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# taz.de -- Ausnahmezustand in Ecuador: Wenn Gewalt den Markt regelt
> Der bewaffnete Überfall auf ein Fernsehstudio in Ecuador ist eine
> Konsequenz der globalen Drogenpolitik. Die Ursachen führen auch nach
> Deutschland.
Bild: Guayaquil in Ecuador am 9. Januar: Die Polizei evakuiert Mitarbeiter des …
Nun also Ecuador. [1][Bewaffnete, die ein Fernsehstudio überfallen], Tote,
Gefängnisaufstände, Ausnahmezustand, Militäreinsatz. Wieder ein Staat des
Südens, der gewaltvoll erodiert, in eine Abwärtsspirale gestürzt von einem
Markt, der gar nicht seiner ist, von einem Geschäft, dessen
Endverbraucher*innen im Norden ihre Lines konsumieren, dessen
wirkliche Profiteure wenige und dessen Tote viele sind.
Das [2][Drogengeschäft] ist das kapitalistischste, was man sich vorstellen
kann. Illegalität heißt: Keine Regulierung – ohne Arbeitsschutz,
Qualitätskontrolle, Steuerabgaben, Umweltauflagen, Tarifabschlüsse,
Gewerkschaften oder Kartellgesetze entwickelt sich das milliardenschwere
Geschäft ausschließlich nach dem Recht des Stärkeren.
Die Rahmenbedingungen, unter denen die Akteure/Kartelle agieren, werden
immer mal wieder neu ausgehandelt – mit zwei Instrumenten: Korruption zur
dauerhaften Steuerung und gezielte Gewaltausbrüche zur Vergrößerung oder
Verteidigung des Geschäftsbereichs. Die Repression des Staates – oder jenes
Teils der Sicherheitskräfte, die entweder tatsächlich nicht oder eben von
einer anderen Organisation bestochen sind – ist eingepreister Teil des
Geschäfts jedes Akteurs.
Auf eines allerdings kann sich der Markt immer verlassen: Die Nachfrage
wird nie kleiner. In allen Industrieländern wird gekokst, was die
Nasenscheidewand hergibt, in allen Gesellschaftsschichten und über alle
politischen Gräben hinweg. Auch unter jenen, die sonst nur fair gehandelte
Bio-Lebensmittel einkaufen oder vor 30 Jahren Tchibo-Kaffee ablehnten.
„Kaffee, an dem Blut klebt“, hieß es damals. Es gibt kein halbes Gramm
Kokain, an dem kein Blut klebt.
Aber weil es für die Regierungen des Nordens politisch bequem ist, das
illusorische, aber scheinbar so fürsorgliche Ziel einer drogenfreien Welt
aufrechtzuerhalten, wird sich daran auch nichts ändern. Man könnte
Realpolitik betreiben und den Markt von der Pflanze bis zum Endverbraucher
regulieren. Stattdessen: Dem Norden der Lebensstil, dem Süden die Toten.
10 Jan 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Ecuador
Drogen
Drogenkartell
Südamerika
Kokain
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Indigene
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Schwerpunkt Flucht
Drogenkonsum
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