# taz.de -- Uneinigkeit über Kindergeld: Ampelkoalition will leise streiten | |
> Wer Kinder hat, soll entlastet werden. Aber wie? Mehr Kindergeld würde | |
> den meisten Familien helfen. Doch die FDP setzt auf höhere Freibeträge. | |
Bild: Kindergarten-Kinder unterwegs: Eine Erhöhung des Kindergeldes würde lau… | |
BERLIN taz | Die Ampelkoalition streitet erneut um die finanzielle | |
Unterstützung für Eltern. Bereits Ende vergangener Woche war bekannt | |
geworden, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Erhöhung | |
der Kinderfreibeträge plant, also der steuerlichen Vergünstigungen für | |
Eltern mit höherem Einkommen. Das Kindergeld, das [1][Familien mit | |
niedrigem oder mittlerem Einkommen erhalten], soll dagegen gleich bleiben. | |
Vor allem vom Koalitionspartner SPD kommt Kritik an diesem Vorhaben: | |
Parteichef Lars Klingbeil sagte der Bild am Sonntag diese Pläne seien | |
„ungerecht“, denn nur Familien mit sehr hohem Einkommen würden somit | |
entlastet. Die FDP verweist darauf, dass das Kindergeld bereits 2023 erhöht | |
wurde: „Der Kinderfreibetrag in der Steuer sollte dagegen im üblichen | |
Verfahren nachgezogen werden. Nichts anderes ist geplant.“ | |
Ob Eltern das Kindergeld oder die Kinderfreibeträge bekommen prüft das | |
Finanzamt automatisch. Jährlich wird dabei berechnet, ob für die | |
steuerlichen Erleichterungen durch die Freibeträge oder das ausbezahlte | |
Kindergeld für die Eltern günstiger sind. Der Freibetrag wurde zum 1. | |
Januar von 6024 Euro auf 6384 angehoben und soll nach den Plänen des | |
Finanzministeriums rückwirkend auf 6612 Euro steigen. Das Kindergeld war | |
zuletzt 2023 von 219 auf 250 Euro pro Monat und Kind gestiegen. | |
Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, nannte | |
die Pläne des Finanzministeriums eine „schreiende Ungerechtigkeit“. | |
Spitzenverdiener würden durch die Erhöhung des Kinderfreibetrags eine | |
monatliche Entlastung von bis zu 377 Euro erhalten, während alle anderen | |
lediglich 250 Euro Kindergeld erhielten. Schneider forderte eine | |
schrittweise [2][Anhebung des Kindergeldes und dass dieses mit der | |
Entlastung der Spitzenverdiener gleichziehen solle]: „Alle Kinder müssen | |
dem Staat gleich viel wert sein.“ | |
## Bisher kein Kompromiss in Sicht | |
Eine Erhöhung des Kindergeldes würde [3][deutlich mehr Kinder erreichen], | |
als die Anhebung des Kinderfreibetrages: Laut Zahlen des | |
Bundesfamilienministeriums wird für 67 Prozent der Kinder das Kindergeld | |
gezahlt, während für 22 Prozent der Kinder der Kinderfreibetrag geltend | |
gemacht wird. 11 Prozent der Kinder leben vom Bürgergeld. | |
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) äußerte sich am Dienstag nicht zu den | |
Plänen des Finanzministeriums. Inwiefern Kinderfreibetrag und Kindergeld | |
erhöht werden, sei derzeit Inhalt koalitionsinterner Gespräche, sagte ein | |
Sprecher aus dem Familienministerium der taz. Zu den Gesprächen könne sich | |
das Ministerium derzeit nicht äußern. | |
23 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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