# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Tote und Verletzte bei Angrif… | |
> Russland greift erneut die ukrainischen Städte Kyjiw und Charkiw mit | |
> Raketen an. Im UN-Sicherheitsrat kommt es zu einem Schlagabtausch mit | |
> Außenminister Lawrow. | |
Bild: Erneut greift Russland Kyjiw mit Raketen an, 23. Januar | |
## Behörden: Zwei Tote und dutzende Verletzte bei Angriffen | |
Bei nächtlichen russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt | |
Kyjiw und die Stadt Charkiw im Osten des Landes sind nach ukrainischen | |
Angaben mindestens zwei Menschen getötet und dutzende weitere verletzt | |
worden. Bei den Angriffen auf Charkiw seien zwei Frauen im Alter von 56 und | |
40 Jahren getötet und 28 Menschen verletzt worden, erklärte Charkiws | |
Regionalgouverneur Oleh Synegubow am Dienstag. | |
Die Kyjiwer Stadtverwaltung meldete mindestens 13 Verletzte in der | |
Hauptstadtregion. In Charkiw wurden nach Behördenangaben auch „Kinder durch | |
Splitter“ verletzt. „Infolge des Bombardements heute Morgen wurde ein Teil | |
eines Wohnhauses vollständig zerstört“, erklärte Bürgermeister Ihor | |
Terechow. Die Rettungskräfte seien dabei, die Trümmer nach Verletzten zu | |
durchkämmen. | |
Charkiw war bereits in den vergangenen Tagen massiven russischen Angriffen | |
ausgesetzt. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine liegt rund 30 Kilometer vor | |
der Grenze zu Russland. Die Stadt ist seit Beginn des russischen | |
Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 immer wieder Ziel von | |
Angriffen. | |
In Kyjiw wurde nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko „ein Opfer | |
im Stadtteil Solomjanskyj von den Rettungskräften ins Krankenhaus | |
gebracht“. Nach den Angriffen seien Fahrzeuge und Gebäude in Brand geraten, | |
erklärte Klitschko im Onlinedienst Telegram. Insgesamt wurden nach Angaben | |
der Behörden in der Hauptstadtregion 13 Menschen verletzt. Darüber hinaus | |
wurden mehrere ukrainische Regionen am Dienstagmorgen in Alarmbereitschaft | |
versetzt. Zahlreiche Einwohner wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu | |
bringen. (afp) | |
## Kompromissvorschlag zu US-Kriegshilfen vor | |
In den USA bahnt sich eine Einigung im Streit um das Militärpaket für die | |
Ukraine und Israel an. Unterhändler beider Parteien wollen nach fast zwei | |
Monate dauernden Verhandlungen über Änderungen der US-Grenz- und | |
Einwanderungspolitik im Lauf dieser Woche einen Kompromissvorschlag dem | |
Senat vorstellen. „Präsident Biden hat deutlich gemacht, dass er bereit | |
ist, mit den Republikanern bei der Grenzsicherung zusammenzuarbeiten“, | |
sagte der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer. Die | |
Demokraten meinten es ernst mit dem Kompromissvorschlag. Schumer mahnte | |
jedoch: „Er ist sicherlich noch keine beschlossene Sache.“ | |
Schumer betonte die Dringlichkeit eines Kompromisses, da der Ukraine die | |
Munition ausgehe. „Die Zukunft des Krieges in der Ukraine steht auf dem | |
Spiel“, sagte der Demokrat. „Die Sicherheit unserer westlichen Demokratie | |
steht auf dem Spiel.“ Auch der Fraktionsvorsitzende der Republikaner, Mitch | |
McConnell, sagte in einer Rede: „Die ganze Welt weiß, was in den kommenden | |
Wochen hier im Senat auf dem Spiel steht.“ | |
Es war unklar, ob die Änderungen der Grenzpolitik, die unter Ausschluss der | |
Öffentlichkeit mit hochrangigen Vertretern des Weißen Hauses ausgehandelt | |
