# taz.de -- Deutscher Wetterdienst zu Naturgefahren: Wenn Starkregen tödlich w… | |
> Der Klimawandel macht Extremwetter wahrscheinlicher. Der Wetterdienst | |
> baut daher ein neues Internetportal auf. Zieht er Lehren aus der | |
> Ahrtalflut? | |
Bild: Ahrtal, 08. August 2021: Flutschäden in Mayschioß | |
BERLIN taz | Nach Starkregen und der großen Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 | |
soll ein neues Internetportal besser über extreme Naturereignisse | |
aufklären. Der Deutsche Wetterdienst (DWD), der das Angebot aufbauen soll, | |
wird die Bevölkerung auch im Ernstfall warnen. Extremwetter- und | |
Naturereignisse sind im Zuge des Klimawandels häufiger zu erwarten. | |
Was ist geplant? | |
Der Deutsche Wetterdienst wird eine Internetseite aufbauen, die umfassend | |
über Naturgefahren informiert und auch vor Gefahren warnt. Die | |
Informationen sind bereits bei verschiedenen Behörden bekannt, bisher gibt | |
es aber keine zentrale Stelle, bei der jede und jeder sie einsehen kann. | |
Das Portal startet zunächst mit Starkregen und möglichen Folgen. Einfließen | |
werden zum Beispiel Informationen darüber, welche Regionen bei hohen | |
Regenmengen anfällig etwa [1][für Überschwemmungen und Erdrutsche] sind. | |
Auch soll es Hinweise geben, wie dramatisch bestimmte Niederschlagsmengen | |
sind. Was zum Beispiel bedeuten 50 oder 200 Liter Regen pro Quadratmeter? | |
So können Bundesbürger sehen, wie gefährdet sie sind – schon bevor eine | |
Katastrophe droht. Verhindern kann das neue Angebot eine Katastrophe nicht, | |
die Idee ist aber, dass die Menschen dann besser vorbereitet sind. Das | |
Portal soll schrittweise auf andere Naturgefahren erweitert werden, etwa | |
Sturm und Erdbeben. | |
Warum kümmert sich der Wetterdienst darum? | |
Der DWD hat die technische Infrastruktur, um ein solches | |
Naturgefahrenportal zu betreiben. Er erstellt bereits Wettervorhersagen für | |
die Allgemeinheit und liefern [2][Informationen etwa für die Schifffahrt] | |
oder die Landwirtschaft. Für die Behörde mit Sitz im hessischen Offenbach | |
arbeiten rund 2500 Beschäftigte. Die Bundesländer, die für den | |
Katastrophenschutz zuständig sind, haben das neue Portal angeregt. Der | |
Bundestag hat jetzt das entsprechende Gesetz geändert. | |
Wann geht es los? | |
Der genaue Starttermin ist noch nicht bekannt. Der DWD plant bereits seit | |
einiger Zeit, kann aber erst mit der gesetzlichen Grundlage richtig | |
loslegen. Vor allem das Portal so zu programmieren, dass die Daten der | |
Partner automatisch einfließen, kostet Zeit. | |
Was kostet das Portal und wer bezahlt es? | |
Die Bundesregierung schätzt die Kosten im laufenden Jahr auf 1,7 Millionen | |
Euro. In den folgenden Jahren werden es rund 2,4 Millionen Euro sein, die | |
der Bund als Träger des DWD übernimmt. Die Kosten beziehen sich vor allem | |
auf den zusätzlichen Personalbedarf. Der Etat der Behörde, die dem | |
Bundesverkehrsministerium zugeordnet ist, betrug 2023 rund 362 Millionen | |
Euro. | |
Was geschieht mit den bestehenden Warn-Apps? | |
Es ist nicht geplant, bestehende und [3][bereits etablierte Warn-Apps wie | |
Katwarn und Nina] oder die Wetterwarn-App zu ersetzen. Sie werden weiter | |
genutzt. Die Warnfunktion des Naturgefahrenportals soll es zusätzlich | |
geben. Auch Cell Broadcast, mit dem seit März 2023 Warnungen an | |
Mobiltelefone verschickt werden können, bleibt bestehen. | |
Welche Warnmethoden gibt es? | |
Deutschland hat ein bundesweit einheitliches Warnsystem, das verschiedene | |
Kanäle nutzt. Dazu zählen Sirenen, Hinweise in Rundfunk und Fernsehen, | |
online und auf digitalen Informationstafeln etwa in U-Bahnen größerer | |
Städte sowie über Lautsprecherwagen. In Großstädten können Hinweise auch | |
auf digitalen Dachwerbetafeln auf Taxis angezeigt werden. | |
Zusätzlich wird Cell Broadcast (auf deutsch etwa: Mobilfunkzellen-Rundruf) | |
genutzt. Mit diesem Verfahren können [4][alle Mobiltelefone angesteuert | |
werden], die im Netz angemeldet sind. Ein Projekt beim Bundesamt für | |
Katastrophenschutz testet auch smarte Laternen, die mit Sirene und | |
Lautsprecher ausgestattet sind. Warnungen könnten auch auf | |
Navigationssysteme in Autos verschickt werden. | |
Wer ist in Deutschland wofür zuständig? | |
Der Bund ist für Zivilschutz und kriegsbedingte Gefahren zuständig. Er | |
koordiniert Bundeswehr, Bundespolizei und Technisches Hilfswerk (THW). Die | |
Länder kümmern sich um Katastrophenschutz, die Städte und Gemeinden um | |
allgemeine, nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr, etwa durch Feuerwehr und | |
Rettungsdienste. | |
Alle nutzen das bundesweite Warnsystem mit seinen verschiedenen Kanälen. | |
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit Sitz in Bonn | |
koordiniert seit 2004, unter anderem, weil manche Katastrophen wie | |
Hochwasser nicht an Bundesländergrenzen enden. Es ist beim | |
Bundesinnenministerium angesiedelt. | |
8 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Björn Hartmann | |
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