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# taz.de -- Landratswahl in Dithmarschen: Nazi-Knüppel gegen eigene Leute
> Die CDU hatte dem Amtsinhaber vorgeworfen, er wolle sich mit Stimmen der
> AfD wählen lassen. Dieser Verdacht haftet nun ihrem eigenen Mann an.
Bild: Hat es eilig mit der Karriere: Der neue Dithmarscher Landrat Thorben Sch�…
Thorben Schütt (CDU) ist der neue Landrat von Dithmarschen – hurra, die
Demokratie ist gerettet! Oder? Worum ging es eigentlich genau?
Erstens: Es ging nicht, wie [1][andernorts], um die Wahl zwischen eine*r
AfD-Kandidat*in und eine*r Vertreter*in einer demokratischen Partei.
Schleswig-Holstein ist zwar nicht frei von braunem Bodensatz, doch die AfD
spielt eine [2][vergleichsweise geringe Rolle]. Im Landtag ist sie nicht
vertreten, bei den Kommunalwahlen 2023 landete sie bei acht Prozent.
Zweitens: Dass die Öffentlichkeit durch die Augen aller Medien von Bild bis
taz gebannt auf die Wahl in der Kleinstadt Heide schaute, lag ursprünglich
an einer [3][Mitteilung von Lukas Kilian], Generalsekretär der Landes-CDU.
Der warnte, der parteilose Amtsinhaber Stefan Mohrdieck habe nur eine
Chance auf Wiederwahl, wenn die AfD für ihn stimme. Angeblich habe die
Rechtspartei sich bereits für ihn ausgesprochen, raunte Kilian.
Allerdings: Die AfD verneint, dass es diese Zusage gab, und den anderen
Fraktionen des Kreistages ist nichts davon bekannt. Aus welchem Grund also
lässt die CDU den Nazi-Knüppel aus dem Sack?
## Amtsinhaber hätte Stimmen von CDU oder FDP gebraucht
Im Dithmarscher Kreisparlament sitzen neun Parteien, das Spektrum reicht
von der Linken mit einer bis zur AfD mit sechs Mandaten. Die CDU ist mit 21
Sitzen stärkste Fraktion, gefolgt von der SPD mit neun. FDP und Grüne sind
ebenso vertreten wie drei Wählergemeinschaften.
Ein Rechenspiel: Hätten CDU und FDP geschlossen für Herausforderer Schütt
gestimmt, bräuchte Mohrdieck alle anderen Abgeordneten von ganz links bis
ganz rechts, um gleichzuziehen. Dazu müsste der 57-jährige Vater zweier
Kinder, der auf dem zweiten Bildungsweg ein Verwaltungs-Studium abschloss,
eine Art politisches Super-Chamäleon sein.
Da klingt es wahrscheinlicher, dass der gebürtige Brunsbütteler Mohrdieck,
der seit 2018 Landrat ist, für Teile der CDU-Fraktion wählbarer gewesen
sein könnte als das CDU-Mitglied Thorben Schütt. Der 33-jährige Jurist, der
als selbst ernannter „überparteilicher“ Kandidat antrat, stammt zwar aus
Heide, hat aber in Kiel Karriere gemacht, zuletzt leitete er das Büro der
Innenministerin. Seine Bewerbung für den Posten reichte er im Dezember 2023
ein.
## Wollte der CDU-General die eigenen Leute disziplinieren?
Mal um die Ecke gedacht: Winkte vielleicht der CDU-Generalsekretär mit dem
Nazi-Knüppel in Richtung der eigenen Leute, damit die geschlossen für
Schütt stimmen?
Wenn ja, ist der Plan richtig schief gegangen. 28 Stimmen, das ist die
denkbar knappste Mehrheit, entfielen auf Schütt, 23 auf Mohrdieck, drei
Abgeordnete enthielten sich. Hinterher behauptete die AfD, sie habe Schütt
gewählt – was sein kann oder auch nicht.
Die CDU hat den Posten gewonnen, aber der Preis ist hoch: Das Theater vor
der Wahl hat der AfD-Kreistagsfraktion eine Bedeutung verliehen, [4][die
sie zuvor nicht hatte]. Der ehemalige Landrat hatte keine Chance auf eine
unbeeinflusste Wahl. Und der neue wird nie beweisen können, dass er nicht
mit Stimmen von rechts gewählt wurde.
Änderungshinweis: In einer früheren Version des Textes hatten wir
geschrieben, dass Thorben Schütt seine Bewerbung im Januar eingereicht hat.
Das ist falsch. Die Bewerbungsfrist endete bereits im Dezember 2023.
9 Feb 2024
## LINKS
[1] /Landratswahl-in-Thueringen/!5988364
[2] /Kommunalpolitik-in-Schleswig-Holstein/!5981337
[3] https://www.cdu-sh.de/artikel/statement-des-generalsekretaers-zur-landratsw…
[4] /Landratswahl-in-Dithmarschen/!5987432
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Schleswig-Holstein
Schwerpunkt AfD
CDU Schleswig-Holstein
AfD Schleswig-Holstein
AfD Schleswig-Holstein
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