# taz.de -- Silvester in Nordrhein-Westfalen: Normales Chaos | |
> In NRW gibt es weniger Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und | |
> Rettungskräfte. Trotz Terrorwarnung bleibt es auch in Köln „eher ruhig“. | |
Bild: Terror-Alarm zum Jahreswechsel, bewaffnete PolizistInnen vor dem Kölner … | |
BOCHUM taz | Wie fast überall in Deutschland hat es in Nordrhein-Westfalen | |
mit seinen 18 Millionen Menschen zum Beginn des neuen Jahres [1][weniger | |
Krawalle und Angriffe auf Polizist:innen, Feuerwehr und Rettungskräfte | |
gegeben als befürchtet]. „Insgesamt war es eine normale Silvesternacht“, | |
sagte ein Sprecher von Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) der taz am | |
Neujahrsmorgen in einer ersten Einschätzung. Insgesamt seien landesweit | |
rund 6.600 Politist:innen auf den Straßen gewesen, von denen 21 | |
verletzt wurden, hieß es – im Vorjahr waren es 43. | |
Auch in NRWs größter Stadt Köln blieb es „eher ruhig“, so ein | |
Polizeisprecher: „Wir hatten eine Lage ohne besondere Einsätze.“ Allerdings | |
war die Polizei allein dort mit rund 1.000 Beamt:innen im Einsatz, die | |
teilweise mit Maschinenpistolen und Schutzwesten ausgerüstet waren. Grund | |
dafür waren auch Terrorwarnungen: Schon vor Weihnachten waren Hinweise | |
eingegangen, nach denen zum Jahreswechsel ein [2][islamistischer Anschlag | |
auf den Kölner Dom geplant sei]. An Heiligabend war deshalb im | |
niederrheinischen Wesel ein 30-jähriger Mann mit tadschikischer | |
Staatsangehörigkeit festgenommen worden. Die Kölner Kathedrale wurde | |
daraufhin für Touristen geschlossen – alle Gottesdienste fanden aber wie | |
geplant statt. Am späten Silvesternachmittag hatte Kölns Polizeipräsident | |
Johannes Hermanns dann die Ingewahrsamnahme von drei weiteren Verdächtigen | |
bekannt gegeben. | |
Diese stammten ebenfalls „aus dem zentralasiatischen Raum“, erklärte der | |
Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum. Als | |
„Tatmittel“ habe nach bisherigen Ermittlungen offenbar ein Pkw eingesetzt | |
werden sollen. Unklar blieb aber, ob das Auto in eine Menschenmenge | |
gesteuert werden oder als Sprengstofffalle dienen sollte. Eine intensive | |
Durchsuchung der Tiefgarage unter dem Dom sei ebenfalls ergebnislos | |
verlaufen. Auch Reul hatte deshalb Entwarnung gegeben: Seine | |
Polizeibeamt:innen hätten „alle Schritte unternommen, damit alle | |
Bürgerinnen und Bürger in Köln sicher feiern können“. | |
„Keine schweren Straftaten“ registrierte die Polizei auch in der | |
Landeshauptstadt Düsseldorf. Dazu beigetragen haben dürfte auch ein | |
Böllerverbot in der am Rheinufer liegenden Altstadt. In Köln war das Zünden | |
von Feuerwerk in großen Teilen der Innenstadt ebenfalls untersagt. Ein | |
Verbot von Pyrotechnik galt auch etwa auf der Bochumer Partymeile | |
Bermudadreieck, in Münster rund um den Dom und den Prinzipalmarkt und in | |
Aachens historischer Altstadt – schließlich waren zum Jahreswechsel 2022/23 | |
in vielen Städten Nordrhein-Westfalens Polizist:innen und | |
Feuerwehrleute mit Böllern angegriffen worden. | |
## Angriffe mit Pyrotechnik | |
Duisburg, Essen und Dortmund verzichteten trotzdem auf ein von der | |
Polizeigewerkschaft GdP gefordertes [3][Böllerverbot]. In Dortmund verlief | |
die Silvesternacht dennoch „ohne größere Zwischenfälle“, bilanzierten | |
Stadtverwaltung und Polizei. In Duisburg aber wurden Polizist:innen, | |
Straßenbahnen und Busse mit Böllern beworfen und mit Raketen beschossen. | |
Auch in Solingen bei Wuppertal gab es Angriffe mit Pyrotechnik. Unbekannte | |
verschanzten sich hinter einer Barrikade aus brennenden Mülltonnen. | |
Ruhiger als im Vorjahr lief die Silvesternacht dagegen in Essen ab. Dort | |
war es zum Jahreswechsel 2022/23 in Brennpunkten im Norden und Westen der | |
Stadt zu Ausschreitungen vor allem durch Jugendliche und junge Erwachsene | |
gekommen: Auch damals brannten Müllcontainer, bei Löschversuchen wurden | |
Polizei und Feuerwehr angegriffen. „Durchaus normal“ sei stattdessen die | |
vergangene Silvesternacht gewesen, bilanzierte jetzt die Essener Polizei. | |
Gelegen haben dürfte das auch an dem deeskalierenden Einsatz von | |
Streetworkern und Sozialarbeitern: „Wir haben schon im Vorfeld viele Eltern | |
und viele Anwohner:innen angesprochen, die dann mögliche Krawallmacher | |
von Gewalt abgehalten haben“, sagt Thomas Rüth, Abteilungsleiter für | |
Jugendhilfe, Kriminalprävention und Quartiersentwicklung bei der Caritas. | |
„Viele Jugendliche fanden das gut. Die sagen: Wir haben selbst keinen Bock | |
auf Randale bei uns im Viertel.“ | |
1 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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