| # taz.de -- Regierung aus CDU und SPD: Hessen einig beim Koalitionsvertrag | |
| > Die hessische Regierung setzt auf eine Bildungsoffensive und einen | |
| > strikten Kurs bei der Migration. Die SPD stellt künftig 3, die CDU 8 | |
| > Ressorts. | |
| Bild: Hatte Grund zum Lachen: Boris Rhein nach den Landtagswahlen in Hessen am … | |
| Wiesbaden taz | In Hessen haben sich CDU und SPD am späten Mittwochabend | |
| auf [1][einen Koalitionsvertrag] zur Bildung einer neuen Landesregierung | |
| geeinigt. Schwerpunkte – [2][unter der Führung von Ministerpräsident Boris | |
| Rhein (CDU)] – setzen die künftigen Regierungsparteien in der | |
| Bildungspolitik, bei der „Stärkung des Rechtsstaats“, bei der Schaffung | |
| gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land sowie bei der | |
| „Begrenzung der irregulären Migration“. In der öffentlichen Verwaltung, in | |
| staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen wie Schulen und | |
| Universitäten soll auf das „Gendern der Sprache mit Sonderzeichen“ | |
| verzichtet werden. | |
| Das Papier, um das die Verhandlungsdelegationen der beiden Parteien bis | |
| zuletzt gerungen haben, umfasst fast 200 Seiten. Der Zeitplan war ins | |
| Rutschen gekommen, weil Hessens SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser in ihrer | |
| Rolle als Bundesinnenministerin [3][bei den Beratungen über den Haushalt] | |
| und bei den Bundestagsdebatten in Berlin unabkömmlich war. An diesem | |
| Donnerstag, nur zwei Tage vor den abschließenden Beratungen der Gremien, | |
| wurde der Vertragsentwurf öffentlich vorgestellt. | |
| Vor allem beim Ausbau der Kitas und bei der frühkindlichen Bildung will die | |
| künftige Landesregierung Akzente setzen. Angekündigt wird ein | |
| Investitionsprogramm für den Ausbau der Kindertagesstätten, zusammen mit | |
| den Kommunen soll zudem eine langfristige Finanzierungsstrategie für die | |
| Betreuungskosten erarbeitet werden, um Städte und Gemeinden nachhaltig zu | |
| entlasten. CDU und SPD bekennen sich zur Vielfalt der Schulformen, zur | |
| pädagogischen Selbständigkeit und dem Erhalt des mehrgliedrigen | |
| Schulsystems, „inklusive Noten und Sitzenbleiben“. | |
| ## Migration eines der wichtigsten Themen | |
| In ihrem Vertragsentwurf versprechen CDU und SPD eine „echte | |
| Rückführungsoffensive“, mit der irreguläre Einwanderung gestoppt werden | |
| solle. Mit der Einrichtung von „Rückführungszentren für ausreisepflichtige | |
| Ausländer“ sollen staatliche Entscheidungen konsequenter umgesetzt werden, | |
| heißt es. Angestrebt werde eine „bundesweite Lösung, die den Übergang zum | |
| Sachleistungsprinzip regelt“; im Gespräch mit den Kommunen solle erreicht | |
| werden, „dass Geflüchtete keine monetären Auszahlungen mehr erhalten – au… | |
| um direkte Überweisungen ins Ausland zu verhindern“. | |
| CDU und SPD bekennen sich außerdem zu „Nachhaltigkeit für Klima, Umwelt und | |
| stabile erneuerbare Energie“, Ökonomie und Ökologie sollten dabei | |
| allerdings nicht gegeneinander ausgespielt werden; dabei setzen die neuen | |
| Partner auf „Innovation statt Ideologie, mit Anreizen statt Verboten“, | |
| heißt es in dem Vertragsentwurf. Das klingt nach den Slogans, mit denen | |
| Ministerpräsident Rhein und seine CDU im Wahlkampf auf Distanz [4][zum | |
| bisherigen grünen Koalitionspartner] gegangen waren. | |
| Keines der künftig 11 Ministerien wird den Klimaschutz im Namen führen. | |
| Allerdings wird es, anders als von der CDU versprochen, auch kein | |
| selbständiges Landwirtschaftsministerium geben. Auch künftig werden | |
| Landwirtschaft und Umwelt in einem gemeinsamen Ressort verwaltet werden. | |
| Die SPD soll für drei Ressorts verantwortlich sein, die CDU erhält acht | |
| Ministerien. Zur Einhaltung der Schuldenbremse versprechen die | |
| Koalitionspartner eine klare Prioritätensetzung; allerdings sollen die | |
| Regelungen des Ausführungsgesetzes zur Schuldenbremse „im Lichte der | |
| Erfahrungen der vergangenen Jahre evaluiert“ werden, heißt es in dem | |
| Papier. | |
| Auch andere CDU-geführte Landesregierungen hatten Beratungsbedarf | |
| angemeldet, weil die Schuldenbremse auch Kredite für dringend nötige | |
| Zukunftsinvestitionen strikt begrenzt. Bevor der Koalitionsvertrag in der | |
| kommenden Woche unterschrieben werden kann, müssen die jeweiligen | |
| Parteigremien zustimmen. Die Billigung durch den CDU-Landesausschuss gilt | |
| als Formsache. Die SPD hat für Samstag zu einem Landesparteitag im | |
| südhessischen Groß-Umstadt eingeladen, bei dem es eine kontroverse Debatte | |
| geben dürfte. Dass die Hessen-SPD dem maßgeblich von ihrer | |
| Landesvorsitzenden Faeser ausgehandelten Vertrag die Zustimmung verweigert, | |
| gilt indes als unwahrscheinlich. | |
| 14 Dec 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christoph Schmidt-Lunau | |
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