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# taz.de -- Alkoholmissbrauch unter Kindern: Entsetzen in Simbabwe
> Zu Weihnachten und Neujahr machen Aufnahmen die Runde, wie sich Kinder
> öffentlich betrinken. Manche sind noch nicht einmal im Schulalter.
Bild: Kinder holen Wasser in Harare. Mbare ist ein Vorort im Süden von Harare
Harare taz | Alkoholmissbrauch an Feiertagen ist keine nationale
Besonderheit. Aber Bilder von Kleinkindern, die sich öffentlich betrinken,
haben in Simbabwe einen Schock ausgelöst. Einst sah sich Simbabwe als
moralisch führend in Afrika, jetzt scheint der Niedergang kein Ende zu
finden in einem Land, in dem 70 Prozent der 10 Millionen Einwohner unter
der Armutsgrenze leben.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag zirkulierte in sozialen Medien [1][ein Video]
von Kindern, die sich im Stadtzentrum der Hauptstadt Harare betrinken. Es
handele sich um einen 11-Jährigen, drei 10-Jährige, einen 9-Jährigen, drei
7-Jährige und einen 5-Jährigen, gab Simbabwes Polizeisprecher Paul Nyathi
bekannt.
Sie wohnen alle im Wohnkomplex Nenyere Flats in [2][Harares ältestem
Township Mbare]. Die Polizei hat mittlerweile ihre Eltern beziehungsweise
Erziehungsberechtigten herausgefunden. Erste Berichte, es seien
Straßenkinder, wurden wieder zurückgenommen. Den Ermittlungen zufolge
vertranken die Kinder das Geld, das man ihnen zu Weihnachten geschenkt
hatte. Sie reisten aus Mbare ins Stadtzentrum von Harare und trafen sich
dort mit Freunden aus dem Vorort Epowrth.
Das Alkohol soll ihnen am 25. Dezember der 23-jährige Phaeteon Mutiyaya
besorgt haben, ein Barbesitzer in Nenyere Flats. Der wurde inzwischen
festgenommen. „Wer das Getränkegesetz bricht, wird verhaftet“, warnte
Nyathi. „Wer illegale Trinkstätten betreibt, bekommt die volle Härte des
Gesetzes zu spüren.“ Es sei streng verboten, Minderjährigen Alkohol zu
verkaufen oder zu geben.
## Neue Videos von trinkenden Kindern
Die Warnung der Polizei scheint wenig bewirkt zu haben, denn nach dem
Neujahrsfest gab es neue Videos. Sehr junge Mädchen, dem Augenschein nach
zum Teil noch nicht schulpflichtig, tranken Bier im Einkaufszentrum von
Juru im Gebiet Goromonzi in der Provinz Mashonaland East. Die sechs Mädchen
und ein Junge wurden inzwischen von der Polizei ausfindig gemacht, ebenso
ihre Familien.
Die Videofilme zeigen offenbar nur die Spitze des Eisbergs. In Luveve, ein
Township in Simbabwes zweitgrößter Stadt Bulawayo, berichtete ein alter
Mann über randalierende betrunkene Kinder. „Die Gesellschaft hat versagt“,
lamentierte er. Aus illegalen Trinkhallen wird immer wieder davon
berichtet, wie Kinder ihre Sorgen in Alkohol ertränken. Vor allem in
Bulawayo ist die Polizei schon mehrfach gegen illegale Parties namens
„vuzu“ eingeschritten, wo Teenager um ihre Leistungen bei Biertrinken,
Drogenkonsum und Sex wetteifern. Meist sind es alleinlebende Kinder, deren
Eltern zur Arbeitssuche ausgewandert sind.
[3][Neville Mavu, Kinderpräsident von Simbabwes „Jugendparlament“,] eine
staatlich geförderte Einrichtung zu Teilnahme von Minderjährigen an der
Politik und selbst Schüler in Goromonzi, beklagte die Bereitschaft mancher
Erwachsener, Kindern Alkohol zur Verfügung zu stellen. „Dieses
unverantwortliche Verhalten ist nicht nur rechtswidrig, sondern birgt auch
ernste Risiken für verletzliche Kinder“, sagte er.
7 Jan 2024
## LINKS
[1] https://twitter.com/TheMirrorMsv/status/1739863901351673921
[2] /Seuchen-in-Simbabwe/!5974894
[3] https://www.herald.co.zw/mavu-elected-new-child-president/
## AUTOREN
Marcus Mushonga
## TAGS
Simbabwe
Alkoholmissbrauch
Kinderschutz
Afrika
GNS
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Simbabwe
Gesundheitspolitik
Alkoholmissbrauch
Kolumne Krank und Schein
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