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# taz.de -- China zieht Inselstaat auf seine Seite: Nauru bestraft Taiwans Wäh…
> Der Pazifikstaat Nauru macht seinem Ruf alle Ehre, mutmaßlich
> diplomatische Beziehungen zu verkaufen. Peking und Taipeh kennen das
> schon.
Bild: Das Parlament von Nauru
Berlin taz | Nur zwei Tage nach der Wahl des Peking-Kritikers Lai Ching-te
zum neuen Präsidenten Taiwans hat der Pazifikstaat Nauru verkündet, ab
sofort die Volksrepublik China diplomatisch anzuerkennen. Das bedeutet nach
der von Peking erzwungenen Ein-China-Politik automatisch den Abbruch der
Beziehungen zu Taiwan. China begrüßte denn auch Naurus Wechsel. Die
Entscheidung zeige, „dass das Ein-China-Prinzip dem Willen des Volkes und
dem Trend der Zeit entspricht“, hieß es aus Peking.
Taiwans Vize-Außenminister Tien Chung-kwang erklärte, China habe Politiker
der Pazifikinsel zu dem diplomatischen Wechsel verleitet, indem Peking
wirtschaftliche Unterstützung angeboten habe. Das von der Volksrepublik
China beanspruchte Taiwan (offizieller Name: Republik China) wird damit nur
noch von zwölf Staaten diplomatisch anerkannt, darunter Palau, Tuvalu und
die Marshall-Inseln.
Taipeh sieht in dem Manöver auch einen Angriff auf Taiwans Demokratie.
Dabei dürfte der Zeitpunkt von Naurus Schritt auf Peking zurückgehen und
darauf zielen, die Taiwaner für ihre Wahl des Peking-Kritikers Lai zu
bestrafen.
Schon im März 2016, kurz nachdem Taiwans jetzt scheidende Präsidentin Tsai
Ing-wen gewählt wurde, hatte Gambia seine Beziehungen zu Taipeh abgebrochen
und China anerkannt. Lai war zuletzt Tsais Vize. Peking nannte beide
taiwanischen Politiker „Separatisten“. Unter Tsai verlor Taiwan zehn
verbündete Staaten, die stattdessen mit China ihre diplomatischen
Beziehungen aufbauten.
## Eine Frage des Geldes
Das 21 Quadratkilometer winzige Nauru ist mit 13.000 Einwohnern die
kleinste Republik der Welt. Es gilt als empfänglich für die sogenannte
„Dollar-Diplomatie“. Mit Geldgeschenken und großzügigen Krediten buhlen
insbesondere China und Taiwan um Einfluss in dem souveränen Staat, der
einen Sitz in der UNO hat. Auch Russland, Island und Thailand sollen für
mutmaßliche entsprechende Zahlungen an Nauru sich dessen diplomatische
Unterstützung gekauft haben.
Schon 2002 hatte Nauru erstmals China offiziell anerkannt, war aber 2005 zu
Taiwan zurückgewechselt, offenbar weil Peking seine finanziellen
Versprechen nicht gehalten hatte. Nach Berichten aus Taipeh bemühte sich
China zuletzt stark um Nauru, weshalb der jetzige Schritt Taiwans Regierung
nicht wirklich überrascht haben dürfte.
2009 hatte Nauru als erst viertes Land mutmaßlich gegen Entwicklungshilfe
aus Russland die Unabhängigkeit der abtrünnigen Regionen Abchasien und
[1][Südossetien] offiziell anerkannt.
Nauru gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu Deutsch-Neuguinea und lebte
Jahrzehnte vom Phosphatabbau. Der schuf einen erstaunlichen Wohlstand,
verwandelte die Insel aber in eine Mondlandschaft.
Seit der Phosphatabbau ab dem Jahr 2000 zunächst weitgehend zum Erliegen
kam, sucht das inzwischen verarmte Land dringend Einkommensquellen. So
sperrte Nauru gegen Geld aus Canberra im Rahmen von dessen „pazifischer
Lösung“ von 2001 bis 2008 und von 2012 bis 2017 bis zu 1.200 [2][Boatpeople
in ein Lager], die eigentlich in Australien Asyl beantragen wollten.
Zuletzt macht Nauru Schlagzeilen durch [3][Pläne zum Tiefseebergbau].
16 Jan 2024
## LINKS
[1] /Suedosseten-im-Ukraine-Krieg/!5924189
[2] /Flucht-eines-iranischen-Schriftstellers/!5703711
[3] /Greenpeace-Aktivistinnen-ueber-Besetzung/!5976932
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Nauru
China
Taiwan
Luftverteidigungszone
Salomonen
Australien
Schwerpunkt Flucht
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