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# taz.de -- Verhandlung in Dresden: Was für ein Betrieb
> Der Bautzener Unternehmer Jörg Drews klagt gegen einen Bericht, der ihn
> mit der rechtsextremen Szene in Verbindung bringt. Das bringt gute
> Einblicke.
Bild: Geschäftsführer der Hentschke Bau Jörg Drews spricht 2019 in Bautzen z…
Dresden taz | Der Verhandlungssaal im Dresdner Landgericht war gut besucht.
Mehr als vierzig Interessierte verfolgten am Freitag im Saal den
Rechtsstreit der [1][Bautzener Firma Hentschke Bau und ihres
Geschäftsführers Jörg Drews] gegen das Recherchekollektiv „15 Grad
Research“ aus Görlitz.
Gemeinsam mit dem Else-Frenkel-Brunswik-Institut (EFBI) der Uni Leipzig
hatte das Kollektiv im März 2023 darüber berichtet, wie
Unternehmer*innen in Ostsachsen die extrem rechte Szene unterstützen.
Jörg Drews und die Hentschke Bau sind im Text ein Beispiel dafür.
Die [2][beklagten allerdings,] der Bericht enthalte „zahlreiche unwahre
Tatsachenbehauptungen und Diffamierungen“. Auf eine Abmahnung reagierten
das EFBI und „15 Grad“ nicht und hielten am Text fest. Darum ging es nun
vor Gericht. Der Fall wird getrennt verhandelt: gegen das Institut vor dem
Landgericht Leipzig und gegen „15 Grad“ vor dem Landgericht Dresden.
Da „15 Grad Research“ zur Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bu…
der Antifaschist*innen in Sachsen (VVN-BdA) gehört, vertrat sie am
Freitag beim ersten Verhandlungstag deren Sprecher Silvio Lang. Ihn habe
der Andrang nicht überrascht: „Immerhin geht es um die Frage: Was darf man
über Menschen schreiben, [3][die sich selbst immer wieder in die
Öffentlichkeit begeben?“]
## Fonds gegen sogenannte Slapp-Klagen
Der Streitwert liege bei 25.000 Euro, „das haben wir nicht irgendwo
rumliegen“, erklärte Lang. Für den VVN-BdA bedeute die Klage zusätzliche
Arbeit. Darum sei für sie wichtig, dass das gemeinnützige Projekt „Frag den
Staat“ (FDS) sie unterstütze. FDS hat einen Fonds gegen sogenannte
Slapp-Klagen. Damit versuchten rechte Netzwerke den öffentlichen Diskurs zu
beeinflussen, und „bedrohen die Meinungsfreiheit“, heißt es von FDS.
Nach der Verhandlung konnte die taz mit Martha Thomas von „15 Grad
Research“ sprechen. 15 Grad steht für den 15. Längengrad, auf dem sich das
ostsächsische Görlitz befindet. „Wir haben alle unseren Lebensmittelpunkt
in der Region“, sagte Thomas.
Auslöser für die Recherche seien die Coronaproteste und das Erstarken der
AfD gewesen. „Da gingen neben bekannten rechten Akteuren auch Unternehmer
auf die Straße“, erklärte Thomas. Eigentlich heißt sie anders, will aber
ihren Namen nicht in der Zeitung lesen.
Im Bericht schrieben Institut und Kollektiv über Drews: Er habe Einfluss,
auch als Chef der Hentschke Bau mit mehr als 700 Mitarbeiter*innen.
Deutschlandweit wirkt die Firma an Bauprojekten mit.
## Es geht um Hörensagen
Er unterstütze finanziell auf der einen Seite das Stadtleben in Bautzen,
etwa die Jugendfeuerwehr oder den Fußballverein Budissa. Auf der anderen
Seite gebe Drews auch Geld für alternative Medien, wie Ostsachsen.TV. Dort
kamen unter anderem der bekannte Reichsbürger Peter Fitzek oder Jürgen
Elsässer, der Herausgeber des rechten Magazins Compact, zu Wort.
Außerdem zitiert der Bericht einen ehemaligen Mitarbeiter der Hentschke
Bau. Demnach habe im Bautzener Pausenraum ein „Gabelstaplerfahrer vom
Vergasen geredet“, ohne dass ihm Kolleg*innen widersprachen.
Drews bestreitet den Vorfall. Das Gericht befragte dazu drei Zeugen.
Zunächst Oliver Decker, den Direktor des EFBI. Der habe die Quelle selbst
noch mal vernommen, nachdem das Institut die Abmahnung erhalten habe. Sie
sei glaubwürdig.
Decker nannte keine Details, um seine Quelle zu schützen. Aber er habe den
Arbeitsvertrag gesehen und eine Skizze des Raums anfertigten lassen. Welche
Gruppe der Gabelstaplerfahrer vergast haben wollte, wisse er nicht. Es geht
um Hörensagen.
Danach traten nacheinander noch zwei Betriebsräte der Hentschke Bau als
Zeugen auf. Ein solcher Vorfall sei unrealistisch. In den zwanzig Jahren,
erklärte der eine, in denen er Betriebsrat war, hätten sich
Mitarbeiter*innen nie über rassistische Beleidigungen beschwert. Er
wisse auch sonst von keiner rechtsextremen Äußerung.
„Das halte ich bei über 700 Mitarbeitern für vollkommen unglaubwürdig“,
kommentierte Silvio Lang nach der Verhandlung. Der
Hentschke-Unternehmenssprecher Falk Al-Omary entgegnete: Es gebe Meinungen
aus dem gesamten politischen Spektrum, aber keine rassistischen
Beleidigungen.
Al-Omary gab sich zufrieden mit der Verhandlung. Der habe gezeigt, der
Bericht sei „eine politische Inszenierung, um das Unternehmen Hentschke Bau
und seinen Geschäftsführer Jörg Drews zu diskreditieren“. Ein Urteil will
das Landgericht am 5. April verkünden.
Richter Stefan Dreher saß bis 2015 für die AfD im Landtag. Das machte er
bereits vor der Verhandlung klar und wiederholte es zu Beginn. 2018 trat er
wegen „unsäglicher rassistischer Bemerkungen“ aus der Partei aus, wie die
Sächsische Zeitung berichtete.
Drews äußerte sich nach der Verhandlung nicht. Auf seinem Blog hatte er
schon vorher kritisiert, Berichte wie der von ihm juristisch monierte
bedienten das Bild des „naiven, verführten und intoleranten Ostsachsen“.
Martha Thomas von „15 Grad Research“ widersprach. „Wenn man keine rechte
Region werden möchte, muss man sich dem entgegenstellen“, sagte sie der
taz. „Drews hätte den Bericht als Anlass nehmen können, um zu reflektieren,
wie es in seinem Unternehmen aussieht. Hat er aber bislang nicht.“ Auch
wenn Drews gewinnen sollte, werde „15 Grad“ weiter recherchieren.
22 Jan 2024
## LINKS
[1] /Sponsoring-in-Bautzen/!5792871
[2] /Vorwuerfe-gegen-Betrieb-in-Sachsen/!5949888
[3] https://drews-bautzen.de/meine-meinung-bleibt-unveraendert/
## AUTOREN
David Muschenich
## TAGS
Sachsen
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