worden waren, ausreichen, um die Mehrheit der republikanischen Senatoren | |
zufriedenzustellen. Joe Biden hatte den Kongress bereits vor Monaten um 110 | |
Milliarden Dollar an Kriegshilfen für die Ukraine und Israel, die | |
Unterstützung von Verbündeten im asiatisch-pazifischen Raum sowie die | |
Überarbeitung des US-Einwanderungssystems gebeten. Die Republikaner haben | |
ihre Zustimmung aber von Änderungen der Grenzpolitik abhängig gemacht. (ap) | |
## Schlagabtausch in UN-Sicherheitsrat zur Ukraine | |
Die Ukraine und Dutzende andere Länder wie Deutschland haben Russland vor | |
dem UN-Sicherheitsrat erneut Scheinheiligkeit und Ablenkungsmanöver | |
vorgeworfen. Russland wolle mit der Einberufung immer weiterer | |
[1][Sitzungen zu Waffenlieferungen westlicher Staaten] an Kyjiw von seinem | |
eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine ablenken, sagten Vertreter dieser | |
Staaten am Montag in New York vor einer auf Wunsch Moskaus abgehaltenen | |
Sitzung des Sicherheitsrats zur Situation in der Ukraine. | |
In der Sitzung des mächtigsten UN-Gremiums kritisierte der eigens | |
angereiste russische Außenminister Sergej Lawrow diese Waffenlieferungen | |
dann erneut scharf. Außerdem sagte Lawrow, sein Land sei grundsätzlich zu | |
Verhandlungen bereit – allerdings nicht mit dem Ziel, die jetzige Regierung | |
in Kyjiw an der Macht zu halten. | |
„Ich erinnere daran, dass wir nie Verhandlungen verweigert und stets unsere | |
Bereitschaft dazu gewahrt haben. Nicht zu Verhandlungen darüber, wie wir | |
den Führern des Kyjiwer Regimes ihre Macht bewahren und ihre Fantasien | |
begünstigen, sondern darüber, wie das Erbe eines jahrzehntelangen | |
Ausraubens des Landes und der Gewalt über das Volk überwunden werden kann“, | |
sagte Lawrow. | |
Anlass der von Moskau einberufenen Debatte war der Beschuss der russisch | |
kontrollierten Stadt Donezk am Wochenende, bei dem nach Angaben der | |
Besatzer mindestens 28 Menschen getötet und 30 verletzt wurden. Russland | |
wollte diesen Beschuss verurteilen lassen, ohne auf die Angriffe des | |
eigenen Militärs auf ukrainische Städte einzugehen. (dpa) | |
## Selenski spricht von neuem polnischen Waffenpaket | |
Die Lage hat sich für Kyjiw auch wegen der ausbleibenden westlichen | |
Militärhilfen zuletzt verschlechtert. Der ukrainische Präsident Wolodimir | |
Selenski hat nun aber neue Waffenlieferungen aus Polen für sein Land im | |
Abwehrkampf gegen Russland angekündigt. „Es wird ein neues Rüstungspaket | |
aus Polen geben“, sagte er am Montagabend in seiner täglichen | |
Videoansprache. Zudem sei beim Besuch des polnischen Ministerpräsidenten | |
Donald Tusk über die gemeinsame Produktion von Waffen gesprochen worden, um | |
die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu stärken. Als dritten Punkt nannte | |
der Staatschef die Ausbildung ukrainischer Soldaten an polnischen | |
Waffensystemen. | |
Selenski machte weder Angaben zum Umfang der Waffenlieferungen noch zum | |
Inhalt des Rüstungspakets. Warschau gilt als einer der engsten und | |
wichtigsten Verbündeten Kyjiws. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs | |
hat Polen der Ukraine unter anderem Kampfpanzer wie den Leopard und | |
Kampfflugzeuge vom Typ MiG geliefert. | |
Weitere Hilfen für die Ukraine waren auch Thema bei einem Telefonat | |
zwischen US-Präsident Joe Biden und Großbritanniens Premierminister Rishi | |
