# taz.de -- Empörung über die Berlinale: Der Ruf nach Konsequenzen | |
> Nach den vorwiegend propalästinensischen Statements auf der Bühne schlägt | |
> die offizielle Kulturpolitik Alarm. Ist das noch gerechtfertigt? | |
Bild: Guillaume Cailleau und Ben Russell nach der Preisübergabe auf der Bühne… | |
Deutschland ist empört. Der Bundeskanzler sagt, „dass eine derart | |
einseitige Positionierung so nicht stehen gelassen werden kann“. | |
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kündigt an, die „Vorfälle“ | |
aufarbeiten zu wollen, damit so etwas nie wieder passiert. Der | |
Antisemitismusbeauftragte Felix Klein findet, die ausländischen | |
Filmschaffenden hätten „ihr Gastrecht missbraucht“. Berlins Kultursenator | |
Joe Chialo (CDU) kündigt Konsequenzen für die Kulturförderung an. Der | |
Justizminister droht mit strafrechtlichen Konsequenzen. | |
Was ist passiert? [1][Auf der Abschlussgala] der Berliner Filmfestspiele | |
[2][äußerten sich Jury-Mitglieder sowie Preisträgerinnen und Preisträger] | |
zu Israels Krieg in Gaza. Einige forderten mit Ansteckern einen | |
Waffenstillstand. Der US-amerikanische Regisseur Ben Russell sprach von | |
einem „Genozid“, er und andere trugen Palästinensertücher. Der israelische | |
Filmemacher Yuval Abraham, dessen Film über die Siedlungspolitik seines | |
Landes in der Westbank ausgezeichnet wurde, sprach von „Apartheid“. Sein | |
palästinensischer Co-Regisseur Basel Adra forderte Deutschland auf, keine | |
Waffen mehr an Israel zu liefern. Das Publikum applaudierte. Die | |
Berlinale-Leitung distanzierte sich anschließend von den Statements. | |
In den überschäumenden Reaktionen ist jetzt viel von „Israel-Hass“ und | |
„Antisemitismus“ die Rede. Dabei handelt es sich in all diesen Fällen um | |
eine politische Kritik. Man kann diese Kritik einseitig und falsch finden, | |
für plakativ, völlig überzogen, naiv oder unfair halten. Es bleibt aber | |
eine politische Kritik an Staaten, in diesem Fall an Israel und | |
Deutschland. Das ist etwas anderes als ein Ressentiment gegen eine | |
Minderheit, und es ist von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt, auch | |
wenn es einer vermeintlichen „Staatsraison“ widerspricht. | |
[3][Muss man das aushalten]? Ja, auch wenn es einem nicht gefällt. Alles | |
andere läuft auf Gesinnungsprüfungen, Benimmregeln, Verbote und Zensur | |
hinaus. Das wollen manche offenbar, denn das meinen sie mit „Konsequenzen“. | |
Das sollten sie dann auch so offen sagen, statt sich hinter | |
Antisemitismusvorwürfen zu verstecken. | |
27 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Goldener-Baer-fuer-Doku-ueber-Restitution/!5991919 | |
[2] /Abschlussgala-der-Berlinale/!5991943 | |
[3] /Israel-Kritik-auf-der-Berlinale/!5991963 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Kommentar | |
Empörung | |
Film | |
Genozid | |
GNS | |
Kolumne Der rote Faden | |
Israel | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Schwerpunkt Berlinale | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Daniela Klette, AirBnB, Berlinale: Viel Blamage auf einmal | |
Nicht RAF-Fahndungsdruck, sondern AirBnB bedroht Kreuzberg. Währenddessen | |
fällt Claudia Roth mit einer peinlichen Reaktion auf die Berlinale auf. | |
Nach Israel-Äußerungen auf Berlinale: Regisseur kritisiert Deutschland | |
Preisträger Yuval Abraham erhebt Vorwürfe gegen Politik und Medien in | |
Deutschland. In Israel soll ein Mob das Haus seiner Familie aufgesucht | |
haben. | |
Israel-Kritik auf der Berlinale: Aktionen ohne Ambivalenzen | |
Die Protestrede eines Regisseurs auf der Berlinale zeigt: Manchen | |
Kulturschaffenden fehlt der Sinn für die wichtigen Nuancen des | |
Nahost-Konflikts. | |
Antisemitismus auf der Berlinale: Im falschen Film | |
Auf einem Instagram-Kanal der Berlinale tauchten israelfeindliche Posts | |
auf. Das zeigt: Auch in der Filmwelt ist Antisemitismus verbreitet. | |
Abschlussgala der Berlinale: Dezent und deutlich | |
Die Berlinale versteht sich seit jeher als politisch. Die Abschlussgala | |
fand die richtigen Töne – in Sachen Politik und Kunst. |