# taz.de -- Streit um Freibad in Husum: Stadtteil verklagt Stadt | |
> 2007 wurde der Ort Schobüll in die Stadt Husum eingemeindet. Nun wollen | |
> die Husumer das Schobüller Freibad abreißen und die Schobüller ziehen vor | |
> Gericht. | |
Bild: Die Badestelle Schobüll eignet sich nicht immer zum Schwimmen. Da war da… | |
HAMBURG taz | Für das [1][Örtchen Schobüll] an der Nordsee kam es letzten | |
Sommer gleich doppelt dick. Im Bericht zur Badewasserqualität wurde die | |
[2][dortige Meerbadestelle] wegen Verschlickung als „mangelhaft“ bewertet. | |
So eine Meldung machte früher nichts, denn es gab ja noch [3][das Freibad | |
direkt am Ufer] aus den 1970er-Jahren. Doch das will die Stadt Husum jetzt | |
abreißen lassen. Die Fläche soll zusammen mit dem Gelände des früheren | |
Campingplatzes an den Investor „Destinature“ verpachtet werden. Der plant | |
ein Naturressort mit urigen Holzhütten, wie es eines schon in Hitzacker im | |
Wendland gibt. | |
Dass Husum über Schobüll bestimmen kann, liegt daran, dass sich das Dorf | |
2007 eingemeinden ließ. In dem Vertrag dazu steht aber schwarz auf weiß, | |
dass neben Kindergarten, Grundschule, freiwilliger Feuerwehr und Dorfhaus | |
auch das Freibad bleiben soll. Wörtlich: „Die Stadt Husum garantiert den | |
Erhalt.“ | |
Und es wurde geregelt, dass, um die „Mitbestimmung“ zu gewährleisten, eine | |
„Schobüller Vertretung“ gewählt wird, die bei allen den Ort betreffenden | |
Angelegenheiten zeitig informiert und gehört werden muss. Die Vertretung | |
gibt es, sie wird regelmäßig gewählt und hat zehn Mitglieder. | |
Sie und ihr Vorsitzender Stefan Henningsen waren nun gar nicht | |
einverstanden mit dem Freibad-Abriss. Zumal das neue Naturressort lediglich | |
eine kleine Badegelegenheit – eingebettet in den dortigen „Wellnessbereich�… | |
– versprach. Als im Oktober die Bagger anrollen sollten, erwirkte die | |
„Schobüller Vertretung“ im Eilverfahren vor dem [4][Verwaltungsgericht den | |
Abriss-Stopp]. Das Gremium sei befugt, die ehemalige Gemeinde zu vertreten | |
und auf Einhaltung des Vertrags zu pochen, befanden die Richter. Und | |
demnach wäre der Freibadrückbau „rechtswidrig“. | |
## Husum will ein neues Hallenbad bauen | |
Doch nun entschied das [5][Oberverwaltungsgericht Schleswig-Holsteins im | |
Hauptverfahren], dass die „Schobüller Vertretung“ gar nicht „im eigenen | |
Namen“ den Erhalt des Freibads fordern könne. Hätte sie doch nur | |
„Informations- und Anhörungsrecht“. Über die Wahrung der Interessen der | |
früheren Gemeinde habe die „Kommunalaufsicht“ zu wachen. | |
Stefan Henningsen ist konsterniert. „Wenn dieses Urteil Bestand hat, dann | |
sind zwangsläufig alle Eingemeindungsverträge ‚null und nichtig‘“, sagt… | |
„Somit wäre es das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde.“ Die | |
Schobüller erwarteten weiter, dass sich Husum an den Vertrag hält. Das | |
gelte auch für die Eingaben für den Bebauungsplan. Das Konzept des | |
Hüttendorfs passe „eher in den Wald, aber nicht an die stürmische Küste“. | |
Husum argumentiert, das Freibad wäre marode, die Reparatur zu teuer. | |
Zugleich plant die 23.000-Einwohner-Stadt den Neubau seines Hallenbades, | |
setzt also Prioritäten. | |
Im Kieler Innenministerium, zuständig für die Kommunalaufsicht, musste man | |
sich erst mal kundig machen. Beim Gemeindetag hieß es, der Fall sei sehr | |
ungewöhnlich. Dass ein kleiner Ort von einem großen eingemeindet wird, sei | |
in den letzten 20 Jahren nur dort passiert. Wenn es Fusionen gab, dann von | |
eher gleich großen Gemeinden „auf Augenhöhe“. Ist wohl auch besser so. | |
25 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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