Sunak. Einzelheiten gab das Weiße Haus jedoch nicht bekannt. (dpa) | |
## Apple zahlt 12,5 Millionen Euro Strafe an Russland | |
Der US-Konzern Apple hat eine Strafe in Höhe von 1,2 Milliarden Rubel (rund | |
12,5 Millionen Euro) an die russische Regierung gezahlt. Apple habe die | |
Strafe bereits am Freitag beglichen, erklärte die russische | |
Wettbewerbsbehörde FAS am Montag. Die Behörde wirft dem iPhone-Hersteller | |
vor, seine dominante Position auf dem App-Markt missbraucht zu haben. | |
Die FAS hatte die Strafe bereits im Juli 2022 ausgesprochen. Im vergangenen | |
Jahr wies ein russisches Gericht Apples Protest dagegen zurück. Konkret | |
ging es darum, dass Apple App-Anbietern untersagt hatte, ihre Kunden über | |
Alternativen zum offiziellen App-Store des Konzerns zu informieren. | |
Nach einem jahrelangen Rechtsstreit in den USA hatte Apple vergangene Woche | |
eingewilligt, App-Entwicklern die Nutzung alternativer Zahlungssysteme zu | |
erlauben. Auch innerhalb der EU will der US-Konzern künftig Bezahldienste | |
anderer Anbieter zulassen. | |
Moskau hat seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine dutzende Strafen | |
gegen westliche Technologie-Unternehmen ausgesprochen – meist wegen der | |
Weigerung von Onlinediensten, Inhalte zu löschen, die Russland als | |
„Falschinformation“ oder „Verunglimpfung der Streitkräfte“ brandmarkt. | |
Apple stellte kurz nach Beginn der Kampfhandlungen seinen Verkauf in | |
Russland ein und deaktivierte seinen Bezahldienst Apple Pay. Zudem | |
entfernte der Konzern die Apps mehrerer russischer Nachrichtenportale und | |
Onlinedienste aus seinem App Store. (afp) | |
## Ukrainischer Heereschef spricht von schwerer Lage | |
Die Ukrainer sind nach Angaben der Militärführung in Kyjiw im Norden des | |
Landes und rund um Bachmut [2][schweren russischen Angriffen] ausgesetzt. | |
„Die Lage ist extrem gespannt und von intensivem Feuer von Artillerie, | |
Minenwerfern und Kampfdrohnen sowie Sturmhandlungen des Gegners | |
gekennzeichnet“, schrieb der Oberkommandierende der ukrainischen | |
Heerestruppen, Olexander Syrskyj, am Montagabend auf seinem Telegram-Kanal. | |
Er habe mit den Brigadekommandeuren vor Ort die weitere Verteidigung | |
koordiniert. | |
Im Nordosten der Ukraine sind die Verteidiger seit Monaten in der | |
Defensive. So hatte Russland in den vergangenen Wochen mehrfach kleinere | |
Geländegewinne vermeldet. | |
Auch im abendlichen Lagebericht des Generalstabs tauchen Bachmut und der | |
Frontabschnitt [3][im nordostukrainischen Gebiet Charkiw] auf. Bei der | |
Ortschaft Synkiwka nahe der strategisch wichtigen Kleinstadt Kupjansk habe | |
die ukrainische Armee vier russische Angriffe zurückgeschlagen. Der Feind | |
versuche dort, „die Verteidigung unserer Streitkräfte zu durchbrechen“, | |
heißt es im Lagebericht. Im Raum rund um die völlig zerstörte Stadt Bachmut | |
wurden demnach sieben Attacken abgewehrt. | |
Schwerpunkte der russischen Angriffsbemühungen waren laut Lagebericht aber | |
einmal mehr Awdijiwka und zudem der Raum um die vor Wochen von Russland als | |
eingenommen vermeldete und ebenfalls in Ruinen liegende Kleinstadt | |
Marjinka. Beide Städte liegen etwas weiter südlich im Gebiet Donezk und | |
grenzen unmittelbar an die bereits seit 2014 von russischen Kräften | |
kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk. (dpa) | |
23 Jan 2024 | |
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