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# taz.de -- Bahn-Streik ab Donnerstagabend: Lokführer machen Ernst
> Die GDL legt ab 22 Uhr den Personenverkehr lahm. Sie fordert mehr Lohn
> bei sinkender Arbeitszeit. In diesem Jahr soll das aber der letzte Streik
> bleiben.
Bild: Streik ab Donnerstagabend, 22 Uhr: Die Gewerkschaft GDL geht in ganz Deut…
Berlin dpa/afp | Bei der Bahn steht der nächste Warnstreik bevor. [1][Die
Lokführergewerkschaft GDL] hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit am
Donnerstagabend niederzulegen. Der Ausstand bei der [2][Deutschen Bahn]
soll im Gütervekehr um 18.00 Uhr, im Personenverkehr dann um 22.00 Uhr
beginnen und am Freitagabend um 22.00 Uhr enden. Einschränkungen werden
schon vor Beginn des Warnstreiks erwartet, ebenso danach.
Während des Ausstands gilt ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot.
Die Deutsche Bahn will wie beim ersten GDL-Warnstreik wieder rund 20
Prozent des Fernverkehrs aufrechterhalten. In Bayern wird das nach Angaben
der Bahn jedoch nicht möglich sein, weil man dort noch mit den Folgen des
starken Schneefalls zu tun habe.
Nach dem Warnstreik will die GDL bis zum 7. Januar nicht mehr streiken.
„Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen,
und es ist für dieses Jahr die letzte“, sagte der GDL-Vorsitzende Chef
Weselsky am Mittwochabend bei MDR-aktuell. „Anschließend kommt die
Urabstimmung und die Auszählung am 19. Dezember. Und es wird keine
Arbeitskampfaktionen mehr geben, auch in der ersten Januarwoche nicht“,
fügte er hinzu.
Die GDL fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38
Stunden auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnte dies
angesichts des Fachkräftemangels als nicht machbar ab. „Damit ignorieren
die Unternehmen nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen
Beschäftigten“, erklärte GDL-Chef Weselsky. „Sie torpedieren zudem die
dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung.“
## Kritik von Fahrgastverbänden
Die Gewerkschaft fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit 555 Euro mehr
Lohn und 3000 Euro Inflationsprämie. Die Bahn hat bislang ein Angebot
unterbreitet, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis
zu 2850 Euro vorsieht – gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten.
Parallel läuft derzeit noch eine Urabstimmung der GDL-Mitglieder über
häufigere und längere Arbeitskämpfe. Die Auszählung soll laut GDL-Chef
Weselsky noch vor Weihnachten erfolgen.
Im Regionalverkehr erwartet die Bahn große Unterschiede bei den
Auswirkungen des Warnstreiks je nach Region. In Bayern werde der Verkehr
aufgrund der Witterung weitgehend zum Erliegen kommen. Anderswo sei das
nicht der Fall, sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Donnerstag.
Zum Warnstreik aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn
einschließlich der S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg sowie der
Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer
Unternehmen.
Der Ausstand am reisestarken Freitag durchkreuzt die Pläne Tausender
Fahrgäste. Sie können ihre für diesen Donnerstag oder Freitag geplante
Reise verschieben und ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt nutzen. Die
Zugbindung sei aufgehoben, teilte die Bahn mit. Reservierungen könnten
kostenfrei storniert werden.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den
Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Sie will so unter anderem der
Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck
verleihen. „Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit,
den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für
die geleistete Arbeit zukommen zu lassen“, kritisierte die Gewerkschaft.
Der Zeitpunkt der Warnstreikankündigung am Mittwochabend stieß auf Unmut
beim Fahrgastverband Pro Bahn. „Was wir kritisieren, ist die
Kurzfristigkeit. Wir möchten, dass zwei Tage vorher bekannt gegeben wird,
wann gestreikt wird, damit sich der Fahrgast darauf einstellen kann“, sagte
der Bundesvorsitzende Detlef Neuß.
Proteste der Streikenden sind in Frankfurt, Köln und München geplant. Für
ihre Forderungen stark machen wollen sich GDL-Mitglieder außerdem in
Postdam, am Tagungsort der laufenden Tarifverhandlungen für den
öffentlichen Dienst der Länder. Für die Bahn gelte dasselbe wie für den
öffentlichen Dienst, sagte Ulrich Silberbach, der Vorsitzende des Deutschen
Beamtenbundes. „Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen und halten will, muss
attraktive und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen anbieten.“
Die Deutsche Bahn kritisierte, die GDL vermiese Millionen unbeteiligten
Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem
Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos
und egoistisch, hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisiert.
„Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die
Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut
unnötig.“
Zuletzt hatte die GDL bei der Bahn [3][am 15. und 16. November zum
Warnstreik aufgerufen]. Im März und April hatte die größere Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG) jeweils einen Tag lang zu Warnstreiks
aufgerufen. In der ungewöhnlich hart geführten Tarifrunde der Lokführer
läuft bereits auch eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.
7 Dec 2023
## LINKS
[1] /Lokfuehrerstreik-der-GDL/!5973485
[2] /Zerschlagung-der-Deutschen-Bahn/!5972676
[3] /Tarifstreit-bei-der-Bahn/!5973120
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