
| ## Kretschmer stellt sich hinter Papst-Äußerungen | |
| Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich hinter Papst | |
| Franziskus' an die Ukraine gerichteten Aufruf zu Friedensverhandlungen mit | |
| Russland gestellt. „Es ist klar, dass die Ukraine unterstützt werden muss | |
| und Russland der Aggressor in diesem Krieg ist“, sagte Kretschmer. „Dennoch | |
| müssen wir uns mehr anstrengen, das Sterben im Krieg zu beenden.“ | |
| Der CDU-Politiker forderte die europäische Gemeinschaft dazu auf, einen | |
| Waffenstillstand anzustreben. „Die Europäer sollten darauf hinwirken, noch | |
| vor den US-Wahlen Gespräche über einen Waffenstillstand zu erreichen“, fuhr | |
| Kretschmer fort. (afp) | |
| ## 81 russische Kriegsverbrecher verurteilt | |
| Die Ukraine macht nach Justizangaben Fortschritte bei der Ahndung | |
| russischer Kriegsverbrechen. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij | |
| Kostin sagte bei einem Besuch in Brüssel, sein Land habe 81 russische | |
| Kriegsverbrecher seit Beginn des Angriffskriegs vor gut zwei Jahren | |
| verurteilt. Von ihnen hätten 17 persönlich in der Ukraine vor Gericht | |
| gestanden und Haftstrafen erhalten. | |
| Der Großteil der russischen Angeklagten sei in Abwesenheit verurteilt | |
| worden, sagte Kostin weiter. Für die Angehörigen seien die Urteile dennoch | |
| ein wichtiges Zeichen, dass es keine Straflosigkeit gebe. „Russland muss | |
| nicht nur auf dem Schlachtfeld besiegt werden, sondern auch im | |
| Gerichtssaal“, betonte Kostin. Insgesamt ermittelt die Ukraine nach seinen | |
| Worten gegen mehr als 500 Verdächtige. | |
| Kostin warf Russland „eine Wiederholung der Naziverbrechen“ vor. Im Krieg | |
| gegen die Ukraine würden gezielt Zivilisten umgebracht und Frauen und | |
| Mädchen vergewaltigt. Zudem seien rund 20.000 ukrainische Kinder nach | |
| Russland verschleppt worden, von denen lediglich 400 hätten zurückgeholt | |
| werden können. | |
| Kostin verwies auf die Unterstützung durch internationale Ermittler bei der | |
| schwierigen Suche nach Beweisen für russische Kriegsverbrechen. Dadurch | |
| hätten tausende Indizien gesammelt werden können. Der Ukraine-Krieg sei der | |
| „am besten dokumentierte Konflikt der Geschichte“, bekräftigte der | |
| Generalstaatsanwalt. Er begrüßte die jüngsten Haftbefehle des | |
| Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) gegen zwei russische Offiziere | |
| wegen mutmaßlicher Verbrechen zwischen Oktober 2022 und März 2023. Dabei | |
| handelt es sich um die damaligen Kommandeure der Schwarzmeerflotte und der | |
| Langstreckenflieger der Luftstreitkräfte, wie das in Den Haag ansässige | |
| Gericht am Dienstag mitgeteilt hatte. | |
| Im vergangenen Jahr hatte das Haager Gericht bereits Haftbefehl gegen | |
| Russlands Präsidenten Wladimir Putin und seine Kinderrechtsbeauftragte | |
| Maria Lwowa-Belowa erlassen. Dabei ging es um den Vorwurf der | |
| Kinderverschleppung. (afp) | |
| ## Polens Präsident für Erhöhung des Nato-Ausgabenziels | |
| Polens Präsident Andrzej Duda fordert eine kräftige Erhöhung des Ziels bei | |
| den Nato-Verteidigungsausgaben. Er werde bei seinem bevorstehenden Besuch | |
| [3][in den USA] vorschlagen, dass die Nato-Mitglieder nicht länger 2 | |
| Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sondern künftig 3 Prozent für | |
| Verteidigung ausgeben sollten, kündigt Duda bei einer Sitzung des | |
| polnischen Sicherheitsrats an. | |
| Die Nato-Länder sollten gemeinsam entscheiden, dies als Vorgabe des | |
| Militärbündnisses festzulegen. Ein Unterschreiten dieser Grenze sollte | |
| „absolut nicht empfohlen“ werden. Die Reaktion der Nato auf Russlands Krieg | |
| gegen die Ukraine müsse „klar und mutig“ sein. Polen investiert in diesem | |
| Jahr etwa 4 Prozent des BIP in seine Streitkräfte. Duda und | |
| Ministerpräsident Donald Tusk werden am Dienstag im Weißen Haus empfangen. | |
| (rtr) | |
| ## Vorwurf der Wahl-Einmischung | |
| Der russische Auslandsgeheimdienst wirft den USA vor, dass sie angeblich | |
| versuchen, sich in die russischen Präsidentschaftswahl einzumischen. Die | |
| US-Regierung habe sogar vor, eine Cyberattacke zu starten, melden amtliche | |
| russische Medien unter Berufung auf eine Mitteilung des | |
| Auslandsgeheimdienstes. Die Präsidentschaftswahl ist vom 15. bis 17. März | |
| angesetzt. Die Wiederwahl von Wladimir Putin gilt als ausgemacht. (rtr) | |
| ## Scholz „nicht der Meinung des Papstes“ | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Äußerung von Papst Franziskus zum Hissen | |
| der „weißen Flagge“ im Ukraine-Krieg zurückgewiesen. „Wie Sie sich | |
| vorstellen können, ist der Bundeskanzler in dieser Frage nicht der Meinung | |
| des Papstes“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. „Richtig ist, | |
| dass die Ukraine sich gegen einen Aggressor wehrt.“ Sie bekomme auch viel | |
| internationale Unterstützung. | |
| Hebestreit verwies aber auch darauf, dass man die Einordnung eines | |
| Vatikan-Sprechers zu den Äußerungen des Papstes zur Kenntnis genommen habe. | |
| Der Sprecher Matteo Bruni hatte Darstellungen widersprochen, der Papst habe | |
| die Ukraine in einem Interview des Schweizer Fernsehens zur Kapitulation | |
| aufgefordert. | |
| Franziskus hatte mit Blick auf den inzwischen mehr als zwei Jahre laufenden | |
| Krieg in der Ukraine gesagt: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es | |
| nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“ (dpa) | |
| ## Schwedische Flagge in Brüssel gehisst | |
| Vor dem Hauptquartier der Nato in Brüssel ist am Montag die Nationalflagge | |
| Schwedens gehisst worden. Bei beständigem Regen sahen der schwedische | |
| Ministerpräsident Ulf Kristersson und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg | |
| dabei zu, wie zwei Soldaten die schwedische Flagge neben den anderen | |
| Flaggen der Nato-Mitgliedsländer in Position brachten. | |
| Das skandinavische Land hatte am Donnerstag seinen Beitritt als 32. | |
| Mitglied des Militärbündnisses vollzogen. Zu dem Schritt hatte sich | |
| Stockholm unter dem Eindruck der russischen Invasion in die Ukraine | |
| entschieden. Das benachbarte Finnland war der Nato bereits im vergangenen | |
| Jahr beigetreten. (ap) | |
| ## Kreml betont Bereitschaft zu Verhandlungen | |
| Der Kreml hat nach dem umstrittenen Interview von Papst Franziskus zu | |
| Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Bereitschaft zu Verhandlungen | |
| über eine Beendigung des Konflikts betont. Russland verstehe die Äußerungen | |
| des Papstes in dem Interview mit dem Schweizer Fernsehen nicht als Aufruf | |
| an die Ukraine zur Kapitulation, sondern als Plädoyer für Verhandlungen, | |
| sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. | |
| Kremlchef Wladimir Putin habe immer wieder davon gesprochen, bereit und | |
| offen zu sein für Verhandlungen. „Das ist der bevorzugte Weg“, sagte | |
| Peskow. | |
| Kremlsprecher Peskow warf dem Westen und insbesondere Frankreich | |
| unterdessen vor, mit der Diskussion um die Entsendung von Bodentruppen in | |
| die Ukraine die Spannungen in dem Konflikt weiter anzuheizen. „Das ist eine | |
| gefährliche Linie“, sagte Peskow. Russland verfolge das genau. (dpa) | |
| ## Getreidesilo bei russischem Raketenangriff zerstört | |
| Bei einem russischen Raketenangriff auf die ostukrainische Region Dnipro | |
| ist ein großes Getreidesilo nach Angaben des Betreiberunternehmens zerstört | |
| worden. Ein 58-jähriger Mitarbeiter sei bei dem Angriff am Samstagabend | |
| verletzt worden, teilte der Anlageneigentümer Ukrlandfarming mit. Die | |
| Produktionsanlagen seien vollständig zerstört worden. Ukrlandfarming gehört | |
| zu den größten Agrarunternehmen der Ukraine. Im Zuge der russischen | |
| Invasion hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bis Ende 2023 Verluste in | |
| Höhe von umgerechnet etwa einer Milliarde US-Dollar erlitten. (rtr) | |
| 11 Mar 2024 | |